"Schon wieder Erdbeben in Norditalien", titeln fast gleichlautend Het Belang Van Limburg und das Grenz-Echo. "Nach dem Schock", schreibt De Standaard auf Seite eins unter einem beeindruckenden Foto; darauf zu sehen ist eine Frau, die mit ihrem Regenschirm eine alte Dame vor der Sonne schützt; die Dame liegt auf einer Parkbank...: "Nach dem Erdbeben ist vor dem Erdbeben", so sinngemäß die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws.
Zum zweiten Mal innerhalb von neun Tagen hat in Norditalien die Erde gebebt. Nach dem bisherigen Stand gibt es 17 Tote zu beklagen; 200 Menschen wurden verletzt, 14.000 verloren ihr Dach über dem Kopf... Und Seismologen befürchten jetzt eine Kettenreaktion. "Den ganzen Sommer lang besteht in Norditalien die Gefahr neuer Erdbeben, schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins.
Reaktionen auf Massaker in Syrien
Viele Zeitungen blicken heute auch einmal mehr nach Syrien, wo die Gewalt nicht abreisst. Eine Reihe von westlichen Staaten hat den jeweiligen syrischen Botschafter ausgewiesen. Belgien erklärte den Vertreter des Assad-Regimes in Brüssel zur "persona non grata", wie unter anderem Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite berichtet. "Assad steht total alleine da", so denn auch die Schlagzeile von De Morgen. Na ja, so alleine nun wieder auch nicht, relativiert das Blatt in seinem Leitartikel. Die Europäische Union glänzte auch in dieser Sache einmal mehr durch Kakofonie. Es gibt keine einheitliche Haltung. Einige EU-Staaten haben den syrischen Botschafter nicht des Landes verwiesen aus Angst, Syrien könnte im Gegenzug die westlichen Botschaften in Damaskus schließen. Dadurch würden die Kommunikationskanäle zwischen Europa und Syrien gekappt, so die Befürchtung. Resultat: Europa sendet eine diffuse Botschaft aus. Man sollte sich mal die Frage stellen, ob es nicht eben diese schwammige und inkonsequente Haltung ist, die dazu geführt hat, dass die Gewalt in Syrien inzwischen schon 15 Monate andauert.
Alle Empörung über das Massaker von Al-Hula mit 108 Toten, der neuerliche diplomatische Druck, all das kann offensichtlich das Regime in Damaskus nicht vom Töten abhalten, kann auch L'Avenir nur verbittert feststellen. Dass die internationale Gemeinschaft untätig bleibt, ist aber nicht allein die Schuld der Russen und Chinesen mit ihrer Blockade-Haltung im UN-Sicherheitsrat. Machen wir uns nichts weiß: Niemand ist ernsthaft geneigt, mit Syrien einen Schlüsselstaat im Nahen Osten anzupacken. Die Region ist ein Pulverfass. Deshalb darf die syrische Bevölkerung denn auch von der Welt nicht mehr erwarten als ein wenig diplomatisches Geplänkel.
Wachstumspaket - eine Nullnummer?
Zur Innenpolitik, wo die Regierung heute letzte Hand an einen Wachstumsplan legt. Le Soir umreißt die Eckpunkte eines solchen Programms und zeigt auch die Prioritäten der sechs Koalitionsparteien auf. "Jetzt wird die Wirtschaft angekurbelt", so die Schlagzeile. Der Plan soll demnach bereits Mitte Juli stehen.
Doch sollte man davon nicht zu viel erwarten, warnt L'Echo in seinem Leitartikel. Erstens: Es fehlt das Geld für kraftvolle Maßnahmen. Zweitens: Die meisten der Rezepte, die derzeit kursieren, sind nicht neu. Und drittens: Der Föderalregierung fehlt es an Handhabe. Entscheidend sind nämlich in erster Linie die Bereiche Ausbildung, Forschung und Entwicklung. Und die Zuständigkeiten dafür sind auf Teilstaatenebene angesiedelt. Der Wachstumsplan kann also nur enttäuschend ausfallen.
Staatsreform: "Gas geben!"
Ebenfalls heute wollen Vertreter der sechs Koalitionspartner den Feinschliff an den Gesetzestexten zur Spaltung von BHV vornehmen. Hier liegt jedes Wort auf der Goldwaage, bemerkt L'Avenir. Über jedes Komma kann gegebenenfalls stundenlang diskutiert werden.
Doch geht Flandern das Ganze immer noch nicht schnell genug. Der flämische Ministerpräsident Kris Peeters hatte den föderalen Premierminister Elio Di Rupo gestern in Le Soir dazu aufgerufen, bei der Staatsreform doch bitte Gas zu geben.
Die Hintergründe sind offenkundig, analysiert heute La Libre Belgique: Die traditionellen flämischen Parteien CD&V, SP.A und Open-Vld wollen der N-VA den Wind aus den Segeln nehmen.
Peeters hat Recht, meint aber auch Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Peeters befürchtet nämlich, dass alle Parteien in Erwartung der Kommunalwahlen im Oktober immer nervöser werden, was am Ende die Diskussionen über die Staatsreform schwierig bis unmöglich machen könnte.
In Flandern sorgt derweil ein Vorstoß des Unternehmerverbands VOKA für Diskussionsstoff. Die VOKA plädiert für eine neue Gemeindefusion, um Skaleneffekte zu erzielen und damit die Effizienz der kommunalen Verwaltungen zu steigern. Het Nieuwsblad und Het Laatste Nieuws sind da eher skeptisch: Ein Trumpf der Gemeinden ist nämlich ihre Nähe zum Bürger. Größer heißt nicht notwendigerweise besser.
Von Kinderarmut und Fußballer-Gehältern…
Viele Zeitungen beleuchten heute die jüngsten europäischen Statistiken zum Thema Kinderarmut. Die Zahlen stimmen nachdenklich, wie unter anderem De Standaard bemerkt. "Reiches Land, arme Kinder", so die Schlagzeile. In Belgien lebt demnach fast ein Kind von zehn unter der Armutsgrenze. Belgien liegt demnach europaweit -gemessen an seinem Wohlstand- an der Spitze dieser traurigen Rangliste.
In schrillem Kontrast dazu stehen die Zahlen, die im Zusammenhang mit dem Transfer des belgischen Fußball-Nationalspielers Eden Hazard genannt werden. Hazard wird bei seinem neuen Club, dem FC Chelsea, 212.000 Euro pro Woche verdienen, schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. Bei Le Soir ist es etwas weniger; es sind aber immer noch 500.000 Euro im Monat. Das ist natürlich eine Ohrfeige für all diejenigen, die morgens aufstehen, und sich fragen, wie sie mit ihrem Geld hinkommen sollen, meint Le Soir in seinem Leitartikel. Man sollte aber nicht den Falschen an den Pranger stellen: Eden Hazard kann nichts dafür, es ist die Welt des Fußballs, die jegliches Maß verloren hat.
Und man sollte jetzt auch nicht naiv sein, mahnt La Libre Belgique. Der Profi-Fußball ist nicht erst letzte Woche durchgedreht. Seit Jahren schon kursieren in der Branche monströse Summen. Warum stellt man sich eigentlich viel zu selten die Gretchenfrage: Wo kommt all diese Geld eigentlich her?