"Neue Panik in der Eurozone", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. L'Echo titelt: "In Spanien und Griechenland erreicht die Angst jetzt auch die kleinen Leute".
Hunderttausende plündern ihre Bankkonten und werden ihr Erspartes künftig zu Hause im Tresor aufheben oder unter dem Kopfkissen. An nur einem Tag haben die Griechen bei ihrem Ansturm auf die Banken 700 Millionen Euro von ihren Konten abgehoben. In Spanien soll es sogar eine Milliarde gewesen sein.
Wie De Morgen berichtet, gießen die Ratingagenturen jetzt erneut Öl ins Feuer. Fitch hat die Kreditwürdigkeit Athens herabgestuft und Moody's die Bonität der spanischen Banken gesenkt. Die Folgen sind neue Kursverluste an den Börsen. Der belgische Leitindex Bel20 ist auf den niedrigsten Stand des Jahres gesackt. Der "Euro Stoxx", das Barometer der europäischen Finanzinstitute, hat den tiefsten Wert der letzten 25 Jahre erreicht.
Griechenland: in oder out?
Die Eurokrise ist auf einem neuen Höhepunkt und De Standaard fragt sich auf Seite 1: "Wird Griechenland die Eurozone verlassen? Ja oder nein?" Die Zeitung glaubt jedenfalls, dass Athen sich nicht mehr lange über Wasser halten kann. Im Interview mit dem Blatt hofft der belgische EU-Kommissar Karel De Gucht, dass ein Austritt Griechenlands für einen heftigen Knall sorgen wird und eine heilsame Dynamik einleitet. Die Folgen wären für die Griechen so dramatisch, dass alle anderen Länder ihre Spar- und Sanierungsbemühungen verstärken würden. Am Ende des schmerzhaften Prozesses entsteht ein solides und geeintes Europa, glaubt De Gucht.
"Austritt wäre wirtschaftlicher Selbstmord"
De Morgen sieht das ganz anders und lehnt einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone kategorisch ab. Die Gefahren eines solchen Szenarios sind nicht abzuschätzen. Sollte Athen zur Drachme zurückkehren, wird das zu einer massiven Abwertung führen und zu einer hohen Inflation. Außerdem drohen unzählige Firmenpleiten und eine Rekordarbeitslosigkeit. Darüber hinaus könnte das griechische Fieber auf andere Krisenstaaten wie Spanien und Italien überschlagen.
Und auch die anderen Euro-Staaten käme das teuer zu stehen. Experten sprechen von neun Milliarden Euro allein für Belgien. In der Zeitung Le Soir spricht ein Wirtschaftsprofessor heute sogar von 11,6 Milliarden. De Morgen schlussfolgert: Die Griechen aus dem Euro herauswerfen, das wäre die größte Dummheit in der Geschichte der Europäischen Union, und wirtschaftlicher Selbstmord.
Electrabel: "Erpressung und Mafia-Methoden"
Het Nieuwsblad befasst sich mit der Ankündigung Electrabels, zwei Gas- und Kohlekraftwerke in Belgien zu schließen. "Der Energieriese investiert nicht mehr in Belgien", titelt das Blatt. Wegen Steuern und Abgaben seien die betroffenen Produktionsstätten in Ostflandern und Lüttich nicht mehr rentabel, argumentiert der Konzern. Kritiker sprechen allerdings von Erpressung und befürchten, dass Electrabel mit der Schließung den Druck auf die Föderalregierung erhöhen und den geplanten Atomausstieg gefährden will.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace spricht in Het Laatste Nieuws von "Mafia-Methoden". Electrabel kontert: Der Betrieb sei nicht für die Energiesicherheit im Land verantwortlich. Die Zeitung hält fest: Zwischen dem Energieversorger und der Regierung herrscht Krieg. Electrabel an die Franzosen von GDF Suez zu verkaufen, war ein großer Fehler. Die Zeit lässt sich aber nicht zurückdrehen, deswegen sollte die Regierung jetzt so kreativ wie möglich sein, um den Energiemarkt weiter zu öffnen, Kunden zu ermutigen, zum günstigsten Anbieter zu wechseln und massiv in erneuerbare Energiequellen zu investieren.
Alkoholverbot für Nightshops?
Die flämischen Liberalen wollen Nightshops verbieten, nach Mitternacht Alkohol zu verkaufen. Das berichtet Het Laatste Nieuws. Open-Vld-Senator Bart Tommelein will dazu einen Gesetzesentwurf einreichen. Hintergrund sind zunehmende Probleme mit Jugendlichen, die sich nachts Alkohol in Nightshops besorgen, sich auf der Straße betrinken und in der Umgebung Unruhe stiften und für Lärmbelästigung sorgen. Die Zeitung ist verwundert: ein solcher Vorschlag zur Einschränkung der persönlichen Freiheiten von den Liberalen? Das Blatt plädiert dagegen für mehr Kontrollen und härtere Strafen für Unruhestifter.
Facebook: Jackpot oder Risiko?
Le Soir, La Libre Belgique und L'Avenir befassen sich ausführlich mit dem heutigen Börsengang von Facebook. Wenn man über das Sozialnetzwerk spricht, gibt es nur Superlative, notieren die Zeitungen: Über 900 Millionen Kunden und Erträge von rund 16 Milliarden US Dollar, das wird der größte Börsengang aller Zeiten. In wenigen Jahren hat Firmengründer Mark Zuckerberg ein Imperium geschaffen, das die Gewohnheiten vieler Menschen verändert hat.
La Libre Belgique meint: Facebook ist der Wirklichkeit gewordene amerikanische Traum. Am Anfang stand eine Idee in einem Studentenzimmer - ohne Geld, aber mit viel Ehrgeiz und Intelligenz. Inzwischen ist fast jeder bei Facebook und das Unternehmen ist viele Millionen Dollar wert. Le Soir gibt allerdings zu bedenken: Das Unterfangen ist nicht risikolos. Das Sozialnetzwerk Facebook könnte eine dieser Blasen sein, die ganz schnell wieder platzen.
Bild: Angelos Tzortzinis (afp)