Der Antrittsbesuch des neuen französischen Staatspräsidenten François Hollande bei der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Memoiren des ehemaligen Premierministers Jean-Luc Dehaene dominieren heute die Titelseiten der Inlandspresse. Weitere Themen: eine neue Studie über Schwangere, Rückerstattungen der belgischen Bahn an ihre Kunden und das Warten auf einen neuen Trainer der Fußballnationalmannschaft.
Klatschnass auf den Champs-Elysées und dann ein Blitzeinschlag in den Regierungsflieger: "Pechvogel François Hollande", titelt Het Belang van Limburg. Het Laatste Nieuws zeigt auf Seite eins ein Foto des völlig durchnässten neuen französischen Präsidenten.
Hollande hat gestern in Paris das Amt des Staatschefs angetreten und reiste im Anschluss nach Berlin. Er musste wegen eines Blitzeinschlags aber wieder zurückkehren. Mit Verspätung kam er am Abend doch mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen.
Le Soir schreibt dazu auf seiner Titelseite: Verdammt zur Zusammenarbeit. Trotz der Meinungsverschiedenheiten - die eine will weiter sparen, der andere investieren - wollen beide den deutsch-französischen Motor am Laufen halten. Das Wirtschaftsblatt L'Echo hält die Differenzen für überbrückbar.
Und immer wieder Griechenland
Im Mittelpunkt des Treffens stand wieder einmal unerwartet Griechenland. Denn auch der letzte Regierungsbildungsversuch in Athen ist gescheitert. In Athen wird es Neuwahlen geben, titelt De Morgen. Und: Das Land ist auf dem Weg, die Eurozone zu verlassen.
Das Grenz-Echo spricht von einem weiteren Verzweiflungsakt. Ob Faschisten oder Linksradikale: Es sind die extremistischen Kreise, die von der anhaltenden Misere in Griechenland profitieren. Vernünftige Lösungsansätze können aber auch sie nicht bieten. Vor allem die griechische Bevölkerung dürfte am Ende als der große Verlierer dastehen.
"Es bleibt ein Monat, um den Euro zu retten", bemerkt De Standaard auf seiner Titelseite. Die gemäßigten griechischen Politiker haben vier Wochen Zeit, um die Griechen zur Vernunft zu bringen. Sollte die linksradikale Partei Syriza als Wahlsieger hervorgehen, wird der Austritt aus der Eurozone allerdings unvermeidbar. Die Finanzmärkte zittern bereits jetzt, denn das würde die anderen europäischen Länder Milliarden kosten.
Die Kompromissfabrik Dehaene
Auf fast allen Titelseiten ist heute Jean-Luc Dehaene zu sehen. "Die Memoiren eines Staatsmanns", schreibt De Standaard. Auf rund 1.000 Seiten blickt der ehemalige Premierminister auf sein bewegtes politisches Leben zurück. In den 80er und 90er Jahren für seine legendären Kompromisse gefeiert, wird heute viel Kritik an dem Christdemokraten geübt, notiert La Libre Belgique. Unter anderem wegen seines Scheiterns auf der Suche nach einer Lösung für Brüssel-Halle-Vilvoorde und wegen seiner umstrittenen Führung an der Spitze des Dexia-Aufsichtsrates.
Het Nieuwsblad hebt hervor: Dehaene rechnet in seinen Memoiren mit ehemaligen Parteikollegen und politischen Gegnern ab. Premierminister Di Rupo beschreibt er als unkreativ, Außenminister Reynders nennt er zynisch, und über Altpremier Leterme schreibt er, dass er knallhart, misstrauisch und unberechenbar ist.
Kein Denkmal für Demokratie
Gazet van Antwerpen ist überzeugt: Ein Denkmal für Demokratie wird Dehaene nie bekommen. Er ist ein Politiker aus einer anderen Zeit, hat das Parlament stets als notwendiges Übel angesehen. Die Kompromissfabrik des Pragmatikers hat jedoch gute Arbeit geleistet.
Het Nieuwsblad fügt hinzu: Dehaene zog sich tagelang mit seinen Ministerkollegen auf Schloss Val Duchesse zurück, um schwierige Entscheidungen zu treffen. So hat er Belgien zum Föderalstaat umgemodelt, das Land saniert und auf Eurokurs gebracht. Als Banker ist er allerdings gnadenlos gescheitert.
Das beweist: Jean-Luc Dehaene ist auch nur ein Mensch, urteilt Gazet van Antwerpen.
Schwangerschaft und Zigarette
L’Avenir berichtet über eine erschreckende Studie der französischsprachigen Familienorganisation ONE. Demnach rauchen fast ein Viertel der Frauen während ihrer Schwangerschaft - im Schnitt elf Zigaretten am Tag. Weil Rauchen während der Schwangerschaft für das Kind gefährlich sein kann, will die Organisation jetzt eine groß angelegte Sensibilisierungskampagne starten. Aus der Studie geht ebenfalls hervor, dass jede zweite Mutter in Brüssel und der Wallonie bei der Geburt ihres Kindes älter ist als 30 Jahre. Die Teenie-Schwangerschaften sind mit knapp drei Prozent verglichen mit vorherigen Erhebungen leicht rückläufig.
Nach Angaben von Het Belang van Limburg hat die belgische Bahn im vergangenen Jahr über eine Million Euro als Entschädigung für verspätete Züge an die Reisenden gezahlt. Fast 70.000 Klagen der Kunden wurden angenommen. Das sind deutlich mehr, als im Vorjahr. Mit einem Gutschein der SNCB entschädigt werden kann man, wenn der Zug mehr als eine Stunde Verspätung hat.
Warten auf den neuen Oberteufel
Nach dem überraschenden Rücktritt von Georges Leekens am Wochenende wartet ganz Belgien auf Eric Gerets als neuen Trainer für die Fußballnationalmannschaft, schreibt Le Soir auf Seite eins. Im Exklusivinterview mit La Dernière Heure erklärt der derzeitige Trainer der marokkanischen Nationalmannschaft aber, er wolle in Marokko bleiben. Het Laatste Nieuws und De Morgen deuten die Zeichen allerdings anders und verkünden: Gerets ist auf dem Weg zu den Roten Teufeln.
Bild: Bertrand Langlois (afp)