"Der Austritt Griechenlands aus der Eurozone ist kein Tabu mehr", schreibt La Libre Belgique auf ihrer Titelseite. L’Echo titelt auf Seite 1: "Europa und die Finanzmärkte drängen Athen zu einer Lösung". De Standaard notiert: "Eine Expertenregierung ist der letzte Strohhalm für Griechenland."
Die Griechen unternehmen heute einen letzten Versuch, um eine Regierung zu bilden. Staatspräsident Papoulias will mit Vertretern von sechs Parteien über ein mögliches Kabinett von Technokraten beraten. Die Zeitung fügt aber hinzu: Selbst der Präsident ist nicht mehr optimistisch. Griechenland steuert auf Neuwahlen zu. Die Angst vor einem Austritt aus der Eurozone wird immer größer.
Rauswurf wird teuer
Wie Het Nieuwsblad berichtet, zittern die Börsen erneut. An den Finanzmärkten wurden gestern wieder Rückgänge, darunter auch in Brüssel, von zwei Prozent und mehr, verzeichnet. Sollte Athen tatsächlich den Euroraum verlassen, hätte das dramatische Folgen. Das Blatt hat nachgerechnet: Alleine Belgien würde ein Austritt Griechenlands mindestens sieben Milliarden Euro kosten. Im Gespräch mit L’Avenir erklärt Bruno Colmant, Wirtschaftsprofessor an der Katholischen Universität Neu-Löwen: Am Rauswurf der Griechen führt kein Weg vorbei. Die Zeitung findet: Die Europäer sind wie Eltern, die bei einem Kind mit Schwierigkeiten bereits alles versucht haben: hartes Auftreten, Drohungen, Einfühlungsvermögen, Erpressung, aber auch wohlwollende Betreuung. Als Rechnung bekommen sie das aufmüpfige Wahlergebnis von letzter Woche präsentiert: Die Griechen wollen bei den Sparanstrengungen nicht mehr mitmachen.
Griechische Tragödie
Gazet van Antwerpen fügt hinzu: Die Menschen in Griechenland wissen nicht, was sie wollen. Sie würden am liebsten in der Eurozone bleiben, aber nicht die Konsequenzen übernehmen. Sie wollen Unterstützung, aber nicht weiter sparen. Die Zeitung fasst es so zusammen: Die Griechen wollen das Huhn schlachten und die Eier haben.
Le Soir befürchtet: Die Eurokrise könnte sich erneut verschärfen. Sollte Griechenland zur Drachme zurückkehren, droht Ansteckungsgefahr. Doch nicht nur andere südliche Krisenstaaten wie Spanien, Portugal oder Italien wären betroffen, sondern alle Eurostaaten.
Es muss dringend eine Lösung her, weiß auch De Morgen. Der Zeitung zufolge wird das erste Treffen zwischen dem neuen französischen Präsidenten François Hollande und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel heute Abend in Berlin von der griechischen Tragödie überschattet. Het Laatste Nieuws spricht in diesem Zusammenhang von einem historischen Tag. Obwohl sie eine Wahlschlappe in Nordrhein-Westfalen erlitten hat, tut Frau Merkel so, als habe sich nichts geändert. Sie zeigt Stärke. Das ist reine Taktik, meint das Blatt. Denn die mächtigste Frau Europas hat gemerkt, dass der Wind sich längst gedreht hat, und dass sie sich auf die Wachstumsforderungen von Hollande zubewegen muss.
SNCB: Wilder Streik mit Bußgeld bestraft
De Morgen berichtet über die heftige Kritik nach dem wilden Eisenbahnerstreik am Montag in der Wallonie. Die SNCB ist wütend und will die Streikenden bestrafen. Ein saftiges Bußgeld wird ihnen direkt vom Lohn abgezogen werden, erklärt ein Sprecher der nationalen Eisenbahngesellschaft auf Seite eins. Anhänger der autonomen Lokführergewerkschaft SACT hatten in sechs wallonischen Depots ohne Ankündigung die Arbeit niedergelegt, rund 60 Zugverbindungen mussten daraufhin gestrichen werden. Als Grund gab die nicht anerkannte Gewerkschaft das Unglück von Godinne an und fehlende Investitionen in die Sicherheit. Die Zeitung findet den wilden Streik inakzeptabel.
Die SNCB-Gruppe beschäftigt 40.000 Mitarbeiter, doch einige Wenige reichen aus, um den Betrieb lahm zu legen. Die Reisenden sind jedes Mal die Dummen. Mit solchen Aktionen verspielen Gewerkschafter ihre bereits geschrumpfte Sympathie bei der Bevölkerung. Der Ruf nach einem Minimaldienst bei Streiks wird wieder laut. Das Blatt meint: Die Frage ist nicht mehr, ob der Notdienst bei der SNCB eingeführt werden soll, sondern wann.
Leekens: Fratze hinter schöner Fassade
Für Schlagzeilen sorgt heute erneut Ex-Nationaltrainer Georges Leekens. Er hatte am Wochenende die Roten Teufel überraschend verlassen und einen Drei-Jahresvertrag beim FC Brügge unterschrieben. Wie Het Nieuwsblad auf seiner Titelseite schreibt, verdient er dort das Doppelte. 1,2 Millionen im Jahr, statt bisher 600.000 Euro bei der Nationalmannschaft.
Das Grenz-Echo meint: Leekens zeigt hier seine hässliche Fratze, beziehungsweise sein wahres Gesicht. Zuerst baut er eine schöne Fassade auf, beschwört ein Wir-Gefühl und ein Zusammengehörigkeitsgefühl von "seinen Jungs" mit den Fans, aber sobald ein besser dotiertes Angebot ins Haus flattert, macht er sich aus dem Staub. Die Nachfolge an der Spitze der roten Teufel ist bislang noch ungeklärt.
In Het Nieuwsblad sprechen sich die Ex-Nationaltrainer Wasseige, Anthuenis, Van Moer und Van Himst für Assistenz-Trainer Marc Wilmots aus. "Gebt ihm eine Chance", so das Credo. Der belgische Fußballverband zweifelt allerdings noch an der Berufserfahrung von Wilmots.
Archivbild: Aris Messinis (afp)