Sah Leekens sich seiner Aufgabe nicht gewachsen?
Gazet van Antwerpen spricht von einer Wahnsinnstat: Noch nicht zwei Jahre trainierte Leekens die Nationalmannschaft, da kommt ein lukratives Angebot und schon ist er weg. Oder hat Leekens vielleicht Angst bekommen? Angst davor, dass er trotz mehrerer Weltklassespieler, die zurzeit im Ausland aktiv sind, die berechtigten Erwartungen Belgiens im Hinblick auf die Teilnahme an der nächsten Fußballweltmeisterschaft nicht erfüllen kann.
Het Belang van Limburg will erfahren haben, dass der FC Brügge als neuer Arbeitgeber von Leekens dessen Jahresgehalt von 600.000 Euro, das er beim belgischen Fußballverband erhielt, glatt verdoppelt hat. Wie dem auch sei, die roten Teufel brauchen einen neuen Trainer, und der muss mindestens die Teilnahme an der nächsten Weltmeisterschaft schaffen, denn die Spieler, die ihm dafür zur Verfügung stehen, gehören in den ausländischen Clubs, in denen sie aktiv sind, zur absoluten Spitze.
Ein Verrat, den man nicht so schnell verzeiht
La Dernière Heure notiert im gleichen Kontext, Leekens war immer schon für Überraschungen gut. An die 20 Mal hat er den Club gewechselt, und zwar jedes Mal aus finanziellen Gründen. Diesmal ist sein Verhalten allerdings schon fast als Verrat zu werten, dem man ihm in Belgien nicht so schnell verzeihen wird. Es ist allerdings auch möglich, dass er selbst zu der Überzeugung gelangt war, dass er dem Job als Nationaltrainer einfach nicht gewachsen ist.
Le Soir meint zum gleichen Thema, Georges Leekens ist nur ein Beispiel von dem, was der heutige Fußball geworden ist: Viel Wind und Zynismus. In diesem Milieu gibt es nur einen, der treu bleibt und das ganze System noch zusammenhält, der Supporter.
De Wever und Di Rupo einsame Spitze
Wechseln wir vom Fußball zu den Politstars, die La Libre Belgique heute mit der Veröffentlichung ihres jüngsten Polit-Barometers in Szene setzt. Dazu die Schlagzeile auf Seite eins “Di Rupo und De Wever erdrücken ihre Rivalen“. Erläuternd heißt es dazu: Mit 44 Prozent der Stimmen im Popularitätstest ist und bleibt De Wever unangefochten die Nummer eins in Flandern. Beachtlich findet die Zeitung allerdings auch das Abschneiden Di Rupos, der in der Wallonie und Brüssel mit Abstand der beliebteste Politiker ist, inzwischen aber auch in Flandern den zweiten Platz belegt und damit Ministerpräsident Peeters überholt hat. Blicken wir nun auf das Ausland, wo das weitere Schicksal Griechenlands und die gestrige Landtagswahl in NRW starke Beachtung finden.
Griechenland vor dem Rauswurf aus der Euro-Zone
Nachdem Griechenland sich offenbar nicht zur Bildung einer Regierung aufraffen kann, die den von Europa verlangten Sparkurs fortführt, hält Le Soir einen Rauswurf Griechenlands aus der Eurozone für durchaus möglich. Kein Geringerer als der Präsident der EU-Kommission Barroso habe deutlich zu verstehen gegeben, dass ein Griechenland, dass sich nicht an die Spielregeln hält, im Euroland nichts mehr zu suchen hat. Ferner zitiert Le Soir die neuste Ausgabe von “Der Spiegel“, der die Griechen auffordert, zu ihrer nationalen Währung, der Drachme, zurück zu kehren.
De Morgen äußert sich im ähnlichen Sinne und glaubt zu wissen, dass dieser Schritt die belgische Staatskasse mit mindestens 3 Milliarden Euro belasten wird. Sollte Griechenland tatsächlich aus dem Euro ausscheren, folgt gleich die Frage, wer der nächste sein wird: Spanien, Portugal und Italien sind gleichfalls Wackelkandidaten. Wir befinden uns anscheinend dicht an einem Wendepunkt mit als Einsatz die Zukunft von einigen 100 Millionen Europäern.
Eine schwere Niederlage für Angela Merkel
Mehrere Zeitungen heben heute auch das außergewöhnlich schlechte Abschneiden der CDU bei der gestrigen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen hervor. Dazu heißt es in Le Soir, damit hat Bundeskanzlerin Merkel 16 Monate vor der nächsten Bundestagswahl einen wichtigen Test verloren. Die Niederlage der CDU ist eine deutliche Absage der Wähler an ihre Sparpolitik. Het Laatste Nieuws sieht das genauso und spricht von der schwersten Niederlage der Merkel-Partei seit dem Zweiten Weltkrieg in Nordrhein-Westfalen.
Zum gleichen Thema meint De Standaard in seinem Leitartikel: Nie zuvor seit 1945 war die CDU im größten deutschen Bundesland kleiner als heute. Damit hat die Gleichgewichtsübung, mit der die Kanzlerin Deutschland in Europa halten will, ohne den Rest Europas zu verpflichten, dem deutschen Beispiel zu folgen, jegliche Glaubwürdigkeit verloren. Weiter heißt es, genau wie anderswo verlangen inzwischen auch die deutschen Wähler Veränderung, ohne zu wissen, was sie genau damit meinen.
Archivbild: Eric Lalmand (belga)