“Die Separatisten haben eine Mehrheit in Flandern“, titelt La Libre Belgique auf Seite eins.
Die Zeitung veröffentlicht heute ihr traditionelles Polit-Barometer: Wenn am Sonntag gewählt würde, könnte die nationalistische N-VA mit 38,6 Prozent der Stimmen rechnen.
Der rechtsextreme Vlaams Belang kommt der Umfrage zufolge auf 12 Prozent - womit die Separatisten zum ersten Mal eine Mehrheit in Flandern hätten.
Die traditionellen Parteien setzen ihren Abwärtstrend weiter fort. Wie Het Laatste Nieuws bemerkt, ist die N-VA größer als alle flämischen Regierungsparteien zusammen. Besonders dramatisch fallen die Umfragewerte für die OpenVLD aus. Den flämischen Liberalen wollen nur mehr zehn Prozent der Wähler ihre Stimme geben, was De Morgen zur Schlagzeile verleitet: “Die OpenVLD ist in Panik“.
Auf französischsprachiger Seite verliert die sozialistische PS an Gewicht, liegt aber weiterhin mit 31 Prozent der Wahlabsichten deutlich vorn. Die liberale MR kann dagegen im Vergleich zur letzten Umfrage leicht hinzugewinnen und landet in der Umfrage von La Libre Belgique bei knapp 20 Prozent.
N-VA: Weniger Kilos - mehr Stimmen
Die Zeitung beschäftigt sich mit dem großen Zuspruch für Bart De Wever und seine nationalistische N-VA. Nichts scheint diesen Mann aufhalten zu können. De Wever hat abgespeckt, seine Partei dagegen gewinnt massiv an Stimmen hinzu: Plus zehn Prozent im Vergleich zu den Parlamentswahlen 2010. Schon bald könnte er in seiner Heimatstadt Antwerpen Bürgermeister werden und 2014 Ministerpräsident von Flandern.
Het Laatste Nieuws fügt hinzu: Bart De Wever hat derzeit freie Fahrt, die N-VA profitiert vom Erfolg ihres charismatischen Vorsitzenden, seiner Diät und seinen gelungenen Medienauftritten. Leider gibt es innerhalb der Regierung niemanden, der ihm die Stirn bieten kann. Inhalte und Argumente liefert De Wever kaum, dafür spricht er aber die Emotionen seiner Wähler an. Die Situation ist fast absurd, notiert La Libre Belgique. Die flämischen Wähler geben einer Partei ihre Stimme, deren Hauptprogrammpunkt sie ablehnen, nämlich die Teilung Belgiens.
Di Rupo vor Dilemma
Premierminister Di Rupo steht vor einem Dilemma. Entweder er macht weiter wie bisher und riskiert den Abwärtstrend der flämischen Regierungsparteien CD&V, SP.A und OpenVLD zu beschleunigen, oder er räumt ihnen innerhalb der Koalition noch mehr Freiräume ein und sorgt damit im Kabinett für Turbulenzen.
Le Soir findet: Die Föderalregierung muss alles auf eine Karte setzen und ihr umfangreiches Koalitionsprogramm weiter akribisch umsetzen. Was ein wenig nach Zwangsarbeit aussieht, ist in Wirklichkeit aber alternativlos: Die Regierung muss den Belgiern zeigen, dass, während die einen von der Oppositionsbank aus nur kritisieren, die anderen hart arbeiten und Dinge in Gang setzen.
Mündet Abwärtstrend in Fiasko?
Het Nieuwsblad stellt den Abwärtstrend der traditionellen Parteien nicht nur in Belgien fest, sondern auch im Rest Europas. Die Griechenland-Wahl vor knapp einer Woche ist das beste Beispiel dafür. Immer mehr Menschen kehren den klassischen Formationen den Rücken und wenden sich damit auch von Europa ab. Doch das Blatt gibt zu bedenken: Ohne die EU wäre die Lage noch dramatischer. Sollte Griechenland eines Tages den Euroraum verlassen, ist das Fiasko perfekt. Populisten und Extremisten werden dann erst recht ihren großen Auftritt haben.
Kneipen: Rauchverbot hat nicht geschadet
Das Rauchverbot hat Kneipen und Cafés nicht geschadet, schreibt Le Soir auf seiner Titelseite. Die Zeitung stützt sich dabei auf Zahlen des nationalen Statistischen Instituts. Demnach haben seit der Einführung des Rauchverbots im Juli 2011 nicht mehr Gaststätten geschlossen als zuvor. Horeca-Verbände hatten im vergangenen Jahr befürchtet, ein Drittel der Kneipen und Cafés müsste wegen des Rauchverbots schließen. Belgien-weit gibt es noch 17.000 Cafés. Vor 20 Jahren waren es zwar noch knapp doppelt so viele, der Bierkonsum lag damals aber auch deutlich höher als heute. Im Schnitt trinkt jeder Belgier pro Jahr fast 80 Liter Bier.
Kuchen für die Mama
Het Belang van Limburg blickt auf den morgigen Muttertag und lässt zahlreiche Mütter und deren Kinder zu Wort kommen. Mamas freuen sich über Geschenke, heißt es in der Zeitung. Einige bewahren sogar alle Muttertagsgeschenke sorgfältig auf. Dazu gehört auch Ria aus Leopoldsburg, die es nicht übers Herz bringt, sich von einem vor 20 Jahren gebackenen Kuchen ihrer Tochter zu trennen. Der Kuchen steht seitdem unberührt im Keller.
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)