"Absolution für das Debakel", schreibt De Standaard auf seiner Titelseite. Bei Le Soir heißt es: "Dexia abgestürzt und niemand ist verantwortlich". Bei der Generalversammlung der Dexia-Holding gestern in Brüssel haben über 80 Prozent der Aktionäre die Führung der Restbank entlastet. Damit dürfte es schwer werden, juristisch gegen die Bosse vorzugehen oder sie für etwaige Managementfehler verantwortlich zu machen.
"Die Kleinanleger sind stinksauer", notiert La Libre Belgique und fährt fort: Dexia-Chef Pierre Mariani und Verwaltungsratsvorsitzender Jean-Luc Dehaene kommen ungestraft davon.
Der Generalversammlung der Dexia-Holding vorausgegangen war ein politisches Geplänkel zwischen dem Föderalstaat und Flandern. Bei der Abstimmung hat der Norden des Landes gegen die Entlastung gestimmt, die föderale Ebene hat sich enthalten. Die Franzosen dagegen stimmten massiv für die Entlastung der Dexia-Bosse. Wie De Standaard bemerkt, wollte die Regierung Di Rupo mit ihrer Enthaltung einen Frontalangriff auf Paris verhindern und sich so eine bessere Position bei einer eventuellen Neuverhandlung der milliardenschweren Garantien für die marode Restbank verschaffen. De Standaard kritisiert die Vorgehensweise der flämischen Regierung, die Belgiens Verhandlungsposition möglicherweise schwächen könnte.
Entlastung der Dexia-Bosse: "feige und lächerlich"
Die Dexia-Holding ist nach dem Absturz der belgisch-französischen Bankengruppe übrig geblieben und gilt als erstes Opfer der Schuldenkrise. Sie ist vor allem in Südeuropa aktiv und steckt voller sogenannter "fauler Papiere". Die Verantwortlichen jetzt reinzuwaschen, findet Le Soir lächerlich und feige. Vor allem die Politik steckt mal wieder den Kopf in den Sand. Auch L'Avenir findet: Die Politik trägt eine Mitschuld. Schließlich hat sie jahrelang zugesehen.
Het Nieuwsblad hingegen kann die Entlastung zum Teil nachvollziehen. Mariani und Dehaene für alles verantwortlich zu machen, wäre scheinheilig. Die großen Fehler haben nicht sie begangen, sondern ihre Vorgänger Axel Miller und Pierre Richard. Diese beiden Herren haben die Dexia in die Schieflage gebracht und jeden Tag belgisches Spargeld für riskante Geschäfte nach Frankreich gehievt. Als Dank dafür erhalten sie übrigens noch heute eine großzügige Rente von Dexia.
Het Belang van Limburg stellt nüchtern fest: Schuld hin oder her, jetzt kommt es darauf an, dass die neue Dexia-Führung dafür Sorge trägt, dass Belgien seine über 50 Milliarden Euro schweren Garantien niemals auf den Tisch legen muss. Ansonsten steht uns ein Szenario bevor wie das in Griechenland.
Energie-Experten: Strompannen ab 2014
Laut De Morgen könnte es in Belgien schon bald zu Strompannen kommen. "Licht aus ab 2014", titelt das Blatt auf Seite 1. Energieexperten warnen in einem Bericht an die Föderalregierung vor sogenannten Black-outs in der Versorgung bei großen Stromnachfragen, etwa im Winter. Hintergrund ist die geplante Schließung von unrentablen Gas- und Kohlekraftwerken. Dadurch fehlen ab 2014 bis zu 4.000 Megawatt Strom. Wie Le Soir berichtet, plädiert die Expertengruppe auch für eine Verschiebung des Atomausstiegs. Statt 2015 die drei ältesten Meiler des Landes zu schließen, raten die Fachleute dazu, nur ein Atomkraftwerk herunterzufahren.
Arbeitslosengeld: Regierung dreht Hahn zu
Ab November wird das Arbeitslosengeld in Belgien gekürzt. Das schreibt unter anderem La Dernière Heure auf ihrer Titelseite. Langzeitarbeitslose erhalten demnach bis zu 20 Prozent weniger. Für zusammenlebende Arbeitslose beträgt der Rückgang bis zu 500 Euro im Monat. Das sind 40 Prozent weniger. Die Kürzungen beim Arbeitslosengeld hatte die Regierung im Koalitionsprogramm festgehalten. Indem sie ihnen den Geldhahn zudreht, will die Regierung Arbeitslose dazu anregen, schneller auf den Arbeitsmarkt zurückzukehren.
Last-Minute-Angebote: Mangelware
Het Laatste Nieuws wirft einen ersten Blick auf die Sommerferien. Nach Angaben der Reiseveranstalter wird es in diesem Jahr nur wenig Last-Minute-Angebote geben. Grund sind die vielen Frühbucher. Dadurch sind einige Hotels bereits für den kompletten Sommer so gut wie ausgebucht. Schnäppchen kurz vor Urlaubsantritt sind also Mangelware - es sei denn, der Reisende entscheidet sich für Griechenland. Wegen der anhaltend schlechten Nachrichten kehren die Belgier den beliebten Ferieninseln Kreta und Rhodos derzeit massiv den Rücken.
Die Zeitung schaut auch aufs Urlaubswetter: Der Monat Mai bleibt nass, verregnet und kühl. Dafür soll es laut Wetterexperten im Juni und Juli aber viel Sonnenschein geben.
Bild: Kristof Van Accom (belga)