Nach dem ersten Mai veröffentlichen heute viele Zeitungen Berichte zu den Kundgebungen der Parteien und ihren Standpunkten. Weitere Themen sind der Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich und das heute Abend stattfindende große TV-Duell zwischen Sarkozy und Hollande. Außerdem wird berichtet, dass die jungen Belgier zu ungesund leben.
"Die letzte Chance für Sarkozy", titelt Le Soir auf Seite eins. Auch das Grenz-Echo schreibt: "Für Sarkozy wird es eng". Als Joker gilt ein großes TV-Duell heute Abend, wenn sich die beiden Kontrahenten direkt gegenüber sitzen werden. Der verbale Schlagabtausch gilt als wichtiges Ritual im französischen Wahlkampf. Und: Er könnte den um die Wiederwahl kämpfenden Präsidenten retten, fügt L’Avenir hinzu.
Seit Wochen hat der sozialistische Herausforderer François Hollande die Nase vorn. Präsident Nicolas Sarkozy könnte allerdings das Ruder im letzten Moment herumreißen. Medienauftritte liegen ihm ganz besonders. Das richtige Wort an der richtigen Stelle, schlagfertige Antworten, und die passende Ausstrahlung im Fernsehstudio: Hollande muss sich warm anziehen, meint die Zeitung. Gewählt wird erst am Sonntag.
Schweres Geschütz zum Tag der Arbeit
La Libre Belgique glaubt unterdessen, dass der französische Präsidentschaftswahlkampf auch auf Belgien abfärbt. Selten waren die Auseinandersetzungen zwischen Sozialisten und Liberalen hierzulande so groß wie gestern bei den Feierlichkeiten zum Tag der Arbeit. PS und MR haben schweres Geschütz aufgefahren. Beide politische Lager stellen die Arbeit in den Mittelpunkt, setzen aber grundlegend verschiedene Akzente.
Bei Kundgebungen im ganzen Land warnte die sozialistische Bewegung vor dem Abbau des Sozialstaates. Sie forderte mehr Gerechtigkeit und die Erhöhung des Mindestlohnes um zehn Prozent. Die Liberalen dagegen lobten bei ihrer Feier die vielen Selbständigen, sie würden am meisten arbeiten und nie streiken. Die MR plädiert für die Abschaffung der Lohnabgaben der Arbeitgeber auf die ersten drei Arbeitsstellen in Unternehmen. Das würde die kleinen und mittelständischen Betriebe entlasten und der Wirtschaft neuen Schwung verleihen.
Liberale feiern den 1. Mai: Widerspruch?
La Libre Belgique fügt hinzu: Der Ursprung des Tags der Arbeit geht auf einen Arbeiteraufstand im 19. Jahrhundert in den USA zurück. Dass die Liberalen behaupten, der erste Mai sei auch ihr Feiertag, ist historisch gesehen also falsch. Die "Blauen" wollen den "Roten" an diesem Tag einfach nicht das Feld überlassen. Eigentlich ist diese nutzlose Debatte den Belgiern egal, schlussfolgert die Zeitung, was die Menschen wollen, sind klare und mutige Antworten auf ihre Probleme.
Gazet van Antwerpen findet: Der sozialistische Wirtschaftsminister Johan Vande Lanotte hat sich gestern zu Recht feiern lassen. Er hat die Strom- und Gaspreise gedeckelt, den mächtigen Energieversorgern den Kampf angesagt, und verdient dafür Applaus. Jetzt will er die hohen Telefonkosten nach unten drücken. Auch dafür verdient er Anerkennung.
Bonuszahlungen contra Mindestlohn
De Standaard versteht die Hauptforderungen der sozialistischen Bewegung: Ein Konjunkturbelebungsplan und die Erhöhung des Mindestlohns. Leider gibt es derzeit dafür kein Geld. Het Belang van Limburg kann die Forderung der Gewerkschaften nach einer Erhöhung des Mindestlohns zum Teil nachvollziehen. Menschen mit geringem Einkommen müssen mehr verdienen. Den Arbeitgeber darf das aber nicht zusätzlich belasten. Dass die Unternehmer den Vorschlag der Gewerkschaften gleich abgeschmettert haben, findet das Blatt jedoch lächerlich: Wie können die Betriebe auf der einen Seite Bonuszahlungen an ihre Top-Manager verteilen, und auf der anderen Seite behaupten, es sei kein Geld für die Arbeiter da.
Auch Het Laatste Nieuws meint: Den Bruttolohn erhöhen bringt nichts. Das würde nur die Wettbewerbsfähigkeit der belgischen Unternehmen weiter in Gefahr bringen. Stattdessen muss die Regierung dafür sorgen, dass Menschen mit einem kleinen Einkommen mehr in der Tasche haben. Das kurbelt die Wirtschaft an, ohne die Arbeitgeber zu belasten.
N-VA: Tricks und Schiebereien im Kabinett
Trotz des Sparhaushalts bekommen die ministeriellen Kabinette mehr Geld. Das behauptet N-VA-Haushaltsexperte Steven Vandeput in der Zeitung Het Belang van Limburg. Über ein Hintertürchen habe die Regierung 12,5 Millionen Euro Zusatzmittel für die Kabinette eingeschleust - obwohl es weniger Minister und Staatssekretäre gibt. Der Oppositionspolitiker hat die Aufstockung im Budget der Gebäuderegie entdeckt. Jeder in diesem Land muss sparen - warum bekommt die Regierung dann mehr Geld, fragt sich der N-VA-Mann. Für die flämischen Nationalisten ist der gesamte Haushalt gespickt mit Tricks und Schiebereien.
Junge Belgier trinken zu viel
De Morgen hat einen ersten Blick auf eine Studie der Weltgesundheitsorganisation werfen können. Demnach findet sich jeder
dritte Jugendliche in Flandern zu dick und seine Ernährung ungesund. Laut der Studie bewegen die jungen Flamen sich nicht nur zu wenig, sondern greifen auch zu oft zur Flasche. Beim Alkoholkonsum schneidet Flandern mit dem siebten Platz bei der internationalen Untersuchung nicht gerade ruhmreich ab. Noch trinkfreudiger allerdings sind der Weltgesundheitsorganisation zufolge die jungen Wallonen.
Bild: Fred Dufour/Eric Feferberg (afp)