"Die Krise ist wieder da - und sie war nie wirklich weg", ist De Standaard überzeugt. "Exit Rutte", heißt es auf Seite 1. Der niederländische Premierminister Mark Rutte hat am Montag das Handtuch geworfen und Königin Beatrix seinen Rücktritt angeboten. In Sachen Sparpaket sind sich die Niederländer nicht einig geworden. Das Land, das einst mit dem Zeigefinger auf andere zeigte und harte Sparmaßnahmen unter anderem für Griechenland forderte, steht jetzt selbst am Pranger, hält Het Belang van Limburg fest. Schuld daran ist nach Ansicht der Zeitung die rechtspopulistische Partei von Geert Wilders. Sie hat der Minderheitsregierung in Den Haag die Unterstützung entzogen.
"Populist Wilders ist ein Feigling"
Het Nieuwsblad schreibt: "Das Experiment Wilders" ist gescheitert. Doch was macht der Rechtspopulist, wenn es ernst wird?, fragt das Blatt. Er macht sich aus dem Staub und stürzt sein Land in eine politische Krise. Het Laatste Nieuws schreibt dazu: Populisten sind Feiglinge. Sie übernehmen keine Verantwortung und laufen sogar vor ihren eigenen Wählern weg. Unter dem Einfluss von Wilders hat sich der politische Schwerpunkt in den Niederlanden nicht nur nach rechts verschoben, die Ansichten von Den Haag haben sogar antieuropäische Züge angenommen. Die Niederländer werden erneut ihre Stimme abgeben müssen - bereits zum fünften Mal in zehn Jahren. Das erinnert an das politisch unstabile Belgien der 80er Jahre, notiert Het Belang van Limburg.
De Standaard fügt hinzu: Es steht bereits fest, dass die Regierungsbildung viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Das "Experiment Wilders" einzugehen, war ein großes Risiko. Jetzt ist auch klar: Die Niederländer müssen einen hohen Preis dafür zahlen.
Frankreich: Jeder Dritte hat Protestwahl abgegeben
L'Avenir kommt auf die Wahl in Frankreich zurück und stellt fest: Die erste Runde hat das Land außer Fassung gebracht. Zählt man die Stimmen von extremlinks und extremrechts zusammen, so hat sich jeder dritte Franzose für eine Protestwahl entschieden. Frankreich wird von einer ernsthaften Vertrauenskrise getroffen. Nach Ansicht der Zeitung können in Sachen Beschäftigung, innere Sicherheit, Einbürgerung und Armut weder Sarkozy, noch Hollande überzeugen.
La Libre Belgique bereitet das hohe Wahlergebnis des rechtsradikalen Front National Sorgen. Der FN ist mit Marine Le Pen salonfähig geworden. Die radikale Partei hat viele Wähler überzeugt, weil sie Werte wie Mut und Willenskraft verkörpert.
Das Grenz-Echo ist unterdessen überzeugt: Die Franzosen haben genug von Sarkozy. Die Menschen im Land sind mit dem Status quo unzufrieden und sie wünschen sich eine andere Politik. Eine Politik mit mehr Realitätsbezug und vor allem eine Politik ohne Sarkozy. Ob Hollande allerdings ein geeigneter Nachfolger ist, steht dabei auf einem anderen Blatt.
Investoren haben Angst vor "Präsident Hollande"
Le Soir beschäftigt sich mit dem Spagat von Nicolas Sarkozy. Wie weit wird er sich auf die Wähler der rechtsradikalen Le Pen hinzubewegen müssen, ohne jedoch die Anhänger der gemäßigten Kandidaten in die Arme von François Hollande zu treiben?
Das Wirtschaftsblatt L'Echo hält fest: Die Investoren haben Angst vor einem möglichen französischen Präsidenten François Hollande. Er könnte den EU-Fiskalpakt neu verhandeln und sorgt so für Unsicherheit an den internationalen Märkten, titelt La Libre Belgique auf Seite 1. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel könnte einen wichtigen Verbündeten im Kampf gegen die Schuldenkrise verlieren, so die Befürchtung.
Het Laatste Nieuws ist aber überzeugt: So weit wird es nicht kommen. Natürlich wird der Sozialist Hollande den Fiskalpakt anpassen wollen, aber die Grundrichtung wird er nicht verändern können. Die strengen Haushaltsregeln gibt es bereits seit 1992 und dem Maastrichter Vertrag. Die EU-Kommission hat jetzt nur die Möglichkeit erhalten, die Einhaltung der Kriterien auch tatsächlich zu kontrollieren.
"Di Rupo will zu oft Eskorten": Polizisten drohen mit Streik
Auf der Titelseite von Het Laatste Nieuws heißt es: "Unzufriedenheit bei Verkehrspolizei Brabant". Der Dienst ist unter anderem für die Eskorte des Premierministers und der Staatsgäste in Brüssel zuständig - hat aber zu wenig Personal. Es fehlen knapp 30 Beamte. Sollte sich an der Situation nichts ändern, wollen die Polizisten Anfang Mai in den Streik treten. Für die Missstände machen die Gewerkschaften unter anderem Premier Di Rupo verantwortlich. Er würde sich zu oft zu seinen Terminen von der Polizei eskortieren lassen. Das Kabinett findet die Kritik überzogen, hat aber angekündigt, das Dienstfahrzeug des Regierungschefs mit Blaulicht ausrüsten zu lassen, um die Eskorten der Polizei künftig weniger oft in Anspruch zu nehmen.
Archivbild: Valerie Kuypers (anp)