Alle Zeitungen unterstreichen den Sieg des Sozialisten François Hollande in der ersten Wahlrunde gegen den amtierenden Präsident Sarkozy, aber auch das unerwartet gute Abschneiden von Marine Le Pen, der Kandidatin des rechtsextremen Front National.
Den zweiten und entscheidenden Wahlgang werden in zwei Wochen, am 6. Mai, Hollande und Sarkozy bestreiten, und dieses Duell - so tippen die meisten Zeitungen - wird aller Voraussicht der sozialistische Herausforderer für sich entscheiden.
Le Soir spricht von der Wut der Franzosen über die gescheiterte Politik des amtierenden Präsidenten. Frankreich hat ihm massiv die Tür gewiesen, denn drei Viertel der Franzosen haben nicht für ihn gestimmt. Sarkozy hinterlässt ein in zwei Lager gespaltenes Frankreich. Das eine ist nationalistisch eingestellt, fremdenfeindlich und antieuropäisch. Das Lager der Linken hingegen kämpft für die Veränderung, die Ethik und die Solidarität bei der Überwindung der Wirtschaftskrise. Diese beiden Lager werden bei der Stichwahl aufeinander treffen und Le Soir hofft, dass Nicolas Sarkozy bei dieser Entscheidung verliert.
Eine Blamage für Sarkozy
Auch De Standaard sieht ein tiefgespaltenes Frankreich. Der vorausgesagte Sieg des Sozialisten Hollande ist zwar eingetreten, doch das Comeback des Front National hat ihm den Sieg in der ersten Runde vermiest. Die Zeitung spricht gar von einer echten Blamage für den Präsidenten, der als erster Amtsinhaber die erste Runde nicht gewinnt. Nach diesem Ergebnis ist François Hollande für die Stichwahl vom sechsten Mai zweifellos der Favorit. De Standaard unterstreicht aber auch das hervorragende Abschneiden des rechtsextremen Front National, der mit seiner Präsidentin Marine Le Pen seine Stimmen im Vergleich zu den letzten Wahlen praktisch verdoppelt hat und somit dabei ist, in Frankreich salonfähig zu werden.
La Dernière Heure sieht ebenfalls François Hollande als den nächsten französischen Präsidenten. Als wichtigsten Grund dafür nennt die Zeitung die Tatsache, dass er kein Problem haben dürfte, praktisch alle linksgerichteten Kräfte hinter sich zu scharren. Dagegen wird der Front National aller Voraussicht nach seinen Wählern keine Wahlempfehlung für Sarkozy geben. In diesem Fall dürfte das Rennen zugunsten des sozialistischen Herausforderers gelaufen sein.
La Libre Belgique schreibt zum gleichen Thema: Das Ergebnis der ersten Wahlrunde hat gezeigt, dass die öffentliche Meinung in Frankreich geteilter ist als je zuvor. Im Hinblick auf den zweiten Wahlgang hofft die Zeitung, dass dabei die Entscheidung von den großen gesellschaftlichen Herausforderungen bestimmt wird - insbesondere der Jugendarbeitslosigkeit, einer größere Sicherheit, mehr Solidarität, der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, der Regulierung der Einwanderung und der Umwelt. Sarkozy und Hollande hatten beide das Zeug dazu, Frankreich wieder so weit zu bringen, dass die Franzosen in Zukunft eine Wahl für den rechtsextremen Front National nicht mehr nötig haben.
Het Belang van Limburg zufolge hat der amtierende Präsident bewiesen, dass er ein Kämpfer ist. Doch eigentlich haben die französischen Wähler gestern bereits ihr Urteil über ihn gesprochen. Es ist kaum denkbar, dass er in den nächsten zwei Wochen noch die Kraft findet, das Ruder herumzuwerfen. Allerdings ist gerade in der Politik eine Überraschung nie auszuschließen.
Duell der Giganten in Antwerpen
Das zweite große Thema in den flämischen Zeitungen ist die Entscheidung von N-VA-Chef De Wever, bei den Gemeinderatswahlen vom kommenden Oktober für das Bürgermeisteramt in Antwerpen zu kandidieren. Damit kommt es dort, so schreibt Gazet van Antwerpen, zu einem spannenden Duell zwischen ihm und dem derzeitigen Bürgermeister Patrick Janssens - das heißt zwischen zwei Politikern, die derzeitig nach belgischen Normen zur absoluten Spitze gehören. Wenn De Wever es schaffen will, muss er in Antwerpen vor allem die Ausländer davon überzeugen - die immerhin ein Drittel der Wähler darstellen - dass er Antwerpen nicht gegen sie, sondern mit ihnen gestalten will.
Het Laatste Nieuws schreibt zum gleichen Thema: Antwerpen jubelt, denn mit De Wever als Bürgermeisterkandidat bekommt die Stadt die Gemeinderatswahl, die sie verdient. Der heutige Bürgermeister Janssens hat Stil und Klasse. Ein Mann seines Kalibers verdient einen Herausforderer des gleichen intellektuellen Niveaus, und den bekommt er jetzt.
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