Panik bei Electrabel
Bleiben wir zunächst bei diesem Thema: „Electrabel rudert zurück“, titelt dazu das Grenz Echo und nennt als Grund, dass der Energieriese allein in diesem Jahr 58.000 Strom- und 40.000 Gaskunden verloren hatte.
Het Belang van Limburg zufolge hat dieser Verlust selbst beim Energieriesen Electrabel Panik ausgelöst, denn selbst ein Riese kann es sich nicht leisten, die Konsumenten zu ignorieren. Insofern täten die Verbraucher gut daran, ihre Macht öfter zu gebrauchen.
Auch Het Laatste Nieuws macht daraus seinen großen Aufhänger auf Seite eins, hebt aber zugleich hervor, dass die Kunden selbst einen Antrag auf Preisverringerung stellen müssen. Und selbst in diesem Fall, so hat Test Achats berechnet, bleibt Electrabel im Schnitt immer noch 25 Prozent teurer als verschiedene Konkurrenten.
Vor allem Werbung in eigener Sache
Het Nieuwsblad macht zum gleichen Thema auf mit der Balkenüberschrift: Trotz der Preisverringerung bleibt Electrabel 435 Euro pro Jahr teurer als die günstigsten Anbieter.
Bisher war Electrabel zwar noch viel teurer, nämlich um rund 600 Euro pro Jahr, doch so gewaltig ist die Preisverringerung auch wieder nicht. Insofern muss man das ganze wohl in erster Linie als eine von Electrabel geschickt inszenierte Werbung in eigener Sache betrachten, so urteilt Het Nieuwsblad.
La Dernière Heure geht ebenfalls auf dieses Thema ein. Die Zeitung hat einen Vergleich zwischen den verschiedenen Energieanbietern gemacht, um herauszufinden, wer denn nun wirklich der preisgünstigste ist. Nun das ist offenbar von Region zu Region unterschiedlich, doch auch hier die Feststellung, Electrabel ist mit Sicherheit nicht der billigste. Auf jeden Fall rät die Zeitung allen Verbrauchern, bei den Energiepreisen wachsam zu sein und sich auf der Internetseite der wallonischen Energiekommission die verschiedenen Preis-Simulationen anzuschauen.
Gazet van Antwerpen meint zum gleichen Thema, wenn Electrabel heute seine Preise um rund zehn Prozent senken kann, dann müssen wir uns als Verbraucher zwangsläufig fragen, wie viel wir in den vergangenen Jahren zu viel gezahlt haben. Das gleiche gilt wohl auch für den Telekom-Sektor, so dass man nur hoffen kann, dass sich dort auch in Kürze etwas zu Gunsten der Kundschaft bewegt.
Der Premierminister des Optimismus
Verschiedene Zeitungen lassen heute Premierminister Di Rupo eine erste Bilanz seiner bislang knapp fünfmonatigen Amtszeit ziehen. In La Libre Belgique meint der Regierungschef zu den angekündigten Reformen: “Einfach ist das Ganze mit Sicherheit nicht, doch wir werden es schaffen.“ Zu einer möglichen Anpassung der Lohn-Indexierung verweist Di Rupo auf das Regierungsabkommen, das eine solche nicht in Betracht zieht. Was seines Erachtens bedeutet, dass eine Änderung in Sachen Index nur möglich ist, wenn alle sechs Regierungsparteien damit einverstanden sind. Auf die Frage nach einem baldigen Rücktritt von König Albert meint Di Rupo lakonisch: “Davon hat er mir bisher nie etwas gesagt.“ Auch L’Avenir interviewte den Regierungschef und bezeichnet ihn als den Premierminister des Optimismus. Einige Zitate aus dem Interview: Der Wiederaufschwung ist möglich. Das Ganze ist weniger ein Problem von Zahlen als eine Sache der Überzeugung.
Reformen müssen tiefer gehen
De Standaard meint dazu kommentierend: Natürlich sind der wirtschaftliche Wiederaufschwung und das Haushaltsgleichgewicht für Belgien eminent wichtig. Doch darüber hinaus wird die Regierung Di Rupo den Beweis liefern müssen, dass das belgische Modell, so wie wir es bisher kennen, noch lebensfähig ist. Dazu müssen die von der Regierung angekündigten Reformen aus flämischer Sicht schneller kommen und tiefer gehen. Andernfalls werden die jetzigen flämischen Regierungsparteien bei den nächsten Parlamentswahlen von den nationalistischen Parteien in Flandern überrollt werden.
Sarkozy nicht unterschätzen
Zum Schluss noch ein Wort zu den Präsidentschaftswahlen in Frankreich. Dazu schreibt Le Soir: Die Wahl der Franzosen wird mit Sicherheit auch die europäische Politik beeinflussen.
Wie die meisten, sieht auch La Dernière Heure François Hollande als aussichtsreichsten Kandidaten, warnt jedoch davor, Sarkozy zu unterschätzen. Das voraussichtliche Duell mit Hollande im zweiten Wahlgang liegt dem amtierenden Präsidenten wahrscheinlich viel besser als seinem Herausforderer. So sieht es ebenfalls De Morgen unter der Balkenunterschrift: “So lange Hollande nicht gewählt ist, hat Sarkozy nicht verloren.“ Der Präsident ist ein Kämpfer und könnte vor allen Dingen von jenen 25 Prozent der Wähler profitieren, die noch unentschlossen sind.“ La Libre Belgique schließlich will nicht ausschließen, dass die sogenannten Protestwähler bei diesem französischen Urnengang das Zünglein an der Waage sein können.
Archivbild: Kristof Van Accom (belga)