Der Preiskrieg im Energiesektor ist heute wieder ein wichtiges Thema auf den Titelseiten. Weiter geht es um weit verbreitete Praktiken wie Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung. Außerdem berichten die Zeitungen über den Wahlkampf in Frankreich und die schlechten Umfragewerte von Präsident Sarkozy.
“Die Energieriesen rudern zurück“, schreibt Het Laatste Nieuws heute auf seiner Titelseite. Luminus, die Nummer zwei auf dem belgischen Markt, zieht die Tariferhöhung vom ersten April zurück. Trotz Verbots der Föderalregierung hatten viele Energieproduzenten zum ersten April die Gaspreise angehoben. Sie hatten ihre Juristen erklären lassen, das Gesetz zur Preisdeckelung sei undeutlich formuliert, der Preisanstieg damit zulässig.
Luminus macht Rückzieher - was tut Electrabel?
Verbraucherschutzminister Johan Vande Lanotte war stinksauer und hatte den Konzernen mit schweren Konsequenzen gedroht. Luminus will nach eigener Aussage jetzt ein starkes Zeichen setzen und wird seine Tarife nicht erhöhen. Auch Lampiris und Nuon hatten auf einen Preisanstieg verzichtet. Wie De Morgen berichtet, richten sich jetzt alle Blicke auf Electrabel. Der Energieriese hatte erbitterten Widerstand angekündigt gegen das Verbot der Regierung, die Strom- und Gaspreise bis zum Ende des Jahres anheben zu dürfen. Der Konzern lässt sich momentan nicht in die Karten blicken und will sich erst morgen dazu äußern, ob es bei der durchgeführten Tariferhöhung bleibt.
Schwarzarbeit: Moralisches Umdenken gefragt
De Standaard berichtet auf Seite eins: "Belgier kaufen massiv ohne Kassenzettel." Laut einer aktuellen Umfrage mehrerer Universitäten haben im vergangenen Jahr knapp 40 Prozent der Belgier Waren oder Dienstleistungen schwarz gekauft oder in Anspruch genommen - das heißt, ohne die fälligen Steuern zu zahlen. Am meisten verbreitet ist die Schwarzarbeit der Zeitung zufolge im Baufach. Beim Bauen und Renovieren geben die meisten Landsleute an, nicht alle Rechnungen ordnungsgemäß zu begleichen. Die meisten Schwarzarbeiter sind der Studie zufolge Männer. Und: Auch beim Ausfüllen der Steuererklärung gibt ein Viertel der Belgier an, zu tricksen.
De Standaard findet: Es wird Zeit, diese "schwarze Spirale" zu durchbrechen. Die Zeitung schlägt drei Maßnahmen vor:
Erstens: Die Behörden müssen ihre Kontrollen verstärken. Die Chance, erwischt zu werden, muss höher liegen. Zweitens: Schwarzarbeit darf nicht mehr so attraktiv sein. Die Lohn- und Gehaltskosten sind hierzulande viel zu hoch. Und drittens: Die Regierung muss ein moralisches Umdenken bei der Bevölkerung schaffen und dafür sorgen, dass der Bürger nicht weiter das Gefühl hat, er sei der einzige Dumme, der seine Steuern ordnungsgemäß zahlt, während alle anderen schummeln.
Goebbels-Vergleich von Moureaux: Ein Fehler
Le Soir kommt auf eine Polemik zurück - ausgelöst durch Philippe Moureaux, Bürgermeister der Brüsseler Stadtgemeinde Molenbeek. Der hatte eine RTBF-Reportage über den Islam in Belgien scharf kritisiert. Dem französischsprachigen Fernsehsender wirft er Manipulation vor und Methoden wie die von Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels. Mit versteckter Kamera hatte die RTBF in einer Brüsseler Moschee gefilmt, wie ein Imam während einer Predigt frauenfeindliche Parolen von sich gab. Außerdem kritisierte er die anderen Religionen. L’Avenir findet die Haltung Moureaux' und seine Aussagen inakzeptabel.
Auch La Libre Belgique meint, der Bürgermeister von Molenbeek und Vize-Präsident der PS hat einen Fehler gemacht. Die RTBF-Reportage ist ausgewogen und entspricht den journalistischen Normen. Der Film zeigt einerseits, wie sich gewisse Teile der muslimischen Gemeinschaft problemlos in Brüssel integriert haben, andererseits aber auch, wie eine Minderheit sich radikalisiert und zum Problemfall wird. Schockierend findet L’Avenir, dass die PS-Oberen, allen voran Präsident Thierry Giet, Moureaux nach seiner RTBF-Attacke nicht in die Schranken verwiesen haben und stattdessen den Kopf in den Sand stecken. Das ist inakzeptabel. Philippe Moureaux müssen Grenzen gesetzt werden.
Polizei: Dein Freund und Helfer?
Het Nieuwsblad berichtet ausführlich über das VRT-Magazin Volt. Reporter hatten mit versteckter Kamera in zehn Polizeiwachen des Landes Geldbeutel mit 150 Euro und einem Personalausweis abgegeben und erklärt, sie hätten das Portmonnaie auf der Straße gefunden. Als der vermeintliche Besitzer kurze Zeit später seine Geldbörse bei der Polizei abholen wollte, war sie in drei Fällen verschwunden. "Ein Skandal", findet das Blatt und fordert eine Untersuchung der Vorfälle sowie harte Strafen. Polizisten müssen anständig und ehrenhaft sein. Überall und jederzeit.
La Libre Belgique bringt ein Interview mit dem wallonischen Regionalminister André Antoine auf ihrer Titelseite. Der will dem Flughafen Charleroi zu größerer Ausstrahlungskraft verhelfen und lässt untersuchen, ob es Interessenten für transatlantische Flüge gibt. Langstreckenflüge werden bislang nur am Nationalflughafen Zaventem angeboten. Außerdem denkt der Minister an neue Flugverbindungen nach Berlin und Genf. Der Flughafen Charleroi gehört zum Großteil der Wallonischen Region. In diesem Jahr werden rund sechs Millionen Passagiere von dort aus abheben.
Thronwechsel in Frankreich?
Le Soir widmet seine Titelseite den Präsidentschaftswahlen in Frankreich. Drei Tage vor der ersten Runde sieht es schlecht aus für Staatspräsident Nicolas Sarkozy. In allen Umfragen liegt er hinter seinem größten Konkurrenten, dem Sozialisten François Hollande. Selbst im Sarkozy-Lager sind nicht mehr alle von der Wiederwahl des Präsidenten überzeugt. Die Zeitung titelt: "Abschiedsstimmung im Elyséepalast."
Archivbild: Herwig Vergult (belga)