"Die große Breivik-Show", titelt Gazet van Antwerpen. Het Nieuwsblad zeigt ein Foto des norwegischen Massenmörders mit der Schlagzeile "Lächelnd zum Prozessauftakt". "Ohne Reue", schreibt De Standaard und zeigt den martialischen Gruß des Rechtsextremisten im Osloer Gerichtssaal. "Massenmörder Breivik nutzt Prozess als große Bühne", notiert das Grenz-Echo auf Seite 1.
Der Rechtsradikale Islamhasser plädierte auf "nicht schuldig" und sagte, er habe in Notwehr gehandelt. Der 33-Jährige muss sich für den Tod von 77 Menschen verantworten, die er im Sommer auf der Ferieninsel Utoya und im Regierungsviertel von Oslo erschossen hatte. Die Verlesung der Anklageschrift verfolgte Breivik ohne emotionale Regung. Erst als ein von ihm erstellter Propaganda-Film im Gerichtssaal gezeigt wurde, kamen Breivik die Tränen. Prozessbeobachter sind sich jedoch einig, dass diese Tränen nicht den Opfern galten.
"Unnötiges Forum für Breivik"
Het Nieuwsblad hält fest: Es war zu erwarten, dass Breivik jede einzelne Sendeminute nutzen würde, um seine "kranke" Ideologie, seinen Hass auf die multikulturelle Gesellschaft darzustellen. Die Zeitung findet es unbegreiflich, dass das norwegische Gericht dem Mann ein solches Forum bietet. Breivik bekommt das, auf was er sein ganzes Leben gewartet hat. Glücklicherweise sind die Medien nicht an allen Prozesstagen zugelassen. In den zehn kommenden Prozesswochen werden die Richter die Frage klären müssen, ob der Psychopath zurechnungsfähig ist oder nicht. Gazet van Antwerpen sieht dagegen etwas Positives in dem Prozess.
Keine neun Monate nach der grausamen Bluttat steht der Angeklagte vor Gericht. Das wäre in Belgien unvorstellbar. Der Kinderschänder Marc Dutroux stand erst acht Jahre nachdem seine Gräueltaten entdeckt worden waren vor Gericht. Im Fall Kim De Gelder, der 2009 zwei Babys und eine Betreuerin in einer Kindertagesstätte in Dendermonde tötete, scheint der Prozess noch nicht einmal in Reichweite zu sein. Unser Rechtssystem muss dringend vereinfacht werden. Es gibt eine Fülle an Vorschriften und Formalitäten, die zwar gut gemeint sind, aber in der Praxis nicht funktionieren. Die Zeitung schlussfolgert: Sie ziehen die Prozedur in die Länge und schaffen manchmal Ungerechtigkeiten.
Di Rupo à la Hollandaise
L'Avenir befasst sich mit der Teilnahme von Premierminister Elio Di Rupo an einer Wahlkampfveranstaltung des französischen PS-Kandidaten François Hollande. "Auf Biegen und Brechen nach Lille", titelt die Zeitung. Innerhalb der Koalition, vor allem bei den Liberalen regt sich Widerstand gegen Di Rupos Auftritt in Frankreich. Der Regierungschef gibt seine Neutralität auf, so der Vorwurf der MR. Er stehe schließlich an der Spitze einer Sechs-Parteien-Koalition. Das Blatt findet die Kritik an den Haaren herbeigezogen: Wenn ein sozialistischer Premierminister dem sozialistischen Präsidentschaftskandidaten im Nachbarland die Daumen drückt, hat das nichts Befremdliches, bemerkt L'Avenir.
Juristisches Nachspiel für Fortis
Wie Le Soir auf seiner Titelseite berichtet, steht die Fortis-Bank nach den Niederlanden jetzt auch hierzulande in der Kritik. Die belgische Finanzaufsichtsbehörde FSMA hat die "Akte Fortis" der Staatsanwaltschaft überreicht. Die soll jetzt der Frage nachgehen, ob ehemalige Manager der Bankengruppe Investoren mit falschen Informationen über den finanziellen Zustand von Fortis getäuscht haben. Ein niederländisches Gericht hatte Mitte Februar zwei Führungskräfte der ehemaligen niederländisch-belgischen Bankengruppe verurteilt.
Mehr gefahren und weniger verbraucht
De Standaard bemerkt auf Seite 1: Die steigenden Kraftstoffpreise verändern unser Verhalten an der Tankstelle. So ist der Dieselverbrauch in Belgien im vergangenen Jahr zum ersten Mal gesunken. Autofahrer, die Benzin tanken, kehren dem teuren Super 98-Kraftstoff immer mehr den Rücken zu und entscheiden sich massiv für das billigere Super 95. Dass wir weniger tanken, heißt aber nicht -so schlussfolgert die Zeitung- dass wir auch weniger Auto fahren. Der sinkende Gesamtverbrauch erklärt sich durch die umweltfreundlicheren Fahrzeuge, die in Belgien im Umlauf sind. Über kurz oder lang werden wir um ein Umdenken aber nicht herumkommen. Die Zauberformel lautet: Fahrgemeinschaften bilden und jedes Mal überlegen, ob eine Autofahrt zwingend notwendig ist. Ein anderes Übel sind die vielen Firmenwagen. Deren Nutzer fahren, ohne zu überlegen, so viel wie sie wollen, und das so gut wie kostenlos. Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist das Dienstauto günstiger als eine Gehaltserhöhung. Auch darüber sollte man sich Gedanken machen.
Nach Informationen des Wirtschaftsblatts L'Echo denken Telenet und Voo darüber nach, den belgischen Mobilfunkanbieter Base gemeinsam zu kaufen. Der hochverschuldete niederländische Telekomriese KPN, dem Base derzeit gehört, will sich von seiner belgischen Sparte trennen. Base ist mit 3,2 Millionen Kunden und 25 Prozent Marktanteil der kleinste Mobilfunkanbieter des Landes. Kostenpunkt für die mögliche Übernahme, laut Zeitung: 1,8 Milliarden Euro.
dpa/jp - Archivbild: Heiko Junge (afp)