Außerdem im Mittelpunkt: der Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich.
"Die Gefängnisse am Rande der Implosion", schreibt L'Avenir auf Seite 1. Le Soir titelt: "Explosive Stimmung in den Haftanstalten - Das Wachpersonal ist wütend". Nach dem Ausbruch von zwei Häftlingen aus dem Gefängnis von Arlon sorgt das Sicherheitsproblem in den belgischen Gefängnissen wieder für Schlagzeilen. "Der Unmut beim Wachpersonal ist groß", stellt La Dernière Heure fest.
In der Wallonie und in Brüssel haben die Wärter am Wochenende vorübergehend die Arbeit niedergelegt. Sie fordern dringend neue Sicherheitsmaßnahmen und bessere Arbeitsbedingungen. Bei einem Hofgang hatten die beiden geflohenen Häftlinge das Wachspersonal mit einem Messer bedroht und sie als Geisel genommen. Wie Het Nieuwsblad berichtet, gelang einem der beiden Straftäter bereits vor zehn Monaten die Flucht aus dem Gefängnis von Nivelles - nach demselben Prozedere. Auch damals hatte er das Wachpersonal mit einem spitzen Gegenstand bedroht. Obwohl die Behörden den Mann als gefährlich einstufen, hatte ein Richter verschärfte Haftbedingungen abgelehnt.
Turtelboom: Mehr Sicherheit durch Metalldetektoren
Um kurzfristig für mehr Sicherheit in den Gefängnissen zu sorgen, will Justizministerin Annemie Turtelboom 800.000 Euro freimachen. Wie Gazet van Antwerpen schreibt, sollen die Haftanstalten des Landes unter anderem mit Metalldetektoren ausgestattet werden. Bei jedem Hofgang sollen die Häftlinge künftig kontrolliert und gefährliche Gegenstände schnell erkannt werden.
La Libre Belgique ist skeptisch. Natürlich sollten die Behörden alles dafür tun, damit Häftlinge Gefängniswärtern kein Messer an die Kehle setzen, aber sind Metalldetektoren wirklich die Lösung? Die Zeitung glaubt vielmehr, dass es dringend einer neuen Sichtweise bedarf. Die Regierung muss sich dringend mit der Überbevölkerung in den belgischen Haftanstalten beschäftigen. Außerdem plädiert das Blatt für eine andere Strafpolitik: Statt Verurteilte sinnlos in Gefängnissen zu "parken", sollten die Behörden lieber die Wiedereingliederung der Häftlinge in die Gesellschaft vorbereiten, damit Straftäter nach ihrer Haftentlassung nicht noch gefährlicher sind als vor ihrer Festnahme.
Gefängnisse sind alt und überfüllt
Het Nieuwsblad hält fest: Während der langen Regierungsbildung haben die Politiker dem Thema Sicherheit nicht viel Beachtung geschenkt. Zwei Ereignisse haben das in den letzten beiden Wochen grundlegend geändert: die tödliche Attacke bei den Brüsseler Verkehrsbetrieben und der Gefängnisausbruch von Arlon.
Het Belang van Limburg bemerkt: Das Problem mit den 32 belgischen Gefängnissen ist keinesfalls neu. Seit Jahren ist die Lage angespannt. Die Gebäude sind alt - sie stammen teilweise noch aus der Gründungszeit unseres Landes. Und: Die Gefängnisse sind chronisch überfüllt. Auch das belgische Justizwesen steckt seit 20 Jahren ununterbrochen in der Krise.
In diesem Zusammenhang fragt sich De Standaard, ob Ministerin Turtelboom mit dem Ressort Justiz nicht ein vergiftetes Geschenk bekommen hat. Sie steht jedenfalls vor einer Mammutaufgabe. An der Justizreform haben sich bereits einige ihrer Vorgänger die Zähne ausgebissen. Turtelboom muss die Damen und Herren Magistraten überzeugen, dass der Justizapparat dringend umstrukturiert werden muss.
Auch Het Laatste Nieuws fordert dringend Taten. Die Zeit der warmen Worte und der Versprechungen ist jedenfalls vorbei.
Sarkozy braucht ein Wunder
Einige Zeitungen blicken auf den Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich. Eine Woche vor der ersten Runde zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab zwischen Staatspräsident Nicolas Sarkozy und seinem aussichtsreichsten Herausforderer François Hollande. "Bereit für das große Duell", titelt De Standaard auf Seite 1. Jüngste Umfragen sehen den PS-Mann Hollande derzeit an der Spitze. Seit Sarkozy vor zwei Wochen sein Wahlprogramm vorgestellt hat, sinken seine Umfragewerte. Die Zeitung meint deshalb: "Der Präsident braucht ein Wunder." Sein größter Konkurrent gibt sich unterdessen siegessicher: "Nichts kann uns mehr aufhalten", sagte Hollande. Vor jeweils zehntausenden Anhängern haben beide Kandidaten gestern in Paris den Endspurt des Wahlkampfs eingeläutet.
Mehr Selbstmorde durch Schuldenkrise
De Morgen beschäftigt sich mit der steigenden Selbstmordrate in Europa. Allein in Italien haben sich seit dem Beginn des Jahres schon über 20 Unternehmer das Leben genommen. Der Unternehmerverband schlägt jetzt Alarm und macht die Schuldenkrise dafür verantwortlich. Nach Angaben der Zeitung werden auch in Irland und Spanien fast 20 Prozent mehr Selbstmorde verzeichnet. Experten sehen auch hier die Wirtschaftskrise als Grund. In Griechenland hat der Anstieg mit über 40 Prozent dramatische Züge angenommen. Seit Anfang Januar haben 150 Menschen ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt. Vor zehn Tagen hatte sich ein Rentner in der Nähe des Parlaments in Athen erschossen und zuvor erklärt, er habe Schulden und halte das nicht mehr aus.
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