"Morgen ist der Streik vorbei: Dann rollt der Brüsseler Nahverkehr wieder", titelt L`Avenir. Heute ist zum sechsten Tag in Folge allerdings erneut mit Protestaktionen zu rechnen. Am Nachmittag wird der getötete STIB-Kontrolleur beigesetzt. Wie Het Laatste Nieuws berichtet, wollen die Mitarbeiter der Brüsseler Verkehrsbetriebe aus Respekt ihren Dienst unterbrechen. An der Schweigeminute werden sich auch die regionalen Nahverkehrsgesellschaften De Lijn und TEC sowie die belgische Bahn beteiligen.
Bus und Bahn rollen wieder
De Morgen notiert, dass sich Gewerkschaften, Föderalregierung und Brüsseler Regionalregierung am Abend geeinigt haben: 70 zusätzliche Polizisten werden ab morgen bei den Verkehrsbetrieben in der Hauptstadt für mehr Sicherheit sorgen. Bis zum Ende des Jahres sollen insgesamt 400 Beamte hinzukommen. Die Gewerkschaften hatten einen konkreten Zeitplan gefordert, um den Streik nach dem gewaltsamen Tod des STIB-Kontrolleurs am vergangenen Samstag zu beenden.
Unter anderem Het Nieuwsblad ist kritisch und fragt auf Seite eins: Wo sollen die zusätzlichen Polizisten herkommen" Landesweit fehlen nach aktuellen Berechnungen der Polizeigewerkschaft mehr als 3.000 Beamte. Nach jedem schweren Zwischenfall versprechen die politisch Verantwortlichen mehr Polizeipräsenz. Doch hapert es oft bei der Ausführung.
Mehr Polizisten für Brüssel
Etwa 2006, nach dem Mord an einem Jugendlichen im Brüsseler Zentralbahnhof. Die Zeitung bemerkt: Versprochen hatte die Regierung damals über 100 zusätzliche Polizisten. Tatsächlich kamen aber nur 35. Gleiches gilt für die Straßenschlachten 2010 in Anderlecht: Statt 100 versprochener Polizisten wurden nur 15 in Dienst genommen. Das Blatt hält fest: Wenn die Regierung mehr Uniformierte auf den Straßen sehen will, muss sie kräftig in die Sicherheitsdienste investieren. De Morgen gibt zu bedenken: Das Sicherheitsproblem im öffentlichen Nahverkehr wird nicht an einem Tag zu lösen sein - auch nicht mit 400 zusätzlichen Polizisten.
Zu viel Urlaub?
Het Belang van Limburg und Gazet van Antwerpen finden: Unsere Parlamentarier haben zu viel Urlaub. Mit der ersten Verhofstadt-Regierung wurde die parlamentarische Sitzungsperiode 1999 an den Schulkalender angepasst. Neben den langen Sommerferien ruht die Arbeit auch an Weihnachten, Karneval, Allerheiligen und aktuell an Ostern. Insgesamt, so haben beide Zeitungen ausgerechnet, kommen die föderalen und regionalen Abgeordneten auf rund 100 Urlaubstage im Jahr. Mehr Freizeit haben nur die britischen Politiker.
Dazu kommen ein Nettogehalt von mehr als 5.000 Euro im Monat, zahlreiche Prämien und eine vorteilhafte Rente. Das ärgert hierzulande nicht nur viele Bürger, die deutlich weniger verdienen und Anspruch auf gerade einmal 20 Urlaubstage haben, sondern auch Theo Francken von der N-VA. Er will die parlamentarische Urlaubszeit um drei Wochen verkürzen. Statt erst am zweiten Dienstag im Oktober, sollten die Parlamentarier bereits zum 15. September ihre Arbeit wieder aufnehmen.
Het Belang van Limburg meint: Faule Abgeordnete und Senatoren wird man mit dieser Maßnahme zwar nicht zu mehr Arbeit bewegen, aber schon allein aus moralischen Gründen sollten die Parlamentarier über den Vorschlag des Nationalisten nachdenken.
Le Soir stellt auf seiner Titelseite fest: Brüssel hat ein Arbeitsproblem. Mehr als die Hälfte der Jobs in der Hauptstadt wird von Menschen aus Flandern und der Wallonie ausgeübt. Das Ergebnis: Jeder fünfte Einwohner der Millionenstadt ist arbeitslos. Als Gründe nennt die Zeitung die mangelnde Qualifikation vieler Brüsseler sowie die hohen Mietpreise. Das treibt vermehrt junge Arbeitnehmer aus der Stadt, die ihre Steuern, dann wie die meisten, nicht in Brüssel, sondern in Flandern oder der Wallonie bezahlen.
Das Wirtschaftsblatt L'Echo hat ausgerechnet: Seit dem Beginn des Jahres sind in der Wallonie schon mehr als 2.300 Arbeitsplätze verloren gegangen. Fast täglich gibt es schlechte Neuigkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Erst gestern hat die Druckerei Hélio die Streichung von über 100 Stellen an ihrem Standort bei Charleroi angekündigt.
Danneels zu Missbrauchsopfer: "Ich bete für Sie"
Het Laatste Nieuws berichtet auf Seite eins: Kardinal Godfried Danneels wird in Kürze erneut polizeilich verhört. Im Rahmen der Missbrauchsskandale wollen die Ermittler ihn mit belastendem Material konfrontieren. Aus den Dokumenten soll hervorgehen, dass Kardinal Danneels gegenüber pädophilen Priestern nicht hart genug aufgetreten ist. Der Vorwurf der Vertuschung steht im Raum. Wie ein Missbrauchsopfer in der Zeitung berichtet, soll der Kardinal kirchenintern keine Schritte gegen den straffällig gewordenen Geistlichen eingeleitet haben. Stattdessen erhielt die Frau ein Schreiben des Kirchenoberen mit den Worten: "Ich werde für Sie beten".
Archivbild: Bruno Fahy (belga)