"Alle großen Energieversorger haben ihre Tarife angehoben - trotz Verbots", schreibt Het Laatste Nieuws heute auf Seite 1. Nicht nur Marktführer Electrabel und Luminus haben die Gaspreise zum ersten April erhöht, sondern auch Nuon und Essent. "Wir haben nichts Verbotenes gemacht, sondern nur das Gesetz befolgt", wird eine Electrabel-Sprecherin in der Zeitung zitiert. "Verbraucherschutzminister Johan Vande Lanotte stellt uns als Lügner und Betrüger hin". Die Energieproduzenten sind stinksauer, weil der flämische Sozialist Unternehmen und Bürger dazu aufgerufen hat, ihre Gasrechnung anzufechten.
"Vande Lanotte verhält sich wie ein Cowboy"
"Ist Vande Lanotte mit dem Aufruf zum bürgerlichen Ungehorsam zu weit gegangen?" Diese Frage stellt La Libre Belgique auf ihrer Titelseite. Nach Informationen der Zeitung De Morgen gibt es auch innerhalb der Koalition kritische Töne. "Vande Lanotte verhält sich wie ein wild gewordener Cowboy und das können wir nicht unterstützen", erklärt ein nicht namentlich genannter Ministerkollege.
Gazet van Antwerpen ist überzeugt: "Der Verbraucherschutzminister hat das ganze Land hinter sich". Im Kampf gegen die ausbeuterischen Energieriesen könnte er mächtig punkten. Für Het Belang van Limburg dagegen ist die Regierung Di Rupo mitverantwortlich für den Preiskampf an der Gasfront. Dass die Energieversorger ihre Tarife genau an dem Tag erhöhen, an dem die Preisdeckelung der Regierung in Kraft trifft, hat mit dem nicht deutlich genug formulierten Gesetzestext zu tun. Es ist nicht die Aufgabe eines Ministers zum zivilen Ungehorsam aufzurufen, sondern vielmehr in der Gesetzgebung für Klarheit zu sorgen. Statt vor den Energieriesen mit den Muskeln zu zucken, sollte die Regierung lieber ein neues, deutliches Gesetz auf den Weg bringen, zur Not mit rückwirkender Wirkung.
Das Wirtschaftsblatt L'Echo sieht das ähnlich: Der Minister muss jetzt handeln und nicht zur Selbstjustiz aufrufen. Auch Le Soir bedauert das seit Jahren andauernde Kräftemessen zwischen der Regierung und den Energielieferanten. Auf der einen Seite hat die Koalition zu leichtfertig gehandelt: Das Gesetz zur Preisdeckelung hätte klarer formuliert werden müssen. Auf der anderen Seite ist die Borniertheit der Strom- und Gaskonzerne kaum noch zu ertragen. Die Tariferhöhung am Rande der Legalität wird nicht viel Geld einbringen, ist die Zeitung überzeugt. Dem ohnehin schon schlechten Image der Konzerne wird sie aber weiteren Schaden zufügen.
Belgische Verbraucher sind Melkkuh von Electrabel
De Morgen findet: Es ist das erste Mal seit der Liberalisierung des Energiemarkts, 2003, dass sich eine Regierung an das Problem der extrem hohen Strom- und Gaspreise in unserem Land wagt. Die Preisdeckelung bis zum Ende des Jahres soll dem Kabinett Zeit verschaffen, an einer nachhaltigen Lösung zu arbeiten.
Zwangsläufig bedeutet das eine Infragestellung der dominierenden Position von Electrabel. Die belgischen Verbraucher zahlen seit Jahren zu viel, sie sind faktisch die Melkkuh des inzwischen französischen Konzerns. Dank der gigantisch hohen Gewinne in Belgien hat Gas de France seine Position auf dem Weltmarkt stärken können.
Zwei Tote bei Hubschrauberabsturz
Unter anderem L'Avenir und La Dernière Heure berichten ausführlich über den Hubschrauberabsturz in Huy. Der Helikopter war am Freitagabend mit den Kabeln einer Seilbahn in Berührung gekommen und über einem Park in der Innenstadt abgestürzt.
"Zwei Tote bei Crash mitten in Huy", titeln die Blätter. Glücklicherweise ist niemand am Boden verletzt worden. Laut La Dernière Heure halten sich normalerweise viele Schüler in dem Park auf. Wegen der Osterferien waren sie am Freitag nicht anwesend. Eine größere Katastrophe ist also vermieden worden.
Bei den zwei Toten handelt es sich nach Angaben von L'Avenir um den erfahrenen Piloten des Hubschraubers und um einen jungen Fotografen.
Frühverrentung fast unbezahlbar geworden
L'Echo notiert: Frührenten sind deutlich teurer geworden. Sie kosten die Arbeitgeber jetzt 35 Prozent mehr. Die Regierung Di Rupo will die Unternehmen im Land davon abhalten, Beschäftigte frühzeitig in den Ruhestand zu schicken. Weil das die Staatskasse extrem belastet. Laut Experten ist die Frühpensionierung der Mitarbeiter für viele Betriebe keine Option mehr, sie ist einfach zu kostspielig geworden.
Das Blatt gibt zu bedenken: Bei der nächsten großen Umstrukturierung dürften sich die Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften noch schwieriger gestalten.
Bonny: "Konfrontationskurs von Léonard ist nicht mein Ding"
De Standaard bringt pünktlich zum Osterfest ein langes Interview mit Johan Bonny, dem Bischof von Antwerpen. Der gibt sich verständnisvoll und weltoffen, glaubt an eine moderne katholische Kirche. Erzbischof Léonard sei ein anderer Typ als er, der einer anderen Generation angehöre. Der Konfrontationskurs von Léonard, das sei nicht sein Ding, erklärt der 56-Jährige.
In dem Gespräch mit der Zeitung spricht er sich außerdem für verheiratete Priester aus, eine größere Rolle für Frauen innerhalb der Kirche und für einen menschlicheren Umgang der Katholiken mit Homosexuellen.
Archivbild: Bruno Fahy (belga)