"Die Beschäftigten von Bekaert wollen, dass der Chef einen Teil seines Lohns zurückgibt", schreibt Het Nieuwsblad auf seiner Titelseite.
Auch die anderen Zeitungen befassen sich mit den Streiks an allen drei Standorten des flämischen Stahldrahtherstellers.
Die Mitarbeiter sind erbost über die Gehaltserhöhung für Unternehmenschef Bert De Graeve. Der Spitzenmanager bekommt knapp 1,8 Millionen Euro - ein Drittel mehr als im Vorjahr.
Gleichzeitig hat er vor zwei Monaten entschieden, über 600 Menschen an die Tür zu setzen. De Morgen ist bei den Arbeitern auf Tuchfühlung gegangen und zitiert: "Das ist wie ein Schlag ins Gesicht der Mitarbeiter".
Drahtseilakt zwischen Bonus und Verantwortung
Die Firmenleitung hat dagegen eine Erklärung für die Gehaltserhöhung von De Graeve. Der jetzt ausgezahlte Bonus hängt mit den guten Resultaten des Geschäftsjahres 2010 zusammen. De Standaard meint: Eine Erklärung haben reicht nicht aus - mag sie auch plausibel sein. Wer wie Bekaert zu den Vorzeige-Unternehmen Flanderns gehört, steht für eine ganze Reihe Werte ein. Dieser Betrieb mit Tradition und Verantwortung muss vor allem streng mit sich selber sein.
Auch De Morgen findet: Die Bonuszahlung an Firmenchef De Graeve kommt ungelegen. Was die Gewerkschaften in den letzten Monaten nicht geschafft haben, konnten die Arbeiter von Bekaert in nur wenigen Stunden erreichen: Verständnis und Anerkennung für einen Streik. Die Unternehmensleitung hat in den letzten Jahren an Bodenhaftung verloren und das Gefühl für Gut und Böse.
Het Belang van Limburg beschreibt das 1,8 Millionen-Gehalt von Firmenchef De Graeve als ungeschickt und dumm.
Majestätischer Auftritt in Gent
Le Soir berichtet über den offiziellen Besuch von Elio Di Rupo in der Stadt Gent. Der Premierminister hat die flämische Stadt in all ihren Facetten kennengelernt: So standen Unternehmensbesuche auf dem Programm, aber auch soziale und kulturelle Einrichtungen hat der Regierungschef besucht. Eine gelungene Charme-Offensive, findet die Zeitung. Auch rund 50 flämischen Nationalisten gelang es nicht, den Besuch mit einer Kundgebung zu stören.
Gazet van Antwerpen findet: Elio Di Rupo ist ein äußerst charmanter Politiker, ein Gentleman wie er im Buche steht, ein Herr mit Manieren, der für jeden und alles ein offenes Ohr hat. Seine jämmerlichen Niederländisch-Kenntnisse macht er damit wieder wett. Doch der präsidentielle Führungsstil wirft Fragen auf. Sein Besuch in Gent glich einer "Joyeuse Entrée", dem fröhlichen Einzug, den sonst nur Könige bei Amtsantritt absolvieren. Di Rupo mag diesen Stil: Das ist auch sein gutes Recht. Wenn es brenzlig wird, darf er sich jedoch nicht zurückziehen, auch dann sollte er vor die Kameras treten und nicht seine Minister vorschicken.
Rente für Nazi-Kollaborateure
De Morgen macht mit der Meldung auf: "2.500 ehemalige Nazi-Kollaborateure in Belgien bekommen heute noch eine Rente vom deutschen Staat." Das geht aus einer Untersuchung von Alvin De Coninck, dem Sohn eines bekannten belgischen Widerstandskämpfers hervor. Gemeinsam mit Politikern der Linken in Deutschland hat er sich Zugang zu den Zahlen verschafft. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben bis zu 38.000 Menschen in Belgien eine finanzielle Entschädigung von Deutschland für ihre Dienste in der Zeit des Dritten Reichs erhalten.
Im vergangenen Jahr hatte eine Maßnahme der deutschen Bundesregierung für Schlagzeilen gesorgt: Belgische Zwangsarbeiter müssten ihre Rente in Deutschland versteuern. In den meisten Fällen geht es bei den Zwangsarbeiter-Renten um 50 Euro im Monat, erklärt De Conick. Die ehemaligen Nazi-Kollaborateure erhalten dagegen monatlich bis zu 1.200 Euro. Die Untersuchung wird in Kürze veröffentlicht.
Anschlag möglich?
Nach Angaben von Le Soir besteht auch in Belgien die Gefahr eines Anschlags durch islamistische Extremisten - ähnlich wie im südfranzösischen Toulouse. In Belgien leben ebenfalls fanatische Einzelkämpfer, die sich laut dem Bericht vor allem im Internet radikalisieren. Dass irgendwann irgendeiner durchdreht, ist möglich. Die Behörden müssen so schnell wie möglich Maßnahmen ergreifen, um die potenziellen Terrorzellen zu entlarven.
Auf der anderen Seite muss unser Land dafür sorgen, dass Menschen mit Migrationshintergrund, vor allem Jugendliche, besser in die Gesellschaft integriert werden. Sie müssen das Gefühl erhalten, dazu zu gehören - zu unserer Demokratie, unserer Gemeinschaft, unserem Bildungswesen, unserer Arbeitswelt und unserer Kultur.
Ronde: Heißes Duell zwischen Boonen und Cancellara
Fast alle Zeitungen berichten ausführlich, teilweise mit Sonderbeilagen, über die morgen stattfindende Flandern-Rundfahrt. "Bereit für ein fantastisches Rennen", titelt Het Nieuwsblad. De Standaard freut sich auf ein heißes Duell zwischen dem belgischen Radprofi Tom Boonen und dem Schweizer Fabian Cancellara. Het Laatste Nieuws schreibt: "Vergessen Sie den 11. Juli. Flanderns echter Nationalfeiertag ist morgen".
Het Nieuwsblad geht auf die neue Streckenführung ein. Im kommenden Jahr feiert die Flandern-Rundfahrt ihren 100. Geburtstag. Doch schon jetzt bricht ein neues Zeitalter an. Der neue Parcours stößt bei einigen auf heftige Kritik, weil die Fahrer unter anderem die berühmte "Mauer von Geraardsbergen" nicht mehr passieren. Einige eingefleischte Fans sind darüber so erbost, dass sie die Rundfahrt sabotieren wollen.
Ab in den Urlaub!
Gazet van Antwerpen notiert: Die Belgier zieht es zum Start der Osterferien massiv in den Urlaub. Allein am Brüsseler Flughafen werden am Wochenende über 60.000 Reisende erwartet. Beliebteste Ferienorte der Belgier sind derzeit Spanien, Tunesien und Ägypten, aber auch die französischen Wintersportorte. Hoch im Kurs sind außerdem City-Trips nach London und Paris.
Bild: Yorick Jansens (belga)