"Frankreich unter Schock", titelt La Libre Belgique auf Seite eins. Nach den tödlichen Schüssen vor einer jüdischen Schule im südfranzösischen Toulouse ist das Land wie gelähmt, stellt Le Soir fest. Insgesamt vier Tote, darunter drei kleine Kinder. Ganz Frankreich fragt sich: Wer ist der Schütze? Und: Was wollte er? Nach dem Anschlag sind auch die Sicherheitsmaßnahmen vor den jüdischen Schulen in Brüssel und Antwerpen verstärkt worden, berichtet die Zeitung.
La Dernière Heure bemerkt: Das war nicht die erste Tat des verrückten Killers. Vor knapp zehn Tagen hatte er bereits drei Soldaten in der Nähe von Toulouse getötet. Auch damals von seinem Motorroller aus, mit derselben Waffe und, so schreibt das Blatt, ebenso kaltblütig.
"Motorroller-Serienkiller" ein Neo-Nazi?
Het Nieuwsblad notiert: Die Polizei sucht den "Motorroller-Serienkiller". Die landesweite Jagd auf den Schützen hat begonnen.
De Morgen fügt hinzu: Die Franzosen haben jetzt Angst vor Nazi-Terror im Land. Die französische Justiz ermittelt nach Angaben der Zeitung in Neonazi-Kreisen. Im Visier steht anscheinend eine Gruppe ehemaliger Soldaten. Sie waren wegen eines Fotos, auf dem sie den Hitlergruß zeigen, unehrenhaft aus der Armee entlassen worden.
Gazet van Antwerpen befürchtet, dass Frankreich sich auf ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem Täter und der Polizei einstellen muss. Weitere Anschläge sind nicht auszuschließen.
L'Avenir berichtet über die Auswirkungen der tödlichen Schüsse auf den Präsidentschaftswahlkampf. Alle Kandidaten haben ihre geplanten Meetings und Auftritte auf unbestimmte Zeit abgesagt. Nach dem Anschlag steht fest: Sowohl das rechte als auch das linke Lager werden ihre Positionen zu den Themen Justiz, Sicherheit und Kriminalität verschärfen.
Top-Manager und Fußballspieler
Einige Zeitungen kommen auf die Debatte um die Gehälter der Top-Manager öffentlicher Unternehmen zurück. In der Kritik steht Belgacom-Chef Didier Bellens, der ein Jahresgehalt von 2,6 Millionen Euro bezieht, und damit 13 Mal mehr, als Premierminister Elio Di Rupo.
Wie Het Laatste Nieuws berichtet, wollen Mehrheit und Opposition das jetzt dringend ändern. Unter anderem die Liberalen schlagen vor: Das Gehalt des Telekom-Chefs soll auf 200.000 Euro im Jahr beschränkt werden.
Het Nieuwsblad findet den Vorschlag gut. Warum sollte der Leiter eines halbstaatlichen Betriebs mehr verdienen, als der Regierungschef" Außerdem fahren einige Top-Manager, wie die der Bahn, Verluste ein. Firmenbosse sind keine Außerirdischen mit übermenschlichen Qualitäten. Was derzeit in den Staatsbetrieben passiert, erinnert an die Welt des Fußballs. Obwohl die internationalen Clubs teilweise hochverschuldet sind, zahlen sie Millionenbeträge für Fußballspieler. Auch wenn sie Lionel Messi heißen, sind sie so viel Geld nicht wert.
De Morgen hingegen findet: In großen öffentlichen Unternehmen wie Belgacom, Bpost oder SNCB sollten keine Hungerslöhne gezahlt werden. Wer würde solche Betriebe dann noch leiten wollen, wenn er bei der privaten Konkurrenz mindestens das 20-Fache verdienen kann?
Het Laatste Nieuws schlägt einen Mittelweg vor und ermutigt die Koalition, in der Sache schnell eine Entscheidung zu treffen und die Gehälter der Spitzenverdiener im öffentlichen Sektor nach unten zu korrigieren. Das Gehalt des Premierministers muss dabei nicht unbedingt das Maß aller Dinge sein. Die Rekordgehälter großer internationaler Firmenbosse aber auch nicht.
Lüttich oder Köln?
Unter anderem La Libre Belgique berichtet über den Zusammenschluss der Paketdienste UPS und TNT Express. Der neue Konzern wird dadurch zum Weltmarktführer. Allerdings machen sich die TNT-Beschäftigten am Lütticher Standort Sorgen. Weil UPS sein europäisches Drehkreuz im nur 100 Kilometer entfernten Köln betreibt, könnten über 2.000 Arbeitsplätze in Belgien bedroht sein.
L'Avenir notiert: Der Konzern hat zwar angekündigt, beide Drehkreuze vorerst behalten zu wollen. Die Frage ist nur, wie lange?
Das Wirtschaftsblatt L'Echo bemerkt: Lüttich hat viele Vorteile. Die Arbeiter sind hochqualifiziert, der Standort ist weiter ausbaufähig, und der Flughafen ist rund um die Uhr geöffnet. Allerdings könnte ein einziger Streik eine Entscheidung zugunsten des deutschen Standorts auslösen.
Das sieht auch La Libre Belgique so. Die Hartnäckigkeit der Lütticher Gewerkschafter könnte der Zukunft des Standorts und der 2.200 Mitarbeiter zum Verhängnis werden.
Abschied in Lommel
Het Belang van Limburg wirft einen Blick auf die Vorbereitungen zur Trauerfeier in Lommel. Dort werden am Mittwoch 15 Kinder beigesetzt, die bei dem schweren Busunglück vor einer Woche in der Schweiz ums Leben gekommen waren. Die limburgische Kleinstadt erwartet 10.000 Trauergäste. Neben den Familien werden Reporterteams aus der ganzen Welt anwesend sein, das Königspaar, die Regierungsspitze sowie hochrangige Vertreter aus den Niederlanden und der Schweiz.
Archivbild: Michel Krakowski (belga)