"Attentat auf eine Moschee in Anderlecht", titeln fast gleichlautend La Dernière Heure, La Libre Belgique und De Morgen. Het Nieuwsblad und Gazet van Antwerpen heben ihrerseits schon die traurige Bilanz hervor: "Brüsseler Imam stirbt nach Anschlag auf eine Moschee", so die Schlagzeile.
Anschlag auf Moschee: Wo liegt das Motiv"
Am Montagabend war ein Mann in ein schiitisches Gotteshaus in der Brüsseler Stadtgemeinde Anderlecht gestürmt. Bevor auch nur irgendwer reagieren konnte, legte der Mann ein Feuer. Er konnte überwältigt und später auch festgenommen werden. Der Imam der Moschee konnte sich jedoch nicht mehr retten; er starb an den Folgen einer Rauchvergiftung.
Fachleute wollen nicht ausschließen, dass sich der Anschlag in die Feindseligkeiten zwischen Schiiten und Sunniten einbettet. Wie De Morgen hervorhebt, ist das Stadtviertel, in dem sich die schiitische Moschee befindet, radikal-sunnitisch geprägt.
Der Vorfall hat sogleich für eine Welle der Entrüstung und Fassungslosigkeit gesorgt, notiert La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. In den kommenden Tagen müssen die Ermittler versuchen, das zu verstehen, was man eigentlich nicht verstehen kann. Sollte sich bewahrheiten, dass sich der Anschlag in die allgemeinen Spannungen zwischen islamischen Glaubensrichtungen einbettet, dann muss die Justiz ein Zeichen setzen. Hier geht es um die Glaubensfreiheit in ihrer Gesamtheit; es bedarf eines Signals gegen Intoleranz.
N-VA: Wo ist der Himmel?
Viele Zeitungen beleuchten die jüngste Meinungsumfrage, der zufolge die N-VA in Flandern über 38 Prozent der Stimmen einfahren würde. Het Nieuwsblad etwa stellt sich die Frage, wo da die Grenze liegen könnte. 2008 stand die N-VA noch bei sieben Prozent, 2010 waren es schon 28, jetzt steht die Partei von Bart De Wever schon bei 38 Prozent. Und Fachleute wollen nicht ausschließen, dass die N-VA sogar die 50 Prozentschwelle erreichen kann.
Es ist aber bislang "nur" eine Umfrage, bemerkt Het Laatste Nieuws. Alt-Premier Guy Verhofstadt zum Beispiel weiß genau, was das bedeutet. Einen Moment lang hatte man seine Open-VLD vor einigen Jahren bei 30 Prozent gesehen. Und doch stand Verhofstadt am Ende bei der Wahl nur mit gerade einmal 19 Prozent da. Das kann auch De Wever passieren. Die zwei Jahre bis zur nächsten Wahl 2014 können sehr lang sein. Doch sollten die drei flämischen Koalitionsparteien nicht allein auf eine gute Regierungsbilanz hoffen. Sie müssen der Kommunikationsgewalt von De Wever auch etwas entgegen stellen.
Bislang hat der Flame die Föderalregierung noch nicht in sein Herz geschlossen, glaubt Gazet van Antwerpen. Und das ist auch nachvollziehbar. 2010 haben die flämischen Wähler für den Wandel gestimmt, die Veränderung. Und was haben sie bekommen" Typisch belgische Kompromisse: alten Wein in alten Schläuchen.
In der Tat, meint auch Het Belang van Limburg. Die bisher von der Regierung Di Rupo angestoßenen Reformen waren allzu halbherzig. Doch sollte man hier keine voreiligen Schlüsse ziehen. Auch die Regierung Dehaene war zunächst nicht wirklich populär. Nach einer Legislaturperiode hatte sich das aber schon schlagartig geändert.
Budget - Wo ist der Haken?
Die Regierung hat ja gerade erst ihre erste Haushaltskontrolle abgeschlossen. Dabei wurden neue Sparmaßnahmen mit einem Gesamtvolumen von knapp 2,5 Milliarden Euro beschlossen. Einige Leitartikler trauen dem Braten aber augenscheinlich nicht. Wo ist der Haken" fragt sich etwa Le Soir. Sparmaßnahmen von 1,8 Milliarden Euro plus 600.000 Millionen an eingefrorenen Finanzmitteln als Reserve; und dass, ohne das es wehtut: Das ist eigentlich zu schön, um wahr zu sein. Und doch scheint der Haushalt für Experten realistisch zu sein. Da muss man sich im Nachhinein fragen, warum die Parteien einen solchen Wind um die Haushaltskontrolle gemacht haben. Das Ganze war offensichtlich eine von langer Hand vorbereitete Marketing-Operation. Für die Glaubwürdigkeit der Regierung sind solche Strategien aber auf Dauer Gift.
Ähnlich sieht das De Standaard. Wenn eine Regierung erst elf, und dann nochmal zwei Milliarden obendrauf einspart, ohne dass das jemand merken soll": Das glaubt doch keiner! Resultat: Das Vertrauen ist im Keller. Das sieht man schon an der Tatsache, dass die belgischen Sparbücher immer dicker werden. Allerdings muss man feststellen: Die Alternativen, die die Opposition, insbesondere die N-VA, in den Raum stellt, sind auch nicht glaubwürdiger. Für alle Beteiligten gibt es offensichtlich noch viel zu tun.
Die Regierung hat ja auch Maßnahmen beschlossen, um die Entwicklung der Energiepreise unter Kontrolle zu bekommen. Das mögliche Ergebnis dieser Bemühungen steht auf den Titelseiten von Gazet van Antwerpen und Het Laatste Nieuws: Eine Durchschnittsfamilie wird pro Jahr 117 Euro einsparen.
Vitriol
Viele Zeitungen beleuchten heute einen Aufsehen erregenden Prozess in Brüssel. Auf der Anklagebank sitzt ein Mann, der seine Ex-Liebhaberin mit Schwefelsäure übergossen haben soll. Die Frau wurde dabei teilweise entstellt. Der Angeklagte zeigt offenbar wenig Reue und beleidigte zudem die vorsitzende Richterin, wie La Dernière Heure hervorhebt. Kommentierend fügt das Blatt hinzu: Dies ist ein Prozess mit einem besonders beeindruckenden Beweisstück: Im Grunde ist Patricia Lefranc das Corpus Delicti, eine Frau, die auf ewig von der Attacke gezeichnet sein wird.
La Libre Belgique und Le Soir bringen heute ein Streitgespräch zwischen dem flämischen Ministerpräsidenten Kris Peeters und dem wallonischen Regionalminister Jean-Claude Marcourt. Beide sind sich nicht einig über die künftige Architektur des belgischen Staates. Für Marcourt gibt es drei Regionen plus eine deutschsprachige Gebietseinheit. Peeters schwebt demgegenüber ein Zwei-Plus-Zwei-Modell vor: Zwei große Regionen, Flandern und die Wallonie, und zwei faktische Regionen, die etwas anders sind, nämlich Brüssel und die Deutschsprachigen.
Archivbild: Nicolas Maeterlinck (belga)