Le Soir macht mit einer überraschenden Schlagzeile auf: "König Albert dankt am 21. Juli 2013 ab." Sein Sohn, Thronfolger Philippe, würde dann siebter König der Belgier. Offenbar denkt der Palast ernsthaft darüber nach, auch wenn er den Bericht von Le Soir offiziell dementiert. Auch in Regierungskreisen wird anscheinend über einen Wechsel an der Spitze des Staates nachgedacht.
Ruhestand sei dem König gegönnt
Die Zeitung führt vier Gründe für die mögliche Abdankung Alberts II. an. Das Land ist derzeit politisch stabilisiert. Außerdem nennt das Blatt das Alter und den gesundheitlichen Zustand des Königs als weitere Gründe. König Albert ist fast 78 Jahre alt. Le Soir spricht darüber hinaus von einem "weichen Übergang", weil man den Tod des Staatsoberhaupts nicht abwarten müsste. Und: König Albert feiert 2013 sein 20-jähriges Thronjubiläum.
Die Zeitung findet: Während der politischen Dauerkrise der letzten Jahre hat der König eine wichtige Rolle gespielt. Der Ruhestand sei ihm gegönnt. Im ganzen Land genießt der Monarch hohes Ansehen. Seine Bescheidenheit und die Volksnähe gefallen den Belgiern. König Albert steht oft symbolhaft für den Zusammenhalt und den Fortbestand des Landes.
Ein Ereignis könnte die Abdankungspläne allerdings über Bord werfen, meint Le Soir: wenn die flämischen Nationalisten von der N-VA bei der Kommunalwahl im Oktober einen bedeutenden Sieg einfahren. Belgien wäre dann nach Ansicht der Zeitung politisch nicht stabil genug für einen Machtwechsel an der Staatsspitze.
Energiepreise gedeckelt
La Dernière Heure, Het Laatste Nieuws und Gazet van Antwerpen schreiben auf Seite eins: Die Energiepreise in Belgien werden eingefroren. Strom und Gas dürfen nicht mehr teurer werden. Das hat die Regierung beschlossen. Sie will damit auf die extrem hohen Energiepreise reagieren. Ab dem 1. April und bis zum Ende des Jahres darf es keine Preisentwicklung nach oben mehr geben. Davon betroffen sind der eigentliche Strom- und Gaspreis, die Netzkosten und die Steuern. Auch die Koppelung an den Ölpreis wurde aufgehoben.
Unter anderem L'Avenir kommt auf die Änderungen bei Dexia-Bank Belgien zurück. Die krisengeschüttelte Bank trägt seit gestern den Namen Belfius. Ein Name, der das ganze Land zum Schmunzeln bringt, meint die Zeitung. Denn er erinnert mehr an einen Bio-Joghurt, als an ein seriöses Finanzinstitut. Das Facelifting allein wird nicht reichen, ist das Blatt überzeugt. Die Bank muss sich dringend von den dunklen Machenschaften der Vergangenheit lösen, um bei Sparern und Anlegern neues Vertrauen zu wecken. Das sehen auch L'Echo und Het Nieuwsblad so.
La Libre Belgique erinnert unterdessen daran: Wenn jetzt etwas schief läuft bei Belfius, muss der Steuerzahler dafür aufkommen. Denn die Bank gehört zu 100 Prozent dem belgischen Staat.
Van Rompuy II kann beginnen
De Morgen titelt: Herman Van Rompuy bleibt EU-Ratspräsident. Der 64-Jährige ist beim EU-Gipfel für weitere zweieinhalb Jahre im Amt bestätigt worden. Außerdem soll er jetzt dazu den Posten des Eurogruppenchefs bekleiden.
Gazet van Antwerpen findet: Der ehemalige belgische Premierminister hat einen bemerkenswerten Aufstieg zurückgelegt. Seine eigentliche protokollarische Funktion hat er zum Krisenmanagement der EU ausgebaut. Van Rompuy bleibt dabei seinen eigenen Prinzipien treu. Er ist unerschütterlich, bescheiden, aber zugleich selbstbewusst. Neben den beiden Großen Angela Merkel und Nicolas Sarkozy weiß er sich bewusst in den Schatten zu stellen. Frei nach dem Motto: Lieber eine graue Maus, als eine tote Maus. Gazet van Antwerpen findet aber: Herman Van Rompuy muss sich mehr trauen und mehr Führungsstärke an den Tag legen.
Das Wirtschaftsblatt L'Echo dagegen meint: In den letzten 30 Monaten hat sich Van Rompuy nie zum "europäischen George Washington" aufgeplustert. Ein Waschlappen war er aber auch nicht. Sein Krisenmanagement hat der EU in ihrer schlimmsten Krise einen wahren Mehrwert beschert.
Audi: Zwei Monatsgehälter als Prämie
De Standaard meldet auf Seite eins: Internationale Großkonzerne sind gerne in Belgien. Ein Sprecher des Verbands der Multi-Nationals reagiert damit auf die anhaltende Kritik an den Großbetrieben. Sollte sich die Berechnung ihrer Steuerabgaben ändern, drohen die Konzerne in der Regel mit Abzug. Der Verbandssprecher stellt in der Zeitung aber klar: Wir wollen bleiben. Er vergleicht Belgien mit der Schweiz. Auch dort sind die Arbeitskosten sehr hoch, jedoch läuft die Wirtschaft auf Hochtouren.
In diesem Zusammenhang notiert Het Nieuwsblad: Nach einem Rekordumsatz beim deutschen Autobauer Audi dürfen sich die Beschäftigten auf einen Bonus von zwei Monatsgehältern freuen. Audi hat im vergangenen Jahr 1,3 Millionen Fahrzeuge verkauft, 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Auch die rund 2.500 Mitarbeiter von Audi Brüssel dürfen sich auf den Bonus freuen. Die Zeitung fügt hinzu: Das gilt sowohl für den Manager als auch für die Putzfrau.
Bild: Eric Lalmand (belga)