Dreh- und Angelpunkt auf mehreren Titelseiten der Inlandspresse ist der neue Name der Dexia-Bank Belgien, die ab heute offiziell Belfius heißt. "Aus Dexia wird Belfius", so der Aufmacher sowohl in Het Nieuwsblad als auch in Le Soir. Mit diesem neuen Namen, so hebt Het Nieuwsblad hervor, will die Bank einen Schlussstrich unter ihre eher unrühmliche Vergangenheit ziehen und zusammen mit ihren Kunden einen Neuanfang wagen.
Het Laatste Nieuws begründet die neue Namensgebung in erster Linie mit dem Willen der Bank, sich von der Dexia-Holding loszulösen, in der sich die so genannten Ramschkredite befinden, und die nach wie vor mit erheblichen Problemen konfrontiert wird. Der neue Name wird übrigens heute offiziell auf einer Pressekonferenz in Brüssel bekanntgegeben, doch war er bereits gestern Abend durch eine Indiskretion durchgesickert.
Sparen hat auch gute Seiten
Le Soir macht auf mit der Sparpolitik im französischsprachigen Belgien. Nicht weniger als weitere 245 Millionen Euro müssen zusätzlich eingespart werden, und jeder wird dazu seinen Beitrag leisten müssten, so hebt der wallonische Haushaltsminister Antoine hervor. Die Zeitung sieht darin einen historischen Kraftakt, spricht in ihrem Leitartikel aber auch von einer Chance. Die Sparzwänge haben zur Folge, dass man nochmals genau überprüfen wird, ob das Geld auch sparsam und zweckdienlich ausgegeben wird, ob nicht Synergien möglich sind und eventuell überflüssige Verwaltungswege abgeschafft werden könnten. Insofern hat die Krise auch eine positive Seite, so urteilt Le Soir.
La Libre Belgique rückt den Sozialbetrug in den Blickpunkt ihrer Titelseite. Dazu verweist die Zeitung auf eine Untersuchung der Sozialistischen Gewerkschaft, die sich auf Angaben der belgischen Nationalbank stützt, und der zufolge einer von fünf belgischen Betrieben sich des sozialen Betrugs schuldig macht. Vor allen Dingen im Bereich der Reinigungsunternehmen wird Schwarzarbeit großgeschrieben. Sage und schreibe 40 Prozent von ihnen scheren sich kaum um die Auflagen der Sozialgesetzgebung.
Hintertürchen schließen
In ihrem Leitartikel befasst sich La Libre Belgique mit dem Vorwurf der Gewerkschaften, zahlreiche belgische Betriebe zahlten so gut wie keine Steuern. Nach Ansicht der Zeitung ist dies übertrieben. Wohl aber wäre es wichtig, die Unternehmenssteuer hierzulande gerechter zu verteilen und transparenter zu machen. Letzteres beinhaltet auch Maßnahmen, die darauf abzielen, eine Reihe von Hintertürchen, die Steuerbetrug möglich machen, zu schließen.
Het Belang van Limburg notiert zum gleichen Thema, dass die Gewerkschaften, die gestern in allen EU-Ländern gegen die Sparpolitik demonstrierten und eine höhere Besteuerung der Unternehmen forderten, auf jeden Fall übertreiben. Die Behauptung, zahlreiche Betriebe zahlten keine Steuern, sei nämlich falsch. In Belgien beträgt ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt sogar mehr als in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden.
Frauenpower bei der Polizei
L'Avenir befasst sich eingehend mit dem seit Anfang des Jahres in Belgien förmlich abgestürzten Neuwagenverkauf. Seit Jahresbeginn sind hierzulande, insbesondere aufgrund der Krise, 20 Prozent weniger Autos verkauft worden. Schuld daran ist auch die Abschaffung der so genannten Öko-Prämien, sowie die Tatsache, dass zahlreiche Firmen durch die höhere Besteuerung vorerst zögern, die Firmenwagen für ihr Personal zu erneuern. Ein Sektor ist allerdings von dem Rückgang nicht betroffen, nämlich der Verkauf der Gebrauchtwagen, der in gewissen Preisklassen nach wie vor sehr gut läuft.
La Dernière Heure widmet der neuen Generalkommissarin der föderalen Polizei, Catherine De Bolle, eine ganze Seite. Ihre wichtigsten Ziele sind eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Polizeiebenen sowie mehr Vertrauen der Bevölkerung in die Ordnungskräfte. Die 42-Jährige, die heute ihr Amt an der Spitze von 12.000 Polizisten in Belgien antritt, hat sich bei der Eignungsprüfung als Beste gegen neun männliche Bewerber durchgesetzt und dieses Amt nach Ansicht der Zeitung auch verdient. Etwas mehr Frauenpower in diesem noch weit von Männern geprägten Bereich der Polizei ist auf jeden Fall eine gute Sache, so findet die Zeitung.
Van Rompuy vor zweiter Amtszeit
Zum Schluss noch ein Wort zu dem ab heute Abend in Brüssel stattfindenden EU-Gipfeltreffen zur Wirtschafts- und Sparpolitik in Europa. Wie verschiedene Zeitungen hervorheben wird EU-Präsident Van Rompuy bei dieser Gelegenheit um weitere zweieinhalb Jahre in seinem Amt bestätigt. Dazu wünscht ihm De Standaard etwas mehr Profil als bisher, sowie die Fähigkeit, die europäische Integration und Zusammenarbeit als Antwort auf die derzeitige Finanzkrise weiter voranzutreiben.
Bild: Elisabeth Callens (belga)