"Die Lehrer sind wütend auf die flämische Regierung", titelt De Standaard auf Seite eins. Bei Het Laatste Nieuws lautet die Schlagzeile: "Flandern spart bei den Schulen". Und Gazet van Antwerpen schreibt: "Lehrer kündigen Protest an und wollen streiken".
Um den Haushalt an die schlechtere Wirtschaftslage anzupassen hat die flämische Regierung gestern ein Sparpaket in Höhe von 550 Millionen Euro vorgelegt. Das bestehende Frührentensystem für Lehrer soll dabei angepasst werden. Sie werden im Schnitt zwei Jahre länger arbeiten müssen und können das Berufsleben nicht mehr wie bislang mit 56 oder 58 Jahren verlassen.
"Wir sind ratlos und verärgert", erklären Pädagogen in der Zeitung Het Nieuwsblad. "Das grenzt fast an Misshandlung", sagt ein 52-jähriger Lehrer, der sich dem hohen Druck in der Schule nicht mehr gewachsen fühlt.
An der Maßnahme führt allerdings kein Weg vorbei, ist De Standaard überzeugt. Warum sollte das, was für den Rest der Gesellschaft gilt, nicht auch für das Unterrichtswesen gelten" Wir werden alle länger arbeiten müssen. Damit sollten wir uns abfinden.
Erschöpfte Lehrer nützen keinem
Das sieht auch Het Nieuwsblad so und kann den angekündigten Protest der Gewerkschaften überhaupt nicht nachvollziehen.
De Morgen plädiert für ein Umdenken im Bildungswesen. Statt den Fokus darauf zu legen, wie lange Lehrer in Zukunft arbeiten müssen, sollten wir lieber darüber nachdenken, welche Aufgaben sie künftig übernehmen sollen. Erschöpfte Lehrer nützen keinem etwas. Warum nicht über andere Aufgaben für ältere Pädagogen nachdenken" Ihr Wissen und ihre Erfahrung sind für junge Berufseinsteiger von großer Bedeutung. Ein gutes Bildungswesen bleibt jedenfalls der Schlüssel, um jungen Menschen in unserer Gesellschaft eine Chance zu geben. Dafür sind motivierte Lehrer nötig.
Het Laatste Nieuws findet: Von Flanderns Sparpaket können die anderen Regierungen des Landes sich ruhig eine Scheibe abschneiden. Die Regierung Peeters hat Kürzungen vorgenommen, legt weiterhin einen ausgeglichenen Haushalt vor und hat sogar noch Reserven angelegt.
Streit um Unternehmenssteuern
Le Soir widmet seine Titelseite dem belgischen Unternehmerverband. Die FEB holt zum Gegenschlag aus, notiert die Zeitung. Immer wieder ist die Rede von Großbetrieben, die hierzulande durch dubiose Tricks und Verschiebungen kaum oder gar keine Steuern zahlen. Deswegen hatte die sozialistische Vize-Premierministerin Laurette Onkelinkx einen Mindeststeuersatz für Unternehmen ins Spiel gebracht.
Den Vorwurf will sich der Verband nicht einfach so gefallen lassen und beweist anhand einer Studie, dass die belgischen Betriebe allein mit ihren Steuern 2010 knapp drei Prozent des Bruttoinlandprodukts generiert haben. In all unseren Nachbarländern falle der Anteil geringer aus. In Deutschland tragen die Unternehmen durch ihre Steuern nur zu 2,2 Prozent der Wirtschaftsleistung bei. In Frankreich sogar nur zu 1,9 Prozent.
Experten halten allerdings dagegen: Die internationalen Großkonzerne wurden in der Studie nicht berücksichtigt. Sie sorgen allerdings regelmäßig für Negativschlagzeilen, weil einige von ihnen kaum Steuern zahlen.
Integration Thema in der Wallonie
La Libre Belgique bringt ein Interview mit Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker auf Seite eins. Der luxemburgische Premierminister schlägt einen EU-Kommissar für Griechenland vor. Er soll beim Wiederaufbau des Landes helfen. Juncker betont: Griechenland muss in der Eurozone bleiben und dafür einen harten Sparkurs verfolgen. Das sei alternativlos, trotz der schmerzhaften Belastungen für die griechische Bevölkerung.
L'Avenir befasst sich mit einem Vorschlag der liberalen MR im wallonischen Parlament, die Integrationspolitik zu verschärfen. Ähnlich wie in Flandern sollten die Integrationskurse verpflichtend werden. Wenn ein Betroffener nicht daran teilnimmt, muss das finanzielle Konsequenzen haben, so der Vorschlag der Liberalen. Die Mehrheit setzt dagegen weiter auf die freiwillige Teilnahme an den Kursen.
Fahrgemeinschaft statt fetter Dienstwagen
Het Nieuwsblad hat sich die Dienstwagen der Mitglieder der Föderalregierung näher angeschaut und stellt fest: Die Autos sind kleiner, günstiger und umweltfreundlicher geworden. Premierminister Elio Di Rupo hat seinen dicken Audi A8 gegen einen kleineren A6 eingetauscht. Staatssekretär Melchior Wathelet hat seinen Audi durch einen VW Sharan ersetzt. Der Multifunktions-Van bietet sieben Sitzplätze, so dass der Staatssekretär künftig in einer Art Fahrgemeinschaft zusammen mit seinen Kabinettsmitarbeitern zu Terminen fahren kann.
Het Laatste Nieuws notiert: Heute, am 29. Februar, feiern ganz genau 6.821 Belgier Geburtstag. Wegen des Schaltjahrs werden sie auf einen Schlag vier Jahre älter. Die meisten Schaltjahrkinder gibt es übrigens in Antwerpen. Dort kommen heute knapp 300 Menschen in den seltenen Genuss, sich die eigene Geburtstagstorte schmecken zu lassen.
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