"Jetzt ermittelt die Justiz", titelt La Libre Belgique auf Seite eins. Nach dem gewaltsamen Einsatz einer deutschen Sicherheitsfirma beim Autozulieferer Meister in Sprimont geht die Staatsanwaltschaft der Sache auf den Grund.
Le Soir berichtet: Drei tätlich angegriffene Mitarbeiter haben Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. Außerdem haben die Gewerkschaften wegen des illegalen Einsatzes einer Privatmiliz geklagt. Innenministerin Joëlle Milquet und Arbeitsministerin Monica De Coninck haben das Vorgehen des deutschen Mutterkonzerns scharf kritisiert und eine Untersuchung angekündigt.
"Wir wollten bloß unsere Ware holen"
"Schlägertrupp verjagt Streikende", titelt Het Nieuwsblad. Der Vorfall von Sonntag ist in allen Zeitungen nachzulesen. Rund 20 in schwarz gekleidete und mit Schlagstöcken und Baseballschlägern bewaffnete Männer eines deutschen Sicherheitsdienstes sollten das bestreikte Unternehmen auf Anordnung der Geschäftsführung leerräumen. Dabei sollen Mitarbeiter verletzt worden sein. Die Polizei musste eingreifen.
In De Morgen kommt zum ersten Mal der Mutterkonzern Poppe und Potthoff zu Wort. "Wir haben uns nichts vorzuwerfen", sagt die Unternehmenssprecherin. "Wir wollten bloß unsere Ware aus unserer Fabrik holen."
Bei Meister in Sprimont tobt seit Monaten ein heftiger Sozialkonflikt. Die Produktion liegt seit Tagen still. Der belgische Standort und seine 80 Mitarbeiter sind in Gefahr. Nach Informationen der Wirtschaftszeitung L'Echo hatte der von der Regierung eingesetzte Sozialschlichter bereits vor drei Monaten das Handtuch geworfen. In einem Bericht, den die Zeitung einsehen konnte, übt er scharfe Kritik an der Geschäftsführung. Sie würde die belgische Sozialgesetzgebung nicht beachten. Außerdem gebe es alle paar Monate Veränderungen an der Spitze des Lütticher Standorts, so dass Verhandlungen jedes Mal wieder bei null beginnen müssen.
Le Soir stellt fest: In diesen Krisenzeiten werden Sozialkonflikte immer härter. Produktionsstandorte drohen ins Ausland verlagert zu werden. Die Mitarbeiter streiken, halten sogar die Geschäftsführung in ihren Büroräumen fest, und die Unternehmensleitung reagiert in diesem Fall besonders heftig: mit physischer Gewalt.
Neuer Name, alte Probleme
Fast alle Blätter berichten über die Dexia-Bank. Am Montag ist in Brüssel das Logo des Unternehmens am Hauptsitz entfernt worden. Um einen Schlussstrich unter das dunkle Kapitel zu setzen, ist die Bank auf der Suche nach einem neuen Namen. "Exit Dexia" schreibt unter anderem De Standaard auf Seite eins.
De Morgen berichtet: Die Akte bereitet der Föderalregierung weiter Kopfzerbrechen. Grund sind die milliardenschweren Garantien für die marode Dexia-Holding. Finanzminister Steven Vanackere warnt: Sollte die Gruppe weiter in die Problemzone abrutschen, drohen schwerwiegende finanzielle Folgen für Belgien. Der Puffer von 500 Millionen Euro, den die Föderalregierung anlegen will, wäre schnell aufgebraucht.
Geld oder Arbeit?
L'Avenir befasst sich mit der anstehenden Haushaltskontrolle und dem neuen Sparpaket der Regierung. Neben Kürzungen und neuen Steuern wird das Team von Di Rupo jetzt vor allen Dingen klar machen müssen, dass es auch für Konjunkturbelebung und Wachstum sorgen kann.
Gazet van Antwerpen plädiert unterdessen für einen Indexsprung. Eine Lohnerhöhung würde zwar die Kaufkraft steigern, bringt die belgischen Unternehmen aber in Gefahr. Was ist besser, fragt das Blatt: Zwei Prozent mehr Gehalt oder die Sicherung des Arbeitsplatzes" Bereits in der Frage liegt die Antwort, schlussfolgert die Zeitung.
Belgische Entwicklungshilfe für Steuerparadiese
Nach einem Bericht von Le Soir hat die belgische Entwicklungshilfe 150 Millionen Euro in Steuerparadiese investiert. Das Geld soll über die Entwicklungsagentur BIO in Unternehmen mit Sitz unter anderem auf den Bahamas, Mauritius und den Kaimaninseln investiert worden sein. So soll die Agentur fünf Millionen Euro in eine Firma angelegt haben, die ein Luxushotel in Nigeria baut. Sechs Millionen sollen in den Bau einer Privatklinik in Tunesien geflossen sein und weitere fünf Millionen nach Mittelamerika in eine Firma, die Puder für Frischgetränke an eine große Fast-Food-Kette liefert.
Stolz auf heimischen Film
Alle Zeitungen kommen ausführlich auf die Oscar-Verleihung zurück. Het Belang van Limburg schreibt: Kein Oscar, aber trotzdem ein großes Fest. Der flämische "Rundskop" war bei der Zeremonie in Los Angeles leer ausgegangen. Die Belgier haben es trotzdem mit Humor genommen.
De Morgen meint: Das ist typisch belgische Bescheidenheit. Manchmal sollten wir allerdings etwas mehr Selbstbewusstsein an den Tag legen. Auch Het Laatste Nieuws hält fest: Die belgische Filmszene ist erwachsen geworden, und sie hat einiges zu bieten. Wir brauchen uns nicht zu verstecken, meint das Blatt. Sowohl in der Wallonie als auch in Flandern haben wir talentierte Regisseure, Drehbuchautoren und Schauspieler. In Hollywood haben wir es dem Rest der Welt noch einmal gezeigt. Auch mit kleinen Budgets kann man ganz große Filme machen.
Archivbild: Michel Krakowski (belga)