Die Zeitungen beschäftigen sich heute mit der Grippewelle, dem Medikamentenkonsum von Kindern, den Rekordverlusten der Dexia-Holding und der anstehenden Haushaltskontrolle durch die Föderalregierung.
"Die Grippewelle ist da", schreibt Le Soir auf Seite eins. 65.000 Belgier sind derzeit daran erkrankt. Die Gesundheitsbehörden sprechen daher von einer Epidemie im gesamten Land. Nach Angaben der Mediziner könnte die Grippe-Welle noch bis zehn Wochen andauern.
Psychopharmaka - das neue Mode-Medikament für Kinder
De Morgen macht mit einer alarmierenden Feststellung auf: 11.000 Kinder und Jugendliche in Belgien schlucken Psychopharmaka. Eine besorgniserregende Zahl, erklären Experten in der Zeitung. Bei Verhaltensauffälligkeiten oder -störungen würden Ärzte zu schnell Medikamente verschreiben. Wegen der vielen Nebenwirkungen bürgen Antipsychotika hohe Risiken.
Die Zeitung hält fest: Der regelmäßige Griff in die Medikamentenkiste ist nicht nur besorgniserregend, er ist auch gefährlich. Leider üben die großen Pharmakonzerne so viel Druck auf Ärzte und Gesellschaft aus, dass bei jeder kleinsten Verhaltensänderung von Kindern und Jugendlichen Psychopharmaka verschrieben werden. Gleichzeitig hat sich unser modernes Familienleben so verändert, dass wir weniger Zeit miteinander verbringen. Verhaltensstörungen werden zu spät bemerkt. Dann kommt nur noch der Gang zum Arzt in Frage, und wir sind froh, wenn wir mit einem Medikament nach Hause gehen können.
Französischer "Vampir" saugt Belgien aus
Fast alle Zeitungen kommen auf den Rekordverlust der Dexia-Holding zurück. Die Restbank, die nach der Rettung des belgisch-französischen Finanzinstituts übriggeblieben ist, hat im vergangenen Jahr ein Minus von 11,6 Milliarden Euro verbucht. Trotzdem erklärten die Verantwortlichen gestern auf einer Pressekonferenz in Paris: Wir haben gut gearbeitet. Die Verluste sind die Folge von Fehlern unserer Vorgänger.
"Skandalös", findet La Libre Belgique und fordert die Verantwortlichen zu einem Schuldeingeständnis auf. Denn: Die Dexia-Akte ist für den belgischen Staat eine tickende Zeitbombe. Das sieht das Wirtschaftsblatt L'Echo genauso. Im Mai muss Belgien seine Garantien für die marode Dexia-Holding auf 90 Milliarden Euro aufstocken. Das ist nicht nur extrem gefährlich, meint das Blatt, sondern beschert unserem Land auch eine schlechtere Kreditwürdigkeit an den internationalen Märkten.
Gazet van Antwerpen nennt die Holding einen französischen Vampir, der das Blut der belgischen Steuerzahler aufsaugt. Jahrelang ist innerhalb der grenzüberschreitenden Bankengruppe belgisches Spargeld für skrupellose und unverantwortliche französische Geschäfte abgezweigt worden. Belgien muss den Kopf hinhalten für einen französischen Größenwahn voller Risiken. Die Garantien für die Dexia-Holding belasten uns noch bis ins Jahr 2031. La Libre Belgique fordert eine Neuverhandlung des Dexia-Abkommens zwischen Belgien und Frankreich. Denn der derzeitige Deal bevorzugt ganz klar die Grande Nation.
Was zählt mehr: Geld oder Moral?
De Standaard wirft auf seiner Titelseite einen Blick auf die anstehende Haushaltskontrolle. Dabei wird die Föderalregierung den laufenden Haushalt an die schlechtere Wirtschaftsleistung anpassen und neue Sparmaßnahmen beschließen müssen. Die liberale MR und später auch überraschend die sozialistische PS hatten die Idee einer neuen Steueramnestie ins Spiel gebracht. Die flämischen Christdemokraten erteilen dem Vorschlag aber eine klare Absage.
Im Interview mit der Zeitung erklärt CD&V-Vorsitzender Wouter Beke: "Mit uns wird es keine Strafbefreiung für Steuersünder geben." Beke findet den Vorschlag moralisch bedenklich. In einer Zeit, in der jeder zum Sparen gezwungen wird, könne man nicht Steuersünder belohnen, indem sie ihr Schwarzgeld zu vorteilhaften Konditionen nach Belgien zurückbringen. 2004 hatte eine erste Steueramnestie 500 Millionen Euro in die Staatskassen gespült. Geld, das unserer Wirtschaft zugute kommen würde, meint die Zeitung. Eine Strafbefreiung für Steuersünder darf allerdings nicht dazu führen, dass sich die ehrlichen Steuerzahler wie die Dummen fühlen müssen.
Fritten für den Lebenslauf
Nach Angaben von Het Laatste Nieuws können immer mehr Belgier erst kurz vor der Rente ihr Eigenheim abbezahlen. Bereits 40 Prozent der Kredite laufen über einen Zeitraum von 30 Jahren. Das war früher anders, notiert die Zeitung. Gleichzeitig nehmen die Menschen hierzulande immer später Geld auf. Im Schnitt mit 35 Jahren. Experten erklären, nur noch so könnten sich die meisten ein eigenes Haus leisten. Die Raten belasten die Kreditnehmer bis zur Rente.
Het Nieuwsblad berichtet über das ungewöhnliche Anwerbungsverfahren eines Unternehmens in Gent. Weil der Betrieb seit Jahren erfolglos auf der Suche nach Kundendienstmitarbeitern ist, winkt er jetzt mit einer Belohnung: Jeder, der einen passenden Lebenslauf einreicht, bekommt einen Gutschein für eine Tüte Fritten mit Mayonnaise.
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