"Der ewige Krieg der Geschlechter", titelt heute La Dernière Heure. "Armut bedroht in erster Linie Frauen", so die Schlagzeile von La Libre Belgique. Das Grenz-Echo hat eine eher provokative Head-Line: "Sind Männer das neue schwache Geschlecht?"
Viele Zeitungen beleuchten heute die jüngste Studie des Instituts für die Gleichheit von Männern und Frauen. Einige Feststellungen stehen auf der Titelseite von La Dernière Heure: Frauen verdienen im Durchschnitt immer noch zehn Prozent weniger als Männer. Entgegen der landläufigen Meinung verursachen Männer mehr Unfälle als Frauen. Auf einen Hausmann kommen 32 Hausfrauen.
Quotenregelung in der Verwaltung"
Le Soir berichtet über die Pläne des Staatssekretärs für den Öffentlichen Dienst, Hendrik Bogaert. Der will eine Quotenregelung für Frauen in der Verwaltung einführen. Demnach sollen mindestens 30 Prozent der Spitzenjobs in der Verwaltung künftig von Frauen besetzt werden. Bogaert ist auf der Suche nach 23 weiblichen Spitzenbeamten, notiert dazu De Standaard. Von 170 zu vergebenen Stellen in Spitzenpositionen sind bislang erst 27 von Frauen besetzt.
Die einzige Chefin eine föderalen Verwaltung, Monique De Knop, hat in De Morgen eine Polemik losgetreten. Ihrer Ansicht nach ist eine Quotenregelung nicht nötig. Für Frauen gebe es nur zwei Möglichkeiten: entweder Karriere oder Familie. Wenn es in den föderalen Verwaltungen kaum weibliche Führungskräfte gebe, dann seien die Frauen das selbst schuld, meint De Knop. Einige Top-Managerinnen reagieren mit Empörung auf diese Aussagen. Monique De Knop beleidige alle Frauen, die die Doppelbelastung aus Job und Familie zu meistern verstehen, zitiert De Morgen eine Managerin und eine Unternehmenschefin.
Pro und Contra Quoten
Quotenregelung, ja oder nein" Diese Frage beschäftigt auch viele Leitartikler. Es gibt immer noch gravierende Unterschiede zwischen Männern und Frauen, kann La Libre Belgique nur feststellen. Bester Beweis ist die Tatsache, dass Frauen viel schneller von Armut bedroht sind, als Männer. Gerade in Krisenzeiten müssen derlei Diskriminierungen abgebaut werden.
Quotenregelungen sind aber keinesfalls die Lösung. Vielmehr müssen die Grundbedingungen dafür geschaffen werden, dass eine wirkliche Chancengleichheit überhaupt erst möglich wird.
Hier wäre insbesondere die Erziehung der Schlüssel, glaubt L"Avenir. Eine Quotenregelung schafft nur neue Diskriminierung. Zwar muss die Politik einen Rahmen vorgeben und etwa offensichtliche Ungleichbehandlungen verbieten. Im Endeffekt können sich aber die Mentalitäten nur ändern, wenn wir unsere Kinder entsprechend erziehen.
Auch für De Morgen ist der Faktor Erziehung ein Teil der Lösung. Angeblich geschlechtstypisches Verhalten wird den Kindern schon relativ für eingeimpft. Der Studie zufolge verrichten junge Mädchen zum Beispiel deutlich mehr Arbeiten im Haushalt als Jungs. Doch das ist nur ein Aspekt. Die Politik muss auch die Rahmenbedingungen schaffen, um wirkliche Chancengleichheit zu ermöglichen: bezahlbare Haushaltshilfen, Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeiten. Darin muss die Politik investieren. Für Frauen und für Männer.
Die Leitartiklerin von Het Nieuwsblad glaubt indes, dass es zumindest in einer ersten Phase ohne Quoten nicht geht. Was ist denn schlimmer" Dass Frauen Quoten nötig haben, um Spitzenpositionen zu bekleiden" Oder dass man ohne Quoten schlichtweg keine Frau sieht" Es mag auch daran liegen, dass im vorliegenden Fall die Verwaltung auf einem Auge blind ist und das Potenzial ihrer weiblichen Mitarbeiter nicht erkennt. Da bleibt offensichtlich nur eins: Es muss mit Quoten nachgeholfen werden. Das aber nur als letzter Rettungsanker, wenn wirklich nichts anderes hilft. Außerdem muss jede Quote zeitlich befristet sein.
Hilfspaket für Griechenland - zu spät"
Viele Zeitungen kommen heute noch einmal auf das Rettungspaket für Griechenland zurück. Gazet van Antwerpen rechnet vor, dass jeder Belgier im Durchschnitt 250 Euro bezahlt, um Griechenland den Staatsbankrott zu ersparen. Belgien wird nämlich 2,7 Milliarden Euro zur Griechenlandrettung beisteuern. Ob Athen damit überm Berg ist, das ist allerdings fraglich, fügt Gazet van Antwerpen kommentierend hinzu. Europa hat mit dem Hilfspaket viel zu lange gezögert. Man hätte gleich vor zwei Jahren, als die Probleme erstmals akut wurden, Nägel mit Köpfen machen sollen. Offensichtlich sollte Griechenland aber erst mal bestraft werden. Jetzt ist der Karren dermaßen verfahren, dass auch 130 Milliarden Euro nur noch ein Tropfen auf den heißen Stein sind. Dem Land fehlt mehr denn je jegliche Perspektive.
Auch für L'Echo ist die Gefahr eines griechischen Staatsbankrotts noch nicht vom Tisch. Auf der einen Seite war man mit einer Wachstumsprognose von 2,4 Prozent für das Jahr 2014 wohl eher optimistisch. Auf der anderen Seite ist es denkbar, dass man die sozialen Spannungen in Griechenland unterschätzt. Man kann einen politischen Umbruch in Athen nicht grundsätzlich nicht ausschließen, und dann stehen alle Vereinbarungen wieder neu zur Disposition.
Das neue Hilfspaket löst die Probleme nicht, meint auch Le Soir. Griechenland brauchte einen Marschall-Plan, keine zusätzlichen Kredite. Man muss sich die Frage stellen, ob gewisse Länder nicht Griechenland indirekt dazu bringen wollen, die Eurozone zu verlassen. Wenn dem so wäre, dann würde es Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen. Durch die derzeit zu beobachtende Pokerpartie werden nämlich die europäischen Ideale vergewaltigt.
Ohne Rauchen kein Zündeln"
Fast alle flämischen Zeitungen berichten auch heute wieder in großer Aufmachung über die neusten Entwicklungen im Zusammenhang mit dem so genannten Schlossmord von Wingene. Die zuständige Ratskammer hat gestern den Haftbefehl gegen die drei Verdächtigen bestätigt. Insbesondere der Schwiegervater des Mordopfers steht ja weiter im Verdacht, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. Anscheinend wackelt seine Verteidigung; er soll ausgesagt haben, dass sein Schwiegersohn durchaus eine Lektion verdient gehabt habe. La Libre Belgique bringt das Interesse an der Affäre mit ihrer Schlagzeile auf den Punkt: "Das Schloss von Wingene wirkt wie ein Magnet auf Öffentlichkeit und Presse".
Het Laatste Nieuws schließlich macht mit einer bemerkenswerten Geschichte auf: Kürzlich wurde ein Pyromane demnach auf freien Fuß gesetzt. Es gab aber eine Auflage: Der Mann darf nicht mehr rauchen. Während sich der Betroffene auf dem Weg der Heilung wähnt, bezeichnete Fachleute die Maßnahme als "groben Unfug".
Archivbild: Herwig Vergult (belga)