Kommen wir zunächst zu der Schlossmord-Affäre, die Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite in großer Aufmachung bringt.
Unmittelbarer Anlass dazu ist der gestrige Fund der Leiche, bei der es sich um den 34-jährigen Schlossherrn handelt, der seit Ende vergangenen Monats spurlos verschwunden war.
Der Zeitung zufolge ist der Hauptverdächtige für diese Tat der Schwiegervater des Opfers, der den Mord in Auftrag gegeben haben soll, um zu verhindern, dass der Schlossherr zusammen mit seiner Frau und ihren vier Kindern nach Australien auswandert.
Lob für Polizei
Het Nieuwsblad würdigt in seinem Kommentar die hervorragende Ermittlungsarbeit der Polizei in diesem Fall. Die Wende kam nach der akribischen Arbeit einiger Polizisten, die dafür sorgten, dass die entscheidenden Hinweise auch an die Ermittler des Gerichts weitergegeben wurden. Nach den Untersuchungspannen in anderen Mordfällen muss man den Ermittlungsbehörden diesmal ein ganz dickes Lob zollen.
Erwähnt sei vor diesem Hintergrund auch ein Artikel der Gazet van Antwerpen, der sich ausführlich mit der neuen obersten Chefin der föderalen Polizei, Catherine De Bolle, beschäftigt. Die 42-Jährige wird Ende Februar vereidigt und damit zu einer der mächtigsten Frauen in diesem Land.
Auf jeden Fall scheint man hier die richtige Wahl getroffen zu haben, denn Catherine De Bolle ist eine Frau mit Vision, Kompetenz und Erfahrung. Sie kommt aus den Reihen der lokalen Polizei, weiß nur allzu gut, wie wichtig deren Unterstützung durch die föderale Polizei ist, deren Reform sie aus nächster Nähe miterlebt und gestaltet hat. Kurzum: die richtige Frau am richtigen Platz, so urteilt die Zeitung.
Onkelinx: "Ich bin die PS"
Eine andere Frau, die heute in den Zeitungen viel von sich reden macht, ist die sozialistische Vize-Premierministerin Laurette Onkelinx. Unmittelbarer Anlass dazu ist ihr Vorschlag, eine Mindeststeuer für Unternehmen einzuführen, weil viele von ihnen zurzeit so gut wie gar keine Steuern zahlen. Das ist ihres Erachtens nicht nur ungerecht, sondern auch unethisch.
Vor diesem Hintergrund bringt De Standaard ein Porträt der so genannten Grande Dame der frankophonen Sozialisten. Dazu der vielsagende Titel, nämlich ein Zitat von Laurette Onkelinx: "Elio Di Rupo ist der Premierminister, ich bin die PS". Und in dieser Eigenschaft, so vertraut sie der Zeitung an, kann sie milliardenschwere Steuergeschenke an die Unternehmen vor der Bevölkerung nicht länger verantworten.
La Libre Belgique kann sich zwar dieser Sicht der Dinge anschließen, warnt jedoch davor, die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu beeinträchtigen. Für sie ist es wichtig, dass das Steuergesetz attraktiv bleibt und sie über genügend Rechtssicherheit verfügen. Eine solche wäre jedoch nicht mehr gegeben, wenn man die Steuergesetzgebung alle Nasen lang ändert.
Steuersystem mit Hintertüren
Le Soir lässt zum gleichen Thema die liberale Ministerin für den Mittelstand sowie die kleinen und mittleren Unternehmen, Sabine Laruelle, zu Wort kommen. Auch sie findet den Onkelinx-Vorschlag nicht gut, weil er einmal mehr die Steuerlast in diesem Land erhöhen würde. Genau dies jedoch würde die Wettbewerbsfähigkeit der in Belgien tätigen Betriebe gefährden, die es jetzt aufgrund der Krise schon schwer genug haben.
Die liberale Ministerin plädiert dafür, dass fehlende Geld in der Staatskasse durch zusätzliche Einsparungen zu finden, beispielsweise indem man Beamte, die in Rente gehen, soweit wie möglich nicht mehr ersetzt.
Het Belang van Limburg notiert im gleichen Zusammenhang: Was wir vor allen Dingen brauchen, ist eine wesentlich einfachere, sprich transparente Unternehmenssteuer. Davon wollte seinerzeit die PS jedoch nichts wissen. Und so kam es zu dem System der so genannten Fiktivzinsen und einer komplizierten Unternehmensbesteuerung, die sich durch eine Vielzahl von Hintertüren auszeichnet.
Genau diese werden von den großen Betrieben leider missbraucht. Und da die PS seinerzeit von einer einfachen Unternehmensbesteuerung nichts wissen wollte, ist die heutige Kritik von Laurette Onkelinx im Grunde auch eine Kritik an der eigenen Partei.
Bild: Kurt Desplenter (belga)