Viele Zeitungen beleuchten heute die jüngsten Massenproteste in Griechenland gegen das neue Sparprogramm. Weitere Themen sind die anhaltenden Proteste gegen die Rentenreform der Föderalregierung und die hohen Energiepreise in Belgien.
"Whitney Houston war die Stimme von Amerika", titelt heute L'Avenir. Het Nieuwsblad geht auf die wahrscheinliche Todesursache ein: "Superstar ertrinkt in der Badewanne nach einem Cocktail aus Drogen und Pillen", schreibt das Blatt auf Seite eins.
"Ruhmloses Ende einer glamourösen Popdiva", meint denn auch Gazet Van Antwerpen. Das Foto der tragisch verstorbenen Soul- und Popdiva Whitney Houston ist nahezu auf allen Titelseiten.
Athen brennt
Viele Zeitungen beschäftigen sich auch mit den jüngsten Protesten in Griechenland gegen das neue, drakonische Sparprogramm. "Griechen kämpfen gegen ihr Schicksal", titelt De Morgen. "Athen brennt", meint lapidar De Standaard. Illustriert werden die Titelseiten durch beeindruckende Fotos von Straßenschlachten in der griechischen Hauptstadt.
Kommentierend meint Het Laatste Nieuws dazu: Die Athener Ausschreitungen zeigen, dass die Grenzen der Leidensfähigkeit des Durchschnittsgriechen erreicht sind. Das Land befindet sich in einem gefährlichen prä-revolutionären Zustand. Ob die Revolution am Ende von rechts oder von links kommt, das muss sich noch zeigen. Fest steht aber, dass es eine anti-europäische Revolution sein wird. Schon sehr bald wird sich entscheiden, ob Griechenland Teil der europäischen Familie bleibt. Davon wird auch das Verhalten von Ländern wie Portugal, Irland oder Spanien abhängen. Der europäische Traum von einem geeinten Kontinent ist im Moment weit weg, sehr weit weg.
Rentenreform - "Genug diskutiert!"
In Belgien wollen die Gewerkschaften heute entscheiden, ob die Woche erneut von Protestaktionen geprägt sein wird. Die Feuerwehrleute und auch die Hafenlotsen wollen möglicherweise in den nächsten Tagen erneut gegen die Rentenreform protestieren. Ob beziehungsweise wie das erfolgen soll, das entscheidet sich in den nächsten Stunden.
Die Regierung will in diesem Zusammenhang hart bleiben. "Rentenreform ohne weitere Ausnahmen", zitiert das Grenz-Echo heute den föderalen Pensionsminister Vincent Van Quickenborne. Und das ist auch gut so, notiert Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Wenn am Ende Ausnahmen zur Regel werden, dann läuft die Rentenreform ins Leere. Jetzt geht es nur noch darum, die erforderlichen Grundvoraussetzungen zu schaffen, damit man auch wirklich länger arbeiten kann. Hier sind vor allem die Sozialpartner gefragt, und die müssen jetzt Entschlossenheit und vor allem guten Willen an den Tag legen.
So schwer kann es doch nicht sein, betriebsintern die Lasten so zu verteilen, dass jeder die Arbeit verrichtet, die seinem Alter entspricht, meint auch Het Belang van Limburg. Kein Gesetz schreibt vor, dass bei einem Brand der älteste aller Feuerwehrleute oben auf der Leiter stehen muss. Die Sozialpartner müssen jetzt zusammen eine Diskussion über das Laufbahnende führen. Und nur darüber! An der Rentenreform an sich darf nicht mehr gerüttelt werden.
Belgische "Krankheiten"
"Steuerbetrug kostet uns 30 Milliarden Euro", titelt derweil Het Laatste Nieuws. Diese Zahl ist höher als gedacht. Demnach arbeitet ein Fünftel der Menschen schwarz, ganz oder teilweise. Mehr als ein Drittel der Menschen pfuscht bei der Erbschaftssteuer. Das Blatt beruft sich auf ein neues Buch eines Experten, und der urteilt: Steuer- und Sozialbetrug, das ist hierzulande Volkssport.
Eine andere belgische Eigenheit, das sind die hohen Energiepreise, wie De Standaard auf seiner Titelseite berichtet. "Der belgische Energieverbraucher wird ausgepresst wie eine Zitrone", so die Schlagzeile. Nach Angaben der Regulierungsbehörde CREG zahlen die Belgier deutlich mehr für Gas und Strom, als die Bürger in den Nachbarländern.
Teure Energie - Electrabel in der Kritik
In diesem Zusammenhang kann man nur mit Schrecken feststellen, dass Energie hierzulande inzwischen dermaßen teuer geworden ist, dass viele Menschen es sich nicht mehr leisten können, ihre Wohnung zu heizen. Und das ist ein Skandal, konstatiert L'Avenir in seinem Kommentar. Im Fadenkreuz steht hier vor allem Electrabel. Das Unternehmen steht im Verdacht, sich auf dem Rücken der belgischen Verbraucher eine goldene Nase zu verdienen. Es wird Zeit, dass man auf dem Energiemarkt einmal Ordnung schafft.
Der belgische Energiemarkt dient ausschließlich dazu, den Produzenten die Taschen zu füllen, analysiert auch Het Nieuwsblad. Vor allem Electrabel blockiert de facto die Liberalisierung, weil sich das Unternehmen nach wie vor wie ein Platzhirsch verhält und enorme Gewinne aus den abgeschriebenen Kernkraftwerken schöpft. Ein anderer Aspekt sind aber die hohen Preise für die Energieverteilung; daran verdienen die Gemeinden kräftig mit. Das Problem gehört schnellstens gelöst: Steigende Energiepreise befeuern die Inflation und treiben über die Lohnindexbindung die Gehälter in die Höhe. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man stellt den Index in Frage, oder man packt das Problem bei der Wurzel.
Zukunftspläne und Schmerzgrenzen
La Libre Belgique hat im Rahmen ihres Politbarometers die Belgier auch danach gefragt, wen sie denn wählen würden, wenn sie Franzosen wären. Die Antwort hat das Blatt erstaunt: Die Belgier bevorzugen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy.
In Le Soir präsentiert heute CDH-Präsident Benoît Lutgen seinen Zukunftsplan für die Wallonie und für Brüssel. Damit reiht er sich ein in eine ganze Liste von frankophonen Spitzenpolitikern, die sich über die Zukunft Gedanken machen. Dies vor dem Hintergrund der neuen Staatsreform, die die Autonomie der Teilstaaten noch einmal deutlich stärken wird. Solche Überlegungen sind absolut nötigt, meint Le Soir in seinem Leitartikel. Denn nicht vergessen: Die Wallonie ist per Du mit Griechenland. Allerdings wird das Ganze inzwischen inflationär: Bei den Überlegungen über die Zukunft der Institutionen bedarf es eines Dirigenten.
Das Grenz-Echo schließlich widmet seinen Kommentar den Sorgen um die Zukunft des deutschsprachigen Gerichtsbezirkes. Für die Deutschsprachigen ist diese Akte in puncto Symbolkraft vergleichbar mit BHV. Die DG-Politiker müssen in Brüssel klarmachen, dass es auch für die Deutschsprachigen Schmerzgrenzen gibt.
Bild: Louisa Gouliamaki (afp)