Außerdem beschäftigen sich die Blätter mit der Rentenreform, dem Königshaus, der Lage in Syrien und der ungewissen Zukunft von Mini-Europa.
“Alberto Contador gesperrt, ein gerechtes Urteil“, titelt La Dernière Heure. “Keine Tour de France und keine Olympischen Spiele für Contador“, schreibt Het Belang van Limburg auf seiner Titelseite. Gazet van Antwerpen übt Kritik auf Seite eins: “Das Urteil ist übertrieben“.
Der spanische Radprofi Alberto Contador ist gestern vom Internationalen Sportgerichtshof wegen einer positiven Dopingprobe bei der Frankreichrundfahrt 2010 mit einer zweijährigen Sperre belegt worden.
In einer Urinprobe von Contador war das als Kälbermastmittel verwendete Clenbuterol gefunden worden. Contador hatte für die positive Probe ein verunreinigtes Steak verantwortlich gemacht und das Doping stets bestritten.
Belgische Radsportlegende empört
Gazet van Antwerpen kann das Sportgericht zwar nachvollziehen. Wenn jemand verbotene Mittel einnimmt, muss er dafür auch bestraft werden. Aber die Beweislage im Fall Contador ist äußerst dünn. Der Internationale Sportgerichtshof hat in erster Linie ein politisches Urteil gefällt. Es ist ein wichtiges Zeichen für die Außenwelt, dass auch die ganz Großen nicht unbestraft davonkommen können.
La Dernière Heure hat sich ausführlich mit der belgischen Radsportlegende und dem fünfmaligen Toursieger Eddy Merckx unterhalten. Er ist empört und findet das Urteil völlig überzogen. Erneut stehen die Rennfahrer in der Kritik. Man könnte fast den Eindruck haben, als ob jemand den Radsport töten will.
Auch L’Avenir stellt sich Fragen. Das Sportgericht hat im Fall Contador keinen endgültigen Beweis gefunden, nur Vermutungen. Het Nieuwsblad hofft unterdessen auf mehr Menschlichkeit im Radsport. Warum nicht eine Frankreichrundfahrt, die zwei Wochen statt bisher drei dauert? Mit kürzeren Strecken, damit man nicht weiter unmenschliche Leistungen von den Radprofis abverlangt.
Doch wieder Frührente ab 57 Jahren?
Het Laatste Nieuws und De Morgen beschäftigen sich eingehend mit der Rentenreform. Offenbar haben die Gewerkschaften weitere Zugeständnisse von der Regierung erhalten. Ab jetzt gilt: Frührente nach mindestens 40 Jahren im Berufsleben. Het Laatste Nieuws schreibt: Wer mit 17 angefangen hat zu arbeiten, kann mit 57 Jahren aufhören.
Für die einen wird die Rentenreform dadurch menschlicher. Die anderen wiederum befürchten, dass das Reformvorhaben damit ausgehöhlt wird - wenn die Maßnahme für alle gelten sollte und nicht nur für diejenigen, die einen so genannten schweren Beruf ausüben. Die Regierung will in Sachen Rentenreform noch in dieser Woche ein Abkommen mit den Gewerkschaften und Arbeitgebern erzielen.
Keiner kontrolliert den König
Le Soir stellt auf seiner Titelseite fest: Niemand kontrolliert die Ausgaben des Königs. In Belgien ist die Finanzierung der Monarchie völlig undurchsichtig. Das Vermögen des Königshauses ist tabu. Weder die Regierung noch das Parlament noch der Rechnungshof können prüfen, wie König Albert und seine Familie die staatlichen Gelder in Höhe von 14 Millionen Euro jährlich verwenden. Niemand weiß, ob die Mittel tatsächlich den Bedürfnissen der Monarchie entsprechen.
Le Soir bemerkt: In anderen europäischen Ländern sieht das völlig anders aus, etwa in Norwegen, Schweden und den Niederlanden. Das belgische Königshaus muss sich einer ähnlichen Kontrolle unterziehen. Die eigentlich undemokratische Monarchie, in der die Macht innerhalb der Familie weitergegeben wird, muss sich den demokratischen Spielregeln unterwerfen.
Bisher sträubten sich die Französischsprachigen gegen eine Debatte über die Kosten des Königshauses aus Angst, die Flamen könnten die Monarchie abschaffen. Nach Angaben der Zeitung ist jeder zweite französischsprachige Politiker aber jetzt dazu bereit, über mehr Transparenz zu debattieren. Le Soir hat bei den 62 französischsprachigen Abgeordneten im Föderalparlament nachgefragt. 31 Politiker antworteten mit “Ja“, die anderen erklärten, Belgien habe zurzeit andere Sorgen.
Die “guten alten Zeiten“ sind wieder da
De Standaard titelt: Belgien ruft Botschafter aus Syrien zurück. Neben Großbritannien gehört Belgien damit zu den ersten EU-Staaten, die ihren Botschafter aus Syrien abziehen. Die USA haben ihre diplomatische Vertretung in Damaskus aus Sicherheitsgründen bereits ganz geschlossen. Das blutige Vorgehen des Assad-Regimes gegen Oppositionelle im Land geht unterdessen weiter.
De Morgen findet: Baschar al-Assad muss so schnell wie möglich zurücktreten. Jemand, der ein Regime leitet, das für den Tod von fast 6.000 Menschen verantwortlich ist, und täglich ganze Stadtteile mit Mörsergranaten und Raketen beschießt, hat seine Legitimität verspielt.
L’Avenir bedauert das Scheitern der Syrien-Resolution im UN-Sicherheitsrat und fühlt sich an den Kalten Krieg erinnert: Russland und China stimmen dagegen, wie in den “guten alten Zeiten“. Nicht weil sie den blutigen Angriffen des Regimes zustimmen. Vielmehr, weil sie ihren Einfluss in der Region behalten wollen und Syrien ein wichtiger Partner ist. Bei diesem Spiel der Großmächte, bemerkt La Libre Belgique, ist der Verlierer das syrische Volk.
Mini-Europa ade!
De Morgen berichtet auf seiner Titelseite: Der beliebte Themenpark Mini-Europa am Fuße des Atomiums in Brüssel muss weg. Er muss im Sommer nächsten Jahres einem großen Neubauprojekt weichen. Auf dem Gelände entstehen neben einem Einkaufszentrum ein Konzertsaal sowie 750 Wohnungen. Bei Mini-Europa sind die bedeutendsten Bauten der EU-Länder nachgebildet. Der Modellpark lockt jedes Jahr 300.000 kleine und große Besucher an.
Bild: Joel Saget (afp)