"Regierung rundet harte Kanten der Rentenreform ab", titelt De Standaard. Bei De Morgen heißt es: "Koalition macht Zugeständnisse an Gewerkschaften". Und Het Nieuwsblad schreibt: "Regierung schwächt Reformpläne ab".
Die Regierung Di Rupo hat am Sonntagabend die geplante Rentenreform nachgebessert. Ältere Arbeitnehmer müssen demnach nicht fünf, sondern zwei Jahre länger arbeiten, notieren die Zeitungen. Auch für Arbeitnehmer mit Laufbahnunterbrechung und Zeitkredit gelten Übergangsregelungen. Menschen, die einen schweren Beruf ausüben, dürfen weiterhin in Frührente gehen. De Morgen bemerkt: Die Regierung geht auf die Gewerkschaften zu. In einer ersten Reaktion zeigten die sich bereits erfreut über die Änderungen.
Es bleibt dabei: Belgier müssen länger arbeiten
De Standaard hingegen meint: Wenn die Koalition ihre Pläne abändert, dann nicht wegen des Generalstreiks, sondern aufgrund des sozialen Dialogs mit den Gewerkschaften und Arbeitgebern. Trotz der Änderungen bleibt das Grundprinzip der Rentenreform bestehen. Die Belgier werden länger arbeiten müssen. Ab 2015 gilt: Rente frühestens ab 60 und nach 40 Jahren im Berufsleben. Das ist besonders wichtig, findet De Standaard. Es kommt auf die Dienstjahre an, nicht auf das Alter. Wer bis 25 studiert, kann nicht zum selben Zeitpunkt in Rente gehen, wie jemand, der seit seinem 18. Lebensjahr arbeitet. Das wäre ungerecht, weil auch aus vielen Studien hervorgeht, dass wer lange studiert, auch länger lebt. Allerdings, schreibt die Zeitung, müssen Regierung und Arbeitgeber auch dafür sorgen, dass Menschen länger arbeiten können.
Wo kann noch gespart werden"
Fast alle Zeitungen beschäftigen sich mit den Sparplänen von Di Rupo und Co. Die Föderalregierung wird den Haushalt zum Ende des Monats an die schlechteren Wirtschaftszahlen anpassen und dafür neues Geld auftreiben müssen - von bis zu zwei Milliarden Euro ist die Rede. Het Laatste Nieuws ist überzeugt: Die wichtigen Sparmaßnahmen der Regierung werden uns alle treffen. Und diesmal könnte es richtig wehtun. Im Gespräch sind ein Indexsprung und die Erhöhung der Mehrwertsteuer. Für beide Vorschläge gibt es bislang aber noch keine Einigkeit innerhalb der Koalition. "Worüber ist sich die Regierung eigentlich noch einig"", fragt Gazet van Antwerpen. Auch in Sachen Asyl, Europa und Steuerhinterziehung sprechen die sechs Parteien nicht mit einer Stimme.
Le Soir hebt auf seiner Titelseite den Kampf gegen Betrugsfälle beim Arbeitslosengeld hervor. Nach Angaben der Zeitung mussten Arbeitslose im letzten Jahr knapp 70 Millionen Euro an Sozialleistungen zurückzahlen, weil sie davon unrechtmäßig Gebrauch gemacht haben. Das sind 40 Prozent mehr, als noch vor drei Jahren. Offenbar sind die Betrugsfälle weit verbreitet. Allerdings fehlt es dem zuständigen Amt an Kontrolleuren. Und, so schreibt die Zeitung, die Gewerkschaften drücken im Kampf gegen Betrugsfälle von Arbeitslosen immer wieder auf die Bremse.
"Die Riesen" triumphieren bei Magrittes
La Libre Belgique und Le Soir gehen ausführlich auf die Verleihung der Magrittes ein. Die belgischen Filmpreise sind am Wochenende in Brüssel verliehen worden. Bester Film ist "Les Géants" vom ostbelgischen Filmemacher Bouli Lanners, der gleich fünf Preise einheimste. Vier Magrittes gingen an "Rundskop" von Michaël R. Roskam. Der Streifen des flämischen Filmemachers ist bei den Oscars für den besten nicht-englischsprachigen Film nominiert.
Thema in den Zeitungen ist auch die Kältewelle in Europa. Belgien erlebt die längste Frostperiode seit 15 Jahren, notiert Het Belang van Limburg. Doch während die Menschen sich hierzulande an den schönen Seiten des Winters erfreuen können, mit sonnigen Wanderungen durch den Schnee, sieht es im Osten Europas ganz anders aus. Der Dauerfrost mit Temperaturen unter minus 30 Grad hat bereits knapp 300 Todesopfer gefordert.
Gerichtsbezirk Eupen in Gefahr
Das Grenz-Echo schreibt auf Seite eins, dass die Deutschsprachige Gemeinschaft um den Erhalt des eigenen Gerichtsbezirks kämpft. Alle ostbelgische Parteien haben sich dazu zusammengeschlossen und wollen jetzt aktiv werden. Im Zuge der Justizreform steht die Zusammenlegung der Gerichtsbezirke Eupen, Verviers und Huy im Raum.
La Dernière Heure veröffentlicht Einzelheiten aus der Ermittlungsakte zum Brand im Brüsseler Justizpalast. Offenbar haben die Behörden die Täter gefasst. Es geht um sieben Männer, die im Sommer 2005 eine Frau vergewaltigt haben sollen. Mit dem Brand Anfang Januar dieses Jahres wollten sie die Gerichtakte zerstören und den anstehenden Prozess verhindern.
Belgier gehen mit ihren Bankkarten offenbar nicht besonders umsichtig um. Das schreibt Gazet van Antwerpen. Im vergangenen Jahr wurden erneut über eine Millionen Bankkarten gestohlen oder gingen verloren. Pro Stunde verschwinden hierzulande im Schnitt also 116 Bankkarten. Immerhin drei weniger als im Jahr zuvor.
Archivbild: Olivier Vin (belga)