"Die Gewerkschaften haben das Land nicht lahmlegen können", schreibt Het Nieuwsblad auf seiner Titelseite. Auch Het Laatste Nieuws schreibt: "Von Generalstreik, keine Spur" und Le Soir titelt: "Der Streik wird nichts verändern, die Regierung hält an ihren Sparplänen fest".
Die große Protestaktion wird unterschiedlich bewertet: Die Gewerkschaften sprechen von einem Erfolg. Der öffentliche Personenverkehr lag still, auch einige große Betriebe, die Häfen, aber das war's auch schon fast, notiert Gazet van Antwerpen. In kleinen und mittelständischen Unternehmen war der Arbeitsausstand kaum zu spüren.
(K)ein Erfolg?
Wenn der Briefträger die Post aussträgt, ist der Generalstreik gescheitert, hält Het Laatste Nieuws fest. Die Arbeitgeberverbände sprechen von einem "Reinfall". Het Nieuwsblad bemerkt: Busse und Bahnen fuhren zwar nicht, aber die Belgier hatten vorgesorgt. Lange Staus und Chaos auf den Straßen gab es nicht. Viele haben sich einen Tag Urlaub genommen oder haben von zu Hause aus gearbeitet.
Auch De Standaard meint: Der Streiktag am Montag war die beste Werbekampagne für das Teleworking, das Arbeiten von zu Hause aus.
Dass der Streikaufruf nicht überall befolgt wurde, haben die Gewerkschaften sich selbst zuzuschreiben, meint Het Belang van Limburg. Der Generalstreik kam eindeutig zu früh. Die Gespräche mit der Regierung sind noch in vollem Gange.
Ähnlich sieht es La Dernière Heure: Der Zeitpunkt für den Aufstand war nicht der Richtige. Für das eigentliche Sparpaket der Föderalregierung kam der Protest zu spät. Für die Haushaltskontrolle im Frühjahr ist Kritik noch zu voreilig. Das Blatt fasst zusammen: Außer Ärger und wirtschaftlichen Schaden hat der Streik nichts gebracht.
Nach Ansicht von Het Belang van Limburg haben die Gewerkschaften auf die falsche Karte gesetzt: Statt gegen die Sparzwänge zu protestieren, hätten sie besser für wirtschaftsfördernde Maßnahmen gekämpft. An der Haushaltsdisziplin führt nämlich kein Weg vorbei. Das ist einem Großteil der Bevölkerung auch bewusst. Es geht darum, die Staatsfinanzen zu sanieren und das Sozialsystem zu sichern.
Nach dem Streik: Sozialdialog wieder aufnehmen
Gazet van Antwerpen fragt: was jetzt? Die Gewerkschaften fordern Änderungen am Sparpaket, ansonsten drohen sie mit neuen Protestaktionen und Blockaden. Die Arbeitgeber bedauern die Nutzlosigkeit des Protests und die Politik will jetzt alle wieder an einen Tisch bringen und den sozialen Dialog verstärken. Schon in der kommenden Woche soll es Ergebnisse geben, verspricht Premierminister Elio Di Rupo.
Gewerkschaften müssen sich verändern
Für De Morgen müssen Gewerkschaften, Arbeitgeber und Regierung in Belgien einen neuen sozialen Pakt schließen. Im Moment befördern sich Arbeitgeber und Gewerkschaften nämlich ins Abseits. Den sozialen Dialog, den sie jahrzehntelang mühevoll aufgebaut haben, drohen sie mit blinden Aktionen zu zerstören. La Libre Belgique ruft die Gewerkschaften zu Veränderungen auf. Die Arbeitnehmervertreter müssen sich an die heutige Zeit anpassen. Mit ihrer Blockade-Haltung sorgen sie nur für Ärger. Ein ganzes Land lahmlegen bringt nichts. Stattdessen sollten jetzt alle Beteiligten schnell wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren.
Europa: Auch Wachstum und Beschäftigung
Unter anderem Le Soir, La Libre Belgique und De Standaard blicken ausführlich auf den EU-Sondergipfel von Montag in Brüssel. "Europa, das ist auch Wachstum und Beschäftigung", zitiert Le Soir den belgischen Premierminister Di Rupo. Die Staats- und Regierungschefs haben neben den drastischen Sparpaketen auch Maßnahmen ins Auge gefasst, die die Wirtschaft wieder ankurbeln und neue Jobs schaffen sollen. Thema beim Gipfel war neben dem krisengeschüttelten Griechenland auch der neue Fiskalpakt mit den strengeren Haushaltsregeln. Der sieht unter anderem eine Schuldenbremse vor: Das Haushaltdefizit der Mitgliedsländer darf nur noch 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen. Um wieder Vertrauen zu schaffen, und aus der Krise heraus zu kommen, stimmten 25 EU-Staaten dem Pakt zu. Nur Großbritannien und Tschechien sind nicht dabei, hält La Libre Belgique fest.
Armee lockt wenig Jugendliche
Belgiens Armee tut sich schwer damit, junge Menschen anzulocken. Das schreibt die Tageszeitung De Standaard. Von hundert potentiellen Kandidaten entscheiden sich am Ende nur zwei für eine Laufbahn als Soldat. Die Anwerbungsverfahren kosten bis zu 10.000 Euro pro Bewerber. Offenbar hat die Armee bei jungen Menschen ein Image-Problem. Wegen der zahlreichen Soldaten, die in den Ruhestand treten, ist das belgische Verteidigungsministerium jedes Jahr auf der Suche nach mindestens 500 Rekruten.
"Chokotoff" weiter belgisch
Der Schoko-Riese Côte d'Or wird seine beliebten "Chokotoff" weiterhin in Belgien produzieren, berichtet Het Laatste Nieuws. Aus Kostengründen hatte der Konzern einen Umzug der Produktion nach Osteuropa in Erwägung gezogen. Seit Jahrzehnten werden die typisch belgischen Süßigkeiten in der Côte d'Or-Fabrik in Halle bei Brüssel hergestellt.
Kältewelle
Het Belang van Limburg berichtet ausführlich über den ersten Schnee im neuen Jahr. Fast überall im Land sind gestern die weißen Flocken vom Himmel gefallen. Außerdem, so berichtet die Zeitung, steht uns in den nächsten zehn Tagen eine Kältewelle bevor mit Dauerfrost und Temperaturen von bis zu minus 16 Grad in Ostbelgien.
Archivbild: Michel Krakowski (belga)