De Morgen macht die Auswirkungen des Generalstreiks auf seiner Titelseite deutlich: Keine Post, Chaos auf den Flughäfen, kein öffentlicher Personenverkehr, Krankenhäuser nur mit Notbesetzung, Schulen geschlossen, Häfen dicht und Streikposten vor großen Unternehmen.
"Das große Kräftemessen", titelt De Standaard. Und Le Soir ist sich sicher: Die Föderalregierung wird bei ihrem Sparpaket bleiben.
"Sturm im Wasserglas"
Aus Protest gegen die Maßnahmen der Koalition und gegen die Rentenreform legen die drei großen Gewerkschaften heute gemeinsam das Land lahm. Die Regierung aber wird nicht weichen, schreibt De Standaard auf Seite eins. Trotzdem ist das Blatt überzeugt: Das Team von Di Rupo hat einen taktischen Fehler gemacht. Mit der unnötigen Diskussion über einen möglichen Indexsprung hat die Regierung Öl ins Feuer gegossen.
Das findet auch De Morgen. Im Koalitionsprogramm steht klar und deutlich, dass die automatische Anpassung der Löhne an die Lebenshaltungskosten bestehen bleibt. Mit Elio Di Rupo als Regierungschef wird das auch so bleiben. Die von den flämischen Christdemokraten ausgelöste Debatte über eine einmalige Aussetzung der automatischen Lohnerhöhung war nur ein Sturm im Wasserglas. Im Interview mit La Libre Belgique stellt Vizepremierministerin Laurette Onkelinx klar: Mit der PS wird es keine Indexabschaffung geben. Das ganze Wochenende wurde darüber also grundlos diskutiert, findet die Zeitung.
Nutzloser Streik
Ebenso nutzlos ist der heutige Streik, meint Gazet van Antwerpen. Große Teile der Bevölkerung lehnen die Blockadehaltung der Gewerkschaften ab. Het Laatste Nieuws schreibt in diesem Zusammenhang: Gewerkschaftsvertreter sollten endlich aufhören, sich auf Millionen Mitglieder zu berufen. Der Großteil ihrer Anhänger ist nämlich gegen den Streik und kann die Reformpläne der Regierung nachvollziehen. Wenn die Gewerkschaftsbosse das nicht langsam begreifen, stehen sie bald allein auf weiter Flur.
Das Grenz-Echo meint: Der Generalstreik erhitzt die Gemüter. Regierung, Arbeitgeber und Gewerkschaften haben sich in den letzten Tagen einen offenen Schlagabtausch geliefert. Während die Gewerkschaften den Ausstand verteidigen, beteuern Minister, dass es keine Alternative zu rigorosen Einsparungen gibt.
Vertrauen ist wieder gefragt
De Standaard findet: Wir müssen bereits auf morgen schauen. Wie lautet die belgische Antwort auf die doppelte Krise" Wie lösen wir unser Schuldenproblem und wie kurbeln wir die Wirtschaft wieder an" Regierung und Sozialpartner sollten lieber ihre Kräfte bündeln, statt sich zu bekriegen. Wir brauchen wieder gegenseitiges Vertrauen und einen starken sozialen Dialog. Der heutige Streik ist dafür jedenfalls nicht sonderlich förderlich. Nach Berechnungen der Zeitung kostet ein Streiktag die belgische Wirtschaft rund 200 Millionen Euro.
Het Nieuwsblad meint: Heute wird sich zeigen, wie schlagkräftig die Gewerkschaften sind. Sollte der Generalstreik misslingen, kehren die Arbeitnehmervertreter geschwächt an den Verhandlungstisch zurück.
Gazet van Antwerpen berichtet auf ihrer Titelseite, dass die Polizei in erhöhter Alarmbereitschaft steht. Weil Gewerkschaftsanhänger Blockaden geplant haben und Firmenchefs zur Not Gerichtsvollzieher einschalten wollen, um Arbeitswillige in die Unternehmen zu lassen, werden hier und da Ausschreitungen befürchtet. "Es könnte hart auf hart kommen", schreibt auch Het Laatste Nieuws.
Mitarbeiter der Gewerkschaften dürfen nicht streiken
De Morgen bemerkt auf Seite eins: Während die Gewerkschaften ihre Mitglieder zum Generalstreik aufrufen, verbietet die christliche Gewerkschaft ihren eigenen Mitarbeitern zu streiken. Das hat ein Angestellter der Pressestelle der CSC der Zeitung erklärt.
La Dernière Heure beschäftigt sich mit dem logistischen Aufwand, den die Behörden heute wegen des EU-Gipfels am Streiktag betreiben müssen. Weil am Brüsseler Flughafen massive Störungen erwartet werden, weichen die Staats- und Regierungschefs wahrscheinlich auf die Militärbasis von Beauvechain aus, 40 Kilometer von Brüssel entfernt. Zusätzliche Soldaten wurden dafür abgestellt. Je nach Verkehrslage werden die Gipfelteilnehmer mit dem Hubschrauber in die Brüsseler Innenstadt geflogen.
Ein neuer König
Alle Zeitungen berichten ausführlich über die Radcross-WM in Koksijde. Mehr als 60.000 Zuschauer sahen einen regelrechten belgischen Triumph. "Niels Albert, König im Sport der Belgier", titelt Het Nieuwsblad. Mit einem Vorsprung von über 20 Sekunden sicherte sich der Flame den Titel. Auf Rang zwei bis sieben landeten ebenfalls Belgier. Der Titelverteidiger Zdenek Stybar aus Tschechien kam nicht über Rang acht hinaus. Unter den zahlreich erschienenen Zuschauern an der belgischen Küste waren auch König Albert und Premierminister Elio Di Rupo. Sie erlebten ein echtes Volksfest. Nach Angaben von Het Laatste Nieuws wurden dabei 30.000 Liter Bier getrunken, im Schnitt also ein halber Liter pro Person. Auch der König, so berichtet die Zeitung, soll sich ein Glas gegönnt haben.
Bild: Virginie Lefour (belga)