"Limburgischer Film für die Oscars nominiert", titelt heute Het Belang van Limburg. Gazet van Antwerpen spricht in diesem Zusammenhang auf Seite eins von "euphorischer Freude". "Nur noch vier Konkurrenten im Rennen um einen Oscar", so die Schlagzeile von De Standaard. Der belgische Film "Rundskop" oder "Bullhead" wurde am Dienstag für den Oscar des besten nicht-englischsprachigen Films nominiert. Der Film des Regisseurs Michaël Roskam aus Sint Truiden handelt von der flämischen Hormonmafia. Fast alle Zeitungen, insbesondere aber die flämischen Blätter, bringen die Meldung über die Nominierung auf ihrer Titelseite.
"Fliegende Streikposten"
Zweites großes Thema ist einmal mehr der für den kommenden Montag angekündigte Generalstreik. "Die Gewerkschaften sind auf Konfrontationskurs", titelt etwa De Morgen. Tatsächlich wollen die Arbeitnehmerorganisationen alles daransetzen, dass die landesweite Protestaktion ein Erfolg wird. So sollen unter anderem auch strategische Kreuzungen und ganze Industriegebiete blockiert werden. Die Gewerkschaften wollen hier offenbar "fliegende Streikposten" einsetzen. "Die Gewerkschaften meinen es wirklich ernst", so denn auch die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. Unter anderem wollen sogar Lkw-Fahrer dabei helfen, Gewerbegebiete abzusperren.
"Aber wofür das Ganze"", fragt sich die linksliberale Zeitung De Morgen in ihrem Leitartikel. Welches Ergebnis erhoffen sich die Gewerkschaften" Sie wissen doch nur allzu gut, dass sie sich nach dem Streik wieder an den Verhandlungstisch setzen werden. Der Soziale Dialog, den die Regierung vielleicht Ende vergangenen Jahres tatsächlich missachtet hat, ist doch längst wieder angestoßen. Ohne Zweifel spielen hier die für den Monat Mai geplanten Sozialwahlen eine nicht unwesentliche Rolle. Niemand will dem anderen das Feld überlassen. Hier geht es um eine reine Machtdemonstration.
Kleinkrieg um 30 Euro
In diesem Zusammenhang hat sich die FGTB ja in den vergangenen Tagen eine Auseinandersetzung mit einem Matratzenhersteller geliefert. Der wollte sein Personal mittels einer Prämie von 30 Euro dazu ermuntern, am Montag doch zu arbeiten. Kurz darauf stellte die örtliche FGTB-Sektion den Mitarbeitern ein doppelt so hohes Streikgeld in Aussicht, um doch die Arbeit niederzulegen. Vom Brüsseler Hauptquartier der sozialistischen Gewerkschaft wurde man dann aber zurückgepfiffen. "Kleinkrieg um 30 Euro", so denn auch die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws.
L'Avenir findet das ganze amüsant. In einer Glosse meint das Blatt: Wenn am Ende die Unternehmen Prämien für Streikbrecher zahlen, dann wäre jede Streikankündigung im Endeffekt ein Mittel, um die Kaufkraft der Menschen zu erhöhen: Niemand würde mehr streiken, man verdient damit mehr Geld: Vorbei ist die Krise.
"Genug Arbeit für alle"
Einige Zeitungen beleuchten heute die jüngsten Aussagen der neuen Arbeitsministerin Monica De Coninck. Die hatte gestern unter anderem erklärt, dass es genug Arbeit für alle gäbe. Arbeitslosigkeit sei demnach also kein Naturgesetz. "Unfug!", reagieren darauf die Gewerkschaften heute etwa in La Libre Belgique. Schon heute will man vor den Amtsräumen der Ministerin eine Protestaktion durchführen.
Monica De Coninck, das ist nicht irgendwer, konstatiert La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Die Frau war bis vor kurzem Präsidentin des öffentlichen Sozialamts der Stadt Antwerpen. Ihr Credo: Strenge, Flexibilität und Kreativität. Damit hat sie die Zahl der Sozialhilfeempfänger deutlich senken können. Und nur zur Information: Monica De Coninck ist keine Liberale, sondern eine Sozialistin. Sie will also jetzt den Arbeitsmarkt umkrempeln und Langzeitarbeitslose wieder in die Arbeitswelt integrieren. Am Ende wird sie an ihren Resultaten gemessen werden.
Leider hat sich schon die FGTB, also ihre eigene Gewerkschaft, gegen Monica De Coninck gewandt, beklagt Het Laatste Nieuws. Die Gewerkschaften und auch die grüne Opposition haben der Ministerin gleich schon die gelbe Karte gezeigt. Dabei haben sie den Plänen von De Coninck nichts entgegenzustellen. Es sein denn: die Aussicht auf ewige Arbeitslosigkeit ohne jegliche Perspektive.
"Demokratie abgewürgt"
Immer noch an der Sozialfront hat es gestern im Justizausschuss der Kammer einen peinlichen Zwischenfall gegeben. Auf der Tagesordnung stand ein Gesetzesvorschlag über die mögliche Einführung eines gesetzlich verpflichtenden Minimaldienstes im Streikfall für das Gefängnispersonal. Das Problem: Von den zwei Texten, die zur Debatte standen, stammte einer von der N-VA, der andere aber von der Open-VLD, die ja in der Mehrheit sitzt. Um ausgerechnet fünf Tage vor einem Generalstreik ein noch dazu peinliches Votum zu verhindern, verließen die Mitglieder der Mehrheitsfraktionen den Saal. "Unerhört", tobt Het Belang van Limburg in seinem Leitartikel. Wo kommen wir denn da hin, wenn die Koalitionsfraktionen plötzlich die Diskussion über einen Gesetzesvorschlag abwürgen" Das zeugt von Geringschätzung für die Opposition und das Parlament insgesamt.
Gazet van Antwerpen schlägt in dieselbe Kerbe. Eine Mehrheit kann nicht nach Gusto den Saal verlassen, wenn"s mal gerade nicht passt. Warum nicht einfach klar Farbe bekennen, entweder mit Ja oder mit Nein stimmen" Die Mehrheit hat ganz einfach schlechte Manieren.
Nebelkerze?
Die frankophonen Zeitungen beleuchten auch heute ausgiebig den Streit über eine mögliche Regionalisierung des frankophonen Unterrichtswesens. Eine Übernahme der Zuständigkeit durch die Regionen steht nicht zur Debatte, stellt dazu Le Soir fest. Allerdings ist es nicht verboten, darüber nachzudenken.
L'Avenir stellt sich die Frage, ob Regionalminister Jean-Claude Marcourt hier nicht eine Nebelkerze gezündet hat. Warum lanciert er ausgerechnet jetzt eine solche Idee" Vielleicht, weil gerade eben erst ein Bericht über die Lütticher Stahlindustrie veröffentlicht wurde, der ein vernichtendes Urteil fällt, der aber von der Region in Auftrag gegeben worden war. Besagtes Gutachten der Beraterfirma Laplace will man wohl, koste es, was es wolle, unter den Teppich kehren.
Leterme patzt in Paris
Het Belang van Limburg schließlich berichtet heute über einen Patzer von Ex-Premier Yves Leterme. Der ist ja seit kurzem stellvertretender Generalsekretär der OECD in Paris. Vor diesem Hintergrund hatte die flämische Repräsentanz in Paris einen Empfang zu Ehren von Leterme organisiert. Alle Belgier, die in Frankreich Rang und Namen haben, waren anwesend. Nur nicht Yves Leterme. Er sprach später von einem Missverständnis.
Bild: Eric Lalmand (belga)