Kommen wir zu der Stippvisite Di Rupos in Berlin. Dazu notiert L'Avenir, dass der belgische Premierminister zwar sein Einverständnis mit den europäischen Sparzwängen hervorhob, doch nur unter der Bedingung, dass parallel dazu auch verstärkte Bemühungen für die Schaffung neuer Arbeitsplätze unternommen werden.
Keine große Liebe
Het Laatste Nieuws meint seinerseits: Zwischen Di Rupo und Merkel wird es wohl nie die große Liebe werden. Dafür sind sie sowohl politisch als auch charakterlich zu verschieden. Weiter heißt es: Di Rupo hat gut daran getan, in Berlin auf Maßnahmen zu pochen, die wirtschaftliche Investitionen und somit die Schaffung neuer Arbeitsplätze begünstigen. Nur sparen würde die europäische Wirtschaft letztlich in eine tiefe Depression führen.
Het Belang van Limburg schließt sich dieser Sicht der Dinge an und spricht diesbezüglich von einer äußerst schwierigen Gleichgewichtsübung. Was man nämlich investiert, das kann man nicht sparen, auch wenn es vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt Früchte bringt. Daneben gibt es noch die schwierige Frage, in welche Bereiche man am besten investieren sollte, um die Wirtschaft anzukurbeln und mehr Menschen einen Arbeitsplatz zu verschaffen.
"Genügend Arbeit für alle"
Um die Beschäftigung geht es auch in einem ausführlichen Interview von Arbeitsministerin De Coninck in La Libre Belgique. Unter dem Titel: "Es gibt genügend Arbeit für alle", erläutert die Ministerin ihre Absichten. Dazu gehören in erster Linie flexible Arbeitsverträge für Langzeitarbeitslose und kurzzeitige Verträge für Jugendliche, die keine Stelle finden. Zu dem für kommenden Montag angekündigten Generalstreik in Belgien sagt sie: Die Gewerkschaften müssten begreifen, dass Reformen unerlässlich sind, und vor allen Dingen nicht vergessen, dass die Sparprogramme in Belgien lange nicht so brutal ausfallen, wie in manchen anderen Ländern der Europäischen Union.
Auch Le Soir geht auf den Generalstreik von kommendem Montag ein und schreibt: Es ist derzeit noch sehr schwer, die Teilnahme an dieser Mobilmachung der Gewerkschaften ebenso wie ihre Auswirkungen vorauszusagen. Eines ist jedoch sicher: Die Gewerkschaften stehen unter Druck. Erst vergangene Woche warnte Di Rupo sie, dass sie das Land an den Rand des Abgrunds bringen. Auch in der Bevölkerung löst die Streikankündigung zunehmend Unzufriedenheit aus. Demgegenüber erklärt die Leitung der sozialistischen Gewerkschaft FGTB, man habe sich Resultate von dem Dialog mit der Regierung erhofft, die es bisher jedoch nicht gegeben habe.
Drohende Armut
Mit den Gründen des Streiks befasst sich unter anderem auch La Dernière Heure, wenn die Zeitung hervorhebt, vor allen Dingen den Beziehern kleinerer Einkommen drohe hierzulande die Armut. Von den viereinhalb Millionen Beschäftigten hätten 24 Prozent nur eine Teilzeitarbeit. Ein weiterer Stein des Anstoßes ist La Dernière Heure zufolge die immer größer werdende Spanne zwischen Arm und Reich. So seien die Löhne in den letzten zehn Jahren um etwa 40 Prozent gestiegen, die den Aktionären ausgezahlten Dividenden jedoch um knapp 190 Prozent.
Vierte Region: Wo liegt der Mehrwert"
Das Grenz-Echo lässt in einem ausführlichen Interview den Staatssekretär für institutionelle Reformen, Melchior Wathelet zu Wort kommen. Zu der folgenden sechsten Staatsreform für die DG meint dieser, er sei kein Freund von Slogans à la vierte Region. Entscheidend sei allein der Mehrwert für die Bürger. So zum Beispiel erklärt er zu der eventuellen Übertragung der Provinzbefugnisse an die Deutschsprachige Gemeinschaft, er habe in dieser Hinsicht keine Tabus. "Aber man soll mir den Beweis liefern, wo der Mehrwert für die deutschsprachigen Bürger liegt", so Wathelet wörtlich in dem Grenz-Echo-Interview.
Müde Piloten
Werfen wir abschließend noch einen Blick auf Het Laatste Nieuws, das über die Forderung der europäischen Piloten berichtet, ihre Flugzeit um mindestens zwei Stunden pro Woche zu verkürzen. Bedingt durch die Krise werden die Piloten zurzeit manchmal bis zu 14 Stunden am Stück eingesetzt. Das ist lebensgefährlich, denn die Übermüdung verlangsamt die Reaktionsschnelligkeit ganz erheblich. So haben bei einer Umfrage über 70 Prozent von ihnen zugegeben, dass sie in Folge von Übermüdung schon Fehler gemacht haben, und jeder zweite ist sogar schon mal im Cockpit eingenickt.
Archivbild: Eric Lalmand (belga)