"Die Justiz nimmt pädophile Priester ins Visier", schreibt De Morgen auf seiner Titelseite. In Het Belang van Limburg heißt es: "Die 'Operation Kelch' geht weiter". Und De Standaard meint: "Das war noch nicht alles: Weitere Hausdurchsuchungen bei der katholischen Kirche sind geplant."
Die föderale Staatsanwaltschaft hat am Montag Hausdurchsuchungen in den Bistümern von Antwerpen, Mechelen und Hasselt durchgeführt und hat dabei Akten beschlagnahmt. Nach Angaben der Ermittler geht es um ältere Missbrauchsfälle. Die Justiz will jetzt herausfinden, ob die Kirchenoberen damals ihnen bekannte Fälle von sexuellem Missbrauch vertuscht und pädophile Priester beschützt haben.
Missbrauchsfälle: erneut Hausdurchsuchungen
"Auf der Suche nach einem Beweis, dass die Kirche geschwiegen hat", titelt Het Laatste Nieuws in diesem Zusammenhang. Nach Informationen von De Standaard wurden über 20 Missbrauchsakten sichergestellt. Weitere Kircheneinrichtungen müssen sich jetzt auf den Besuch der Ermittler gefasst machen. "Ein zweischneidiges Schwert", meint die Zeitung. Natürlich müssen die unmoralischen Taten der Geistlichen ans Licht gebracht werden, doch die harte Vorgehensweise der Justiz ist schon einmal gescheitert. Die spektakulären Hausdurchsuchungen - unter anderem bei Kardinal Danneels - mussten nach einem langen Prozedurverfahren für null und nichtig erklärt werden. Auch Gazet van Antwerpen findet: Die Staatsanwaltschaft geht zu forsch an die Sache ran. Es geht auch ohne Muskelspielchen, notiert das Blatt. Die Behörden könnten die katholische Kirche zur engeren Zusammenarbeit zwingen, ohne sie ständig mit Hausdurchsuchungen zu provozieren. Inzwischen ist viel geschehen. Die Kirche hat eine Einrichtung gegründet, die sich mit den Opfern sexuellen Missbrauchs' beschäftigt.
Das sieht De Morgen ganz anders: Mit guten Vorsätzen, schreibt die Zeitung, ist der Weg zur Hölle gepflastert. Die katholische Kirche will die Sache selbst aus dem Weg räumen. Doch die Zeit, in der man Priestern und Bischöfen blauäugig vertraut, ist längst vorbei. Die Justiz muss endlich Licht ins Dunkel bringen und zeigen, was damals wirklich geschehen ist.
"Plan W" und "Plan B"
Die französischsprachigen Zeitungen beschäftigen sich vorrangig mit dem internen Streit bei der sozialistischen PS. Anlass sind die Äußerungen des wallonischen Regionalministers Jean-Claude Marcourt. Der hatte am Wochenende erklärt: Die Wallonie müsse an ihrer Zukunft arbeiten und die Zusammenarbeit mit Brüssel überdenken. "Die Pläne von Marcourt sorgen für Spannung bei der PS", titelt La Libre Belgique.
In einem Gespräch mit der Zeitung Le Soir reagiert Brüssels sozialistischer Spitzenpolitiker Philippe Moureaux pikiert und fordert im Gegenzug einen "Plan B" für die Hauptstadt. "Wenn die Wallonen uns nicht mehr wollen, dann werden wir nach einer eigenen Lösung suchen", wird Moureaux zitiert. In De Morgen meint er dazu: "Wenn die Wallonen uns fallen lassen, werden wir Brüsseler in Flandern nach Unterstützung suchen." In einem Interview mit L'Avenir rudert der umstrittene Minister Marcourt heute zurück, wenn er meint: "Es gibt keinen 'Plan W' für eine eigenständige Wallonie, aber die Region muss über ihre Zukunft nachdenken und das bedeutet nicht notgedrungen, dass sich Wallonien von Brüssel trennen will".
Wallonie-Brüssel: "Bruch wäre historischer Fehler"
Das Blatt findet die Aussagen Marcourts erstaunlich: Jetzt, wo die Dauerkrise in Belgien beendet ist, wo der Premierminister aus dem Süden des Landes stammt, und wo die PS überall mitregiert, jetzt bricht ein parteiinterner Streit los. La Libre Belgique findet: Den muss die PS schnellstmöglich beenden. Die Verbindung zwischen der Wallonie und Brüssel ist unerlässlich. Ein Bruch wäre ein historischer Fehler. Wallonen und Brüsseler müssen an einer gemeinsamen Zukunft arbeiten.
Le Soir sieht das etwas nuancierter. Durch die sechste Staatsreform werden die drei Regionen des Landes über deutlich mehr Befugnisse verfügen. Morgen werden Namur und Brüssel die Wirtschafts- und Sozialpolitik entscheidend beeinflussen. Die Herausforderungen vor denen beide Teilstaaten stehen, sind nicht unbedingt dieselben. Deswegen sollten auch die Brüsseler dringend über ihre Zukunft nachdenken.
S&P: "finanzieller Anschlag auf Europa"
Het Laatste Nieuws geht auf die Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Euro-Rettungsschirms durch die Rating-Agentur Standard & Poors ein. Die Agenturen zerren uns in eine Negativspirale. "Das ist ein finanzieller Anschlag auf Europa", meint das Blatt. Alle Entscheidungen gegen europäische Länder stammen von amerikanischen Büros. Obwohl die USA sehr viel höhere Schulden haben als die meisten EU-Staaten und darüber hinaus noch über viel weniger Spargeld verfügen, bleiben Großbritannien und USA fast immer von den Rating-Herabstufungen verschont. Nach Ansicht der Zeitung haben die Amerikaner es auf unser Gesellschaftsmodell abgesehen.
Nach Zusammenbruch: Nachwuchsfußballer müssen zum Sportmediziner
Nach Angaben von Het Laatste Nieuws müssen sich alle jungen Fußballspieler in Belgien einer sport-medizinischen Untersuchung unterziehen. Damit reagiert der Fußballbund auf einen Vorfall vom Wochenende. Erneut brach ein Jugendlicher auf dem Fußballfeld plötzlich und ohne Erklärung zusammen. Ähnlich wie die jungen Radrennfahrer müssen sich jetzt auch rund 400.000 junge Fußballer unter 18 aus Sicherheitsgründen von einem Sportmediziner durchchecken lassen. Die Untersuchung kostet bis zu 60 Euro und wird nicht von den Krankenkassen zurückerstattet.
Bild: Christophe Ketels (belga)