Nach den Föderalministern wollen jetzt auch die Parlamentarier von Kammer und Senat auf fünf Prozent ihres Gehalts verzichten. Das schreiben heute unter anderem Le Soir und De Standaard. Die Präsidenten von Kammer und Senat kürzen ihre Bezüge sogar um ein Viertel. Bisher waren sie mit rund 16.000 Euro netto im Monat die bestverdienenden Politiker des Landes.
Außerdem werden die hohen Renten der Abgeordneten gekürzt und an die Standards im öffentlichen Dienst angepasst. Seine volle Rente kann ein Parlamentarier dadurch erst nach 36 Dienstjahren beziehen und nicht mehr, wie bislang, nach 20 Jahren.
Hohe Gehälter "unanständig"
De Standaard begrüßt die Sparmaßnahmen. Wer A sagt, muss auch B sagen, findet die Zeitung. Es geht nicht an, dass unsere Politiker den Menschen im Land immer größere Sparzwänge auferlegen und selbst nicht mit gutem Beispiel vorangehen. Die Zeitung hofft, dass auch die Volksvertreter in den Parlamenten der Teilstaaten und deren Regierungen schnell nachziehen und ihre Diäten ebenfalls kürzen.
Auch Het Belang van Limburg findet die Sparankündigung der Parlamentarier gut. Natürlich kann man jetzt darüber diskutieren, was man unter einer korrekten Besoldung für einen Politiker versteht. Und natürlich werden die gewählten Volksvertreter dagegen halten, dass sie in der Privatwirtschaft deutlich mehr verdienen könnten. Aber dann, bitteschön, sollen sie auch in die Privatwirtschaft wechseln.
Im Gespräch mit La Libre Belgique sagt Paul Magnette den Spitzenverdienern in den öffentlichen Unternehmen den Kampf an. Der PS-Minister, zuständig für die Staatsbetriebe, findet die Gehälter der Manager von Belgacom, Bpost und SNCB übertrieben. Sie verdienen zum Teil zwölf Mal mehr als der Premierminister und bis zu 80 Mal mehr als ein Teil ihrer eigenen Angestellten. Das ist unanständig und in Krisenzeiten nicht vertretbar, erklärt der Minister.
Rumgehacke auf neuer Staatssekretärin
Le Soir bemerkt auf seiner Titelseite: Maggie De Block gerät gleich bei ihrem ersten Auftritt im Parlament unter heftigen Beschuss. Die neue Staatssekretärin für die Asyl- und Einwanderungspolitik hat keine leichte Aufgabe. In einem Trümmerhaufen muss sie für Ordnung sorgen. Sie will die Asylpolitik verschärfen und die Verfahren deutlich verkürzen. Mit einem, wie sie sagt, gerechten und menschlichen Ansatz will sie deutlich machen: Belgien ist kein Eldorado. Ihre Kritiker werfen ihr vor, sie habe keine Ahnung von dem, was sie tue. Le Soir stellt fest: Maggie De Block wird nicht ernst genommen. Einige halten sie sogar für dumm und man macht sich lustig über ihre Figur.
Auch Het Laatste Nieuws fragt: Was wirft man der Open-VLD-Politikerin eigentlich vor? Patrick Dewael hatte keine Ahnung von Kultur, als er in den 80er Jahren das Ressort übernahm. Gleiches galt für Annemie Turtelboom, als sie vor ein paar Jahren Innenministerin wurde. Die Kritik an Maggie De Block ist nach Ansicht der Zeitung also nicht angebracht.
Belgischer Reporter entkommt knapp dem Tod
Fast alle Zeitungen berichten ausführlich über den Anschlag in Syrien, bei dem gestern mindestens acht Menschen getötet wurden, darunter ein französischer Journalist. Fast wäre dabei auch ein Team des Flämischen Rundfunks umgekommen. "Wir haben uns in letzter Sekunde retten können", erzählt Rudi Vrankx, der bekannte Auslandsreporter der VRT in Het Nieuwsblad. In der syrischen Stadt Homs kommt es seit Monaten immer wieder zu Protesten gegen Staatschef Assad. Nach UN-Schätzungen kamen bei den Aufständen bislang mehr als 5000 Menschen ums Leben. Es mag zynisch sein, notiert Het Nieuwsblad, dass die Ereignisse in Syrien, nur weil ein belgischer Journalist fast getötet worden wäre, es auf unsere Titelseiten schaffen. Das führt uns aber vor Augen, dass in Syrien ein Blutbad stattfindet, jeden Tag aufs Neue.
De Morgen bemerkt: Der getötete französische Reporter Gilles Jacquier ist nicht umsonst gestorben. Journalisten müssen den Rest der Welt darauf aufmerksam machen: Baschar al-Assad ist ein blutiger Diktator. Die internationale Gemeinschaft weiß allerdings nicht so Recht, wie sie mit dem syrischen Regime umgehen soll. Eine neue Invasion wie in Libyen scheint ausgeschlossen. Sie wäre zu teuer und zu gefährlich.
Goldener Schuh, neue Autos und trinkende Ärzte
Unter anderem Het Laatste Nieuws und La Dernière Heure berichten ausführlich über die Wahl zum Fußballer des Jahres. Der Goldene Schuh ging gestern Abend an Matias Suarez. Der 23-Jährige ist Stürmer beim Rekordlandesmeister RSC Anderlecht und unter anderem wegen seiner guten Leistungen in der Europa-League aufgefallen.
Zahlreiche Blätter blicken, zum Teil in Sonderausgaben, auf die Automesse von Brüssel, die heute beginnt. Das Grenz-Echo titelt dazu: 600.000 Besucher erwartet. Bis zum 22. Januar präsentieren die Hersteller ihr aktuelles Angebot an Autos und Motorrädern.
De Morgen macht mit einer erstaunlichen Studie auf. Demnach hat jeder fünfte Arzt über 50 in Belgien ein Alkoholproblem. Das geht aus einer Untersuchung der Universität Antwerpen hervor. Dazu wurden landesweit über 1.500 Ärzte befragt. Laut der Studie greifen immer häufiger auch die Frauen unter den Ärzten zur Flasche.
Archivbild: Dirk Waem (belga)