"Belgien muss sein Sparpaket noch enger schnüren", schreibt Le Soir auf seiner Titelseite. Bei L'Echo heißt es dazu: Wegen des Drucks der EU stoppt Di Rupo die Ausgaben. De Morgen titelt: "Die Regierung friert 1,3 Milliarden Euro Ausgaben ein".
Die Kritik der EU-Kommission am belgischen Haushalt teilt die Regierung zwar nicht, notiert Het Laatste Nieuws. Aber um Europa zu beruhigen, blockiert die Koalition wichtige Ausgaben bis zur Haushaltsanpassung Anfang Februar. Le Soir glaubt zu wissen, dass die nationale Eisenbahngesellschaft SNCB das erste Opfer der neuen Kürzungswelle sein könnte.
Belgien als Sündenbock
Belgien hat keine andere Wahl, meint das Wirtschaftsblatt L'Echo. Das Land muss die verschärften Haushaltsregeln der EU einhalten. Natürlich ist das harte Vorgehen der Kommission bedauernswert, und natürlich kann man sich fragen, ob die Behörde genauso mit Frankreich oder Deutschland umgegangen wäre. Das ist aber nicht der Punkt. In der Vergangenheit haben zahlreiche Staaten ihre Haushalte zu optimistisch aufgestellt. Die fehlenden Kontrollen und ausbleibenden Strafen haben die Eurozone an den Rand des Abgrunds getrieben.
De Morgen sieht das anders. Belgien muss als Sündenbock herhalten. Die EU-Kommission will dem Rest der Welt klarmachen, dass sie es diesmal ernst meint mit der Haushaltsdisziplin. Es ist begreiflich, dass die Föderalregierung nachgibt und sich nicht mit Europa anlegt. Trotzdem ist die Zeitung überzeugt: Belgien ist ein leichtes Opfer.
Im Gespräch mit La Libre Belgique übt auch der Gouverneur der belgischen Notenbank Druck auf die Regierung Di Rupo aus. Er fordert weitere Sparmaßnahmen, um die Märkte zu beruhigen und neues Vertrauen zu schaffen. Nach Ansicht der Nationalbank muss die Regierung ihre Ausgaben kürzen, und zwar sowohl im Bereich der Sozialsicherheit, als auch in der Verwaltung.
Diebstahl am Steuerzahler
Mehrere Zeitungen kommentieren die Bonuszahlungen der Dexia-Holding an ihre leitenden Angestellten. Wegen ihrer hohen Verluste hatte die kriselnde Restbank ursprünglich auf die Prämien verzichten wollen. L"Avenir und Gazet van Antwerpen bezeichnen die Vorgehensweise als skandalös. Der Fall Dexia hat unser Land zehn Milliarden Euro gekostet. Außerdem bürgen wir mit knapp 50 weiteren Milliarden für die marode Bankengruppe. Für Gazet van Antwerpen sind die Bonuszahlungen Diebstahl am Steuerzahler. Het Laatste Nieuws meint: Die gesunde belgische Dexia-Bank, die mit der kriselnden Holding nichts mehr zu tun hat, sollte sich schleunigst einen neuen Namen zulegen, um mit den skandalösen Machenschaften der Dexia-Gruppe nicht in Verbindung gebracht zu werden.
Alle sparen - nur das Königshaus nicht
De Standaard berichtet auf seiner Titelseite über das Königshaus. Nach Angaben der nationalistischen N-VA beteiligt sich die königliche Familie nicht an den Sparanstrengungen und erhält in diesem Jahr 400.000 Euro mehr als im vergangenen Jahr. Und das, obwohl die sechs Parteien im Koalitionsprogramm festgehalten hatten, die Dotationen nicht zu erhöhen. Die Zeitung meint: Wenn die Belgier sparen müssen, gilt das auch für den Obersten aller Belgier. Auch er muss seinen Beitrag leisten. Finanzminister Steven Vanackere will der Sache auf den Grund und eine mögliche Erhöhung der Bezüge verhindern.
Lambertz fordert "Belgien zu viert"
Le Soir veröffentlicht ein umfangreiches Interview mit dem deutschsprachigen Ministerpräsidenten Karl-Heinz Lambertz. Darin wiederholt er seine Forderung nach einem Belgien mit vier gleichwertigen Teilstaaten. Er plädiert für eine Aufwertung der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Die neue Staatsreform sei ein Schritt in die richtige Richtung, erklärt Lambertz. Neben Flandern, der Wallonie und Brüssel erhalte auch Ostbelgien mehr Befugnisse.
Wie La Dernière Heure berichtet, ist im vergangenen Jahr kein einziger Briefträger überfallen worden. Im Jahr davor hatte es noch vier solcher Übergriffe gegeben. In den 1990er Jahren wurde in Belgien fast täglich ein Briefträger angegriffen. Die Erklärung für den drastischen Rückgang ist einfach, notiert das Blatt. In der Vergangenheit führten Briefträger oft Bargeld mit sich, um Renten auszuzahlen. Die meisten Senioren beziehen heute ihre Altersbezüge über ein Bankkonto.
"Arbeitstier" wird Kardinal
L"Avenir porträtiert Belgiens neuen Kardinal. Der 91-Jährige Julien Ries wurde am Freitag von Papst Benedikt XVI. berufen und wird ab Mitte Februar den ehrwürdigen Titel tragen dürfen. Der Theologe ist emeritierter Professor an der Katholischen Universität Neu-Löwen. Die Zeitung beschreibt ihn als Arbeitstier. Der 91-Jährige steht jeden Morgen um 5 Uhr auf. Obwohl er einen Computer besitzt, pflegt er es, seine religiösen Texte mit der Hand zu verfassen. Ries ist ein enger Freund von Erzbischof André Léonard, gilt aber als weltoffen. An der Uni Neu-Löwen hat er ein Zentrum gegründet, das sich mit der Geschichte aller Weltreligionen befasst.
Gefangen im Schnee
Tausende belgische Wintersportler sitzen in den Alpen fest. Darüber berichtet Het Nieuwsblad auf Seite eins. Der viele Schnee sorgt in den Wintersportorten Frankreichs, der Schweiz und Österreichs für große Behinderungen. Einige Ortschaften sind zugeschneit und von der Außenwelt abgeschnitten. Außerdem herrscht erhöhte Lawinengefahr, und für die nächsten Tage ist noch mehr Schnee gemeldet. In einigen Hotels ist sogar der Strom ausgefallen. Die Touristen hoffen darauf, ihren unfreiwillig verlängerten Skiurlaub so schnell wie möglich beenden zu können. Am Montag beginnt für viele wieder der Alltag: Kinder müssen in die Schule, Erwachsene zurück an die Arbeit. Doch bisher sind sie noch gefangen im Schnee.
Archivbild: Kristof Van Accom (belga)