"Sturm fordert fünf Verletzte", titelt heute Het Laatste Nieuws. In Ostende wurde ein siebenjähriger Junge von dem abgerissenen Teil einer Fassade getroffen. In Brüssel wurde ein Parkwächter von einem umgestürzten Baum schwer verletzt.
Es war ein heftiger, aber durchaus nicht außergewöhnlicher Sturm, zitiert Het Laatste Nieuws einige Meteorologen.
Gazet Van Antwerpen greift einen anderen Aspekt auf: "Sturm bremst Winterschlussverkauf aus", so die Schlagzeile. Anscheinend waren tatsächlich wegen des Wetters weniger Leute unterwegs auf Schnäppchenjagd.
0,2 Promille
Zweites großes Thema sind die Pläne des neuen Mobilitätsstaatssekretärs Melchior Wathelet. Der denkt nicht nur über verpflichtende medizinische Tests für ältere Autofahrer nach. Wathelet plant auch die Herabsetzung der Promillegrenze von 0,5 auf 0,2. "Alkohol am Steuer: Es läuft auf Null-Toleranz hinaus", titelt in diesem Zusammenhang L'Avenir. Tatsächlich plädieren Fachleute und sogar der Transportverband Febetra für eine Null-Promillegrenze, wie unter anderem Het Laatste Nieuws und De Standaard berichten.
Het Belang van Limburg kann derlei Plänen wenig abgewinnen. 0,2 Promille, das entspricht gerade einmal einem Glas Wein. Kein Wunder, dass das Gaststättengewerbe auf die Barrikaden geht. Statt über eine Herabsetzung einer Promillegrenze nachzudenken, sollte man vielleicht zunächst einmal die Kontrollen verschärfen. Das Beispiel Starenkästen zeigt: Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf unseren Straßen ist erst gesunken, seit überall unbemannte, automatische Radarfallen installiert wurden. Regeln und Begrenzungen sind gut, Kontrollen sind besser.
"Verbieteritis"
L'Avenir macht der immer größer werdende Hang zu Verboten nachdenklich. Im Namen des Vorsichtsprinzips wird reglementiert und verboten, was das Zeug hält. Damit wird der Bürger aber faktisch entmündigt, wird ihm die Eigenverantwortung entzogen. Es wird Zeit, dass wir aufhören, den schlimmstmöglichen Fall als den wahrscheinlichsten zu betrachten, dass wir wieder lernen, mit Risiken zu leben.
Auch De Morgen befasst sich auf seiner Titelseite mit den immer neuen Verboten, die unser Zusammenleben bestimmen. "Der Wildwuchs an Einschränkungen aller Art sorgt zunehmend für Unmut", so die Schlagzeile. Rauchen ist fast überall verboten, Alkoholkonsum wird immer strikter reglementiert, man denkt sogar über die Einführung einer Fettsteuer nach: Viele Bürger fühlen sich inzwischen dadurch gegängelt.
"Profilneurose"
Auch der Kollege von Melchior Wathelet, der neue Staatssekretär für den Öffentlichen Dienst Hendrik Bogaert hat schon auf sich aufmerksam gemacht. Bogaert will, dass die föderalen Beamten künftig jährlich beurteilt werden sollen. Bislang erfolgt die Beurteilung alle zwei Jahre. Bei zwei negativen Bewertungen droht die Entlassung.
Die Gewerkschaften laufen schon Sturm gegen die Pläne, wie unter anderem Le Soir berichtet. La Libre Belgique spricht von einem "Aufschrei der Empörung". Die Gewerkschaften unterstellen dem neuen Staatssekretär, dass er über diesen Weg die Verwaltungen verschlanken will.
Angesichts all dieser Pläne reagiert Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel fast schon amüsiert. Einige frisch gebackene Minister und Staatssekretäre legen offensichtlich Profilneurose an den Tag. Es ist wie auf einem Fußballfeld: Gleich nach Betreten des Platzes wird der Gegner gleich mal umgegrätscht, um das Terrain zu markieren. Die Herren Bogaert, Wathelet und auch Van Quickenborne wären dabei gut beraten, erst nachzudenken, bevor sie den Mund aufmachen.
Peter Praet und der Pawlowsche Hund
Viele Zeitungen bringen heute ausgiebige Porträts von Peter Praet. Der renommierte Wirtschaftswissenschaftler ist gestern zum neuen Chefökonom der Europäischen Zentralbank ernannt worden. Praet ist jetzt de facto die Nummer Zwei der EZB, konstatiert De Morgen, und das ist eine Überraschung.
Für L'Avenir zeigt die EU inzwischen fast schon das Verhalten des Pawlowschen Hundes: Immer, wenn sich die Großen um einen Posten streiten, bekommt am Ende ein Belgier den Zuschlag. Das war bei Herman Van Rompuy der Fall und gilt wohl auch für Peter Praet. Irgendwie paradox: Ausgerechnet Belgien, das regelmäßig von institutionellen Debatten destabilisiert wird, bringt immer wieder Persönlichkeiten hervor, die wichtige internationale Posten bekleiden. Es ist, als würde Belgien gerade wegen seiner Komplexität ideale Profile liefern: hartgesotten und zugleich konsensorientiert.
Straffreiheit
"Salduz-Gesetz sorgt für faktische Straffreiheit", titelt derweil De Standaard. Das Gesetz sieht vor, dass jeder das Recht auf einen Anwalt hat, und zwar gleich beim ersten Verhör. In Brüssel funktioniert das aber nicht immer. Es dauert zu lange, bis ein Anwalt gefunden wird. Die Folge: Die Brüsseler Polizei hat schon Kriminelle laufen lassen müssen.
Kommentierend meint das Blatt dazu: Was da im Moment in Brüssel passiert, ist absolut unannehmbar. Straffreiheit wird einmal mehr zur Regel. Warum in Gottes Namen funktioniert in Belgien eine Maßnahme nicht, die anderswo längst gängige Praxis ist? Dafür gibt es keine Entschuldigung.
Von Greenpeace zum Waffenkonzern
De Morgen macht mit der Geschichte auf, dass anscheinend einer der Attentäter, der 1985 das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrier versenkt hat, inzwischen beim wallonischen Waffenkonzern FN beschäftigt ist. Er ist demnach sogar Direktor einer Tochterfirma von FN. Greenpeace zeigt sich schockiert. De Morgen wirft in diesem Zusammenhang den wallonischen Sozialisten PS Scheinheiligkeit vor.
Zu alt?
Gazet van Antwerpen schließlich bringt eine Schlagzeile, die nachdenklich stimmt: Für viele Unternehmen sind Menschen über 40 schon zu alt. Nach einer Umfrage war nur einer von vier Arbeitgebern daran interessiert, einen Arbeitnehmer einzustellen, der älter als 40 ist.
Bild: belga