"Weniger Babys wegen der Krise", titelt heute Gazet van Antwerpen. "Die Belgier sparen sich durch die Krise", so die Schlagzeile von De Standaard.
In Flandern kamen 2011 zum ersten Mal seit acht Jahren wieder weniger Kinder zur Welt. Laut Fachleuten ist ein Grund dafür die Zukunftsängste der Menschen, wie auch Het Belang van Limburg berichtet. Und genau deswegen legt der Belgier auch nach wie vor viel Geld beiseite, wie De Standaard feststellt. Im Augenblick liegen 180 Milliarden Euro auf Sparkonten in Belgien. Damit sind die Spareinlagen im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Und laut Nationalbank sollte sich dieser Trend im neuen Jahr bestätigen.
"Belgien spart sich durch die Krise"
Het Laatste Nieuws hat sich demselben Thema gewidmet, kommt aber zu einer anderen Schlussfolgerung: "Das Sparbuch hat ausgedient", konstatiert das Blatt. Im Jahr 2009 waren die Spareinlagen noch um 40 Milliarden Euro gestiegen. 2010 waren es immer noch 30 Milliarden. Im vergangenen Jahr hingegen kam nur knapp eine Milliarde hinzu. Offensichtlich legen die Sparer ihr Geld inzwischen verstärkt in anderen Anlagen an. Und noch einen Trend glaubt Het Laatste Nieuws zu erkennen: Die Sparer wenden sich von den Großbanken ab und bringen ihr Geld verstärkt zu kleineren Akteuren am belgischen Markt. Große Gewinner sind etwa Rabobank, Crédit Agricole und die Deutsche Bank, Verlierer sind vor allem Dexia und KBC.
Der belgische Hang zum Sparen hat seine Vorteile, meint dazu De Standaard in seinem Leitartikel. Der Erfolg der jüngsten Staatsanleihe etwa hat die internationalen Finanzmärkte davon überzeugt, dass die Belgier notfalls ihre Staatsschuld selbst finanzieren können. Nachteil ist allerdings, dass die Menschen eben weniger Geld ausgeben und sich damit die Konjunktur weiter abkühlt. Wie wär's denn mit dem Mittelweg? Wer zum Beispiel in Energieeffizienz investiert, der spart auf lange Sicht auch Geld und kurbelt damit gleichzeitig die Wirtschaft an. Die Rendite einer Investition in Energieeffizienz ist mit Sicherheit viel höher als bei einem Sparbuch.
Flandern muss sparen
Apropos Geld: Die flämische Regierung hat am Montag weitere Sparmaßnahmen angekündigt, um ihren Haushalt in der Spur zu halten. Demnach wird Flandern im laufenden Jahr wohl zusätzliche, bis zu 500, Millionen Euro einsparen müssen.
Das dürfte übrigens nicht nur für die flämische Regierung gelten, warnt Gazet van Antwerpen in ihrem Kommentar. Auch die Föderalregierung wird wohl schon bald ein bis zwei Milliarden Euro zusätzlich finden müssen. Uns stehen in der Tat schwierige Jahre bevor. Allerdings sind diese Einschnitte nötig. Untätigkeit würde uns nur in noch größere Schwierigkeiten bringen, man denke nur an Griechenland.
De Morgen vermisst bei all dem jedoch eine klare Linie. Der flämische Ministerpräsident Kris Peeters ist ein Mann mit einem Plan. Das war es aber auch schon. Seine Pläne erweisen sich meist als reines Stück Papier. Man sollte nicht sparen um des Sparens Willen. Vielmehr bedarf es einer Vision.
Präsidialer Premier?
Premierminister Elio Di Rupo hat sich ja seinerseits im Rahmen einer Neujahrsansprache an die Bürger gewandt. Anders als die meisten seiner Amtskollegen stellte Di Rupo aber vor allem die Hoffnung in den Vordergrund, wie unter anderem De Morgen festhält.
Eine Neujahrsbotschaft des Premierministers, das ist durchaus eine Premiere, meint Het Belang van Limburg in seinem Leitartikel. Jeder Premier ist eben ein anderer. Jean-Luc Dehaene pflegte sein Image eines Brabanter Kaltblüters, Guy Verhofstadt war der große Kommunikator, und Di Rupo trägt seinerseits präsidiale Züge.
WSV
Viele Zeitungen blicken erwartungsvoll auf den Winterschlussverkauf, der heute beginnt. Het Belang van Limburg verheißt "Super-Rabatte". Die Geschäfte sitzen noch auf einem großen Angebot, weiß auch Le Soir. Schuld daran ist auch der Winter, der bislang einfach zu warm war. Ab heute kann man also gleich mit erheblichen Preisnachlässen rechnen, von minus 50 Prozent und mehr.
Het Laatste Nieuws mahnt da aber zur Vorsicht. Ab einem Rabatt von 50 Prozent muss der Kunde damit rechnen, dass man ihn an der Nase herumführt, so zumindest die Meinung der flämischen Mittelstandsvereinigung Unizo. Entweder handelt es sich um Stücke aus der vorherigen Winterkollektion, oder um Ware minderer Qualität.
Der Begriff "Winterschlussverkauf" macht L"Avenir nachdenklich. Von Winter kann doch eigentlich keine Rede sein. Die durchschnittlichen Tageshöchstwerte beliefen sich im Dezember auf 8,7 Grad. In der Silvesternacht wurden 11,6 Grad gemessen, in Brüssel wurden schon die ersten Narzissen gesichtet. Ein Winterschlussverkauf bei zwölf Grad, das ist beängstigend, meint l'Avenir.
Fallstricke und Entschuldigungen
La Dernière Heure beleuchtet das so genannte Salduz-Gesetz, das zu Jahresbeginn in Kraft getreten ist. Das beinhaltet ja, dass jeder ein Recht auf einen Anwalt hat, und zwar gleich beim ersten Verhör durch die Polizei. Die neue Regelung stellt die Anwaltskammern vor eine logistische Herausforderung, da sozusagen Bereitschaftsdienste organisiert werden müssen. Eine Folge war aber laut La Dernière Heure, dass die Behörden wegen Engpässen Kriminelle haben laufen lassen müssen.
Einige Zeitungen schließlich heben eine bemerkenswerte Aussage von Erzbischof André-Joseph Léonard hervor, dem Primas der belgischen katholischen Kirche. Léonard bittet die Gläubigen um Verzeihung, all jene, die er möglicherweise im vergangenen Jahr schockiert hätte, wie L"Avenir oder Het Belang van Limburg hervorheben. Der Erzbischof hatte ja unter anderem erklärt, dass wiederverheiratete Geschiedene nicht mehr als Direktoren in katholischen Schulen arbeiten sollten. Er bitte um Verzeihung, falls er den Menschen indirekt das Leben schwer gemacht habe, weil die Medien seine Aussagen verzerrt wiedergegeben haben, wird Léonard zitiert.
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