"2012 wird das Jahr aller Gefahren", titelt Le Soir. Gedrückte Stimmung zum Jahreswechsel überall in der Welt. Das Wort "Krise" ist immer wieder zu hören. Die USA, Deutschland und Frankreich haben ihre Bürger auf das Schlimmste eingestimmt: 2012 dürfte noch schwieriger werden als 2011.
Het Laatste Nieuws dagegen bemerkt auf seiner Titelseite: Elio Di Rupo bringt eine Botschaft der Hoffnung. Die Schwierigkeiten müssten wir in Chancen umwandeln, erklärt der Premierminister in seiner Neujahrsbotschaft. Die Regierung werde alles daran setzen, um Belgien so schnell wie möglich aus der Krise zu holen.
Di Rupo spielt den Mutmacher
Während die meisten Staats- und Regierungschefs der Welt pessimistisch auf das neue Jahr blicken, will Di Rupo den Belgiern also Mut machen. Schwierigkeiten in Chancen umwandeln - Het Laatste Nieuws fragt sich, wie das gehen soll: Wie will Di Rupo einer alleinstehenden Mutter oder einem mittellosen Rentner erklären, dass sie ihre Probleme in etwas Positives umwandeln sollen? Das gleiche gilt für viele Familien, die durch das Sparpaket bis zu 9.000 Euro weniger zur Verfügung haben werden. Wie will Di Rupo ihnen erklären, dass Krisen ?interessante Herausforderungen? sind? 2012 wird kein Zuckerschlecken, schlussfolgert das Blatt.
Das sieht auch Gazet van Antwerpen so. Möglicherweise wird es im neuen Jahr kein Wirtschaftswachstum geben. Der Gürtel muss noch enger geschnallt werden. Die erste Haushaltsanpassung Anfang Februar dürfte dabei für die ein oder andere Überraschung sorgen. Es könnte sein, dass die Regierung noch einmal zwei Milliarden Euro mehr einsparen muss.
2012 - das Jahr der Streiks?
Nach Ansicht von Het Belang van Limburg droht 2012 das Jahr der Streiks zu werden. Die Beziehungen zwischen den Gewerkschaften und dem Kabinett Di Rupo sind seit Wochen angespannt. Einen landesweiten Streik im öffentlichen Dienst hat es bereits gegeben. Ende Januar könnte es sogar zu einem Generalstreik kommen.
L'Avenir blickt mit etwas Zuversicht auf 2012. Wegen des Schaltjahrs stehen insgesamt 366 zur Verfügung, um die schwierigen Probleme zu lösen. Also ein Tag mehr, als im vergangenen Jahr. Premierminister Di Rupo ist jedenfalls fest entschlossen, auch den 29. Februar zu nutzen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, das Sozialsystem zu sichern und das Vertrauen der Bürger wieder zu gewinnen.
De Standaard stellt auf seiner Titelseite fest: Auch Flandern muss kräftiger sparen. Es wird weitere Einschnitte geben, die jeder spüren wird, erklärt der flämische Ministerpräsident Kris Peeters im Gespräch mit dem Blatt.
Im Kommentar hält die Zeitung fest: Kris Peeters und Elio Di Rupo haben denselben Gegner. Mit ihren drastischen Sparpaketen wollen sie den Aufmarsch der nationalistischen N-VA verhindern. Di Rupo hat die N-VA auf föderaler Ebene in die Opposition geschickt. Kris Peeters hingegen will die Nationalisten auf flämischer Ebene um jeden Preis in seiner Koalition halten. So will der flämische Ministerpräsident verhindern, dass 2014 Bart De Wever sein Nachfolger wird.
Neue Ölkrise?
De Morgen warnt auf Seite eins: Der Konflikt mit dem Iran könnte den Ölpreis drastisch steigen lassen. Teheran droht damit, die für Öltransporte wichtige Straße von Hormus zu blockieren. Der Preis für ein Fass Rohöl könnte dann explosionsartig ansteigen. Belgien würde wegen seines hohen Ölverbrauchs hart getroffen, notiert die Zeitung. Deswegen sollte der gute Vorsatz lauten: Weg vom Öl und hin zu neuen Energiequellen. Wir sollten damit nicht warten, meint De Morgen. Bevor das Öl ausgeht oder die Chinesen alle Reserven aufkaufen, sollten wir selbst die Initiative ergreifen. Jetzt, wo Europa am Rande des Abgrunds steht, sollten wir die Umstellung wagen auf eine völlig neue, grüne Wirtschaft.
La Libre Belgique beschäftigt sich mit der dänischen EU-Ratspräsidentschaft, die am Sonntag begonnen hat. Die Dänen wollen den Zusammenhalt in Europa stärken und Vermittler sein zwischen den 17 Ländern der Euro-Zone und den zehn anderen EU-Staaten ohne Euro. Die dänische Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt will das Vertrauen in die Europäische Union damit stärken. Neben Haushaltsdisziplin muss die EU auch für neues Wirtschaftswachstum sorgen.
Wärmste Silvester seit knapp 130 Jahren
Gazet van Antwerpen hat seine Leser zu ihren guten Vorsätzen für das neue Jahr gefragt. Die meisten wollen 2012 abnehmen. Hoch im Kurs stehen aber auch mehr Sport und gesündere Ernährung. Der flämische Oppositionsführer Bart De Wever will unter die 100 Kilo-Marke kommen und die Kommunalwahl in Antwerpen gewinnen.
Het Laatste Nieuws und das Grenz-Echo schreiben auf ihren Titelseiten: Die Silvesternacht war die wärmste seit knapp 130 Jahren. In Brüssel betrug die Temperatur in der Nacht zu Neujahr 10,4 Grad. So mild war es zuletzt Silvester 1883. Damals waren elf Grad gemessen worden, erklärt ein Meteorologe, und seitdem zeigte das Thermometer in der Silvesternacht immer weniger als zehn Grad an.
Archivbild: Koen Van Weel (belga)