"Wenig Hoffnung für Cafés", titelt heute Het Laatste Nieuws. Het Belang van Limburg rechnet auf seiner Titelseite vor: "Rauchverbot dreht 191 limburgischen Kneipen den Hals um".
Das Gaststättengewerbe schlägt Alarm: Innerhalb von sechs Monaten mussten 2.000 Cafés schließen. Das entspricht einer Steigerung um über 40 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum 2010. Für den Sektor gibt's da kein Vertun: Das Rauchverbot ist schuld, das ja zum ersten Juli dieses Jahres eingeführt wurde. "Eine katastrophales Bilanz für 2011", fasst es L'Avenir zusammen.
Kneipen: Mehrwertsteuersenkung?
Die Regierung zeigt sich aber dialogbereit, stellt Het Laatste Nieuws fest. Denkbar wäre etwa, die Mehrwertsteuer für Getränke auf sechs Prozent zu senken. Das Blatt warnt aber vor Optimismus: Der Regierung fehlt das Geld für eine solche Maßnahme.
De Morgen hält ohnehin nichts von einer Geste für das Gaststättengewerbe. Zu behaupten, die Kneipen würden allein wegen des Rauchverbots den Bach runtergehen, das wäre allenfalls die halbe Wahrheit. Den betroffenen Cafés ging es wohl ohnehin schon schlecht. 2009 kam das Hotel- und Gaststättengewerbe zudem schon einmal in den Genuss einer Mehrwertsteuersenkung. Der Verbraucher hat davon nichts gemerkt. Zudem ist die Zahl der festgestellten Fälle von Schwarzarbeit nur noch gestiegen. Ein Sektor, der nicht ohne Schwarzarbeit überleben kann, ist von Grund auf krank. Ihm jetzt noch unter die Arme greifen zu wollen, wäre ungerecht, meint De Morgen.
N-VA von allen Seiten unter Beschuss
Viele flämische Zeitungen beschäftigen sich heute mit den jüngsten Angriffen auf die N-VA und ihren Vorsitzenden Bart De Wever. De Wever dürfte es im Augenblick nicht schwer fallen, den Beweis zu erbringen, dass das belgische Establishment ihn auf die Abschussliste gesetzt hat, konstatiert etwa Het Laatste Nieuws. Erst wirft Erzbischof Leonard De Wever vor, seine Intelligenz in den Dienst der falschen Sache zu stellen. Und dann gibt auch noch Premier Di Rupo die Order aus, alles daran zu setzen, den flämischen Christdemokraten, Liberalen und Sozialisten bei der nächsten Wahl zum Sieg zu verhelfen. Das dürfte sich als strategischer Fehler erweisen. Gerade hierzulande haben sich die Menschen selten ihre Meinung von der Obrigkeit vordiktieren lassen.
Het Belang van Limburg sieht das ähnlich. Die Bekämpfung der N-VA scheint zum wichtigsten Programmpunkt der Regierung Di Rupo geworden zu sein. Di Rupo selbst strebt gar schon eine zweite Amtsperiode bis 2019 an. Das trägt beinahe russische Züge; dass es zwischendurch nochmal Wahlen geben wird, scheint "Vladimir" Di Rupo vergessen zu haben. Im Augenblick spricht nichts dagegen, dass De Wever auch die Wahlen 2014 gewinnt.
Kritik an Leonard
Gazet van Antwerpen übt in diesem Zusammenhang vor allem Kritik an Erzbischof Leonard. Es ist in höchstem Maße außergewöhnlich, dass sich ein Kirchenführer über Politik und Politiker äußert. In der Vergangenheit ist dieser Schuss häufig nach hinten hingegangen. Wenn sich Kirchenobere politisch positioniert haben, dann traf meist das Gegenteil ein.
Für La Dernière Heure hätte Leonard besser den Mund gehalten. Der Erzbischof kann es offensichtlich nicht lassen: Ständig löst er mit explosiven Aussagen Diskussionen aus. Natürlich hat er ein Recht auf freie Meinungsäußerung. Als Primas der belgischen Katholischen Kirche sollte er aber auf politische Stellungnahmen verzichten. Wir würden wir denn reagieren, wenn sich ein Imam oder ein Rabbiner über politische Persönlichkeiten äußert?
Viele Zeitungen beschäftigen sich heute auch mit den neuen Pädophilie-Vorwürfen gegen den Brügger Ex-Bischof Roger Vangheluwe. Nach Informationen der Wochenzeitschrift Humo soll sich Vangheluwe auch in einem westflämischen Kinderheim an Minderjährigen vergangen haben. La Libre Belgique spricht schon von einer "neuen Affäre Vangheluwe", Het Nieuwsblad schränkt seinerseits an: "Die Staatsanwaltschaft Brügge verfügt derzeit über keinerlei Informationen, die die Vorwürfe untermauerten.
Das Schicksal der Christen in Nigeria
Die großen frankophonen Zeitungen beschäftigen sich heute mit dem Schicksal der Christen in Nigeria. Über Weihnachten gab es in dem westafrikanischen Staat eine Serie von Bombenanschlägen auf christliche Kirchen. In Nigeria stehen die Zeichen auf Bürgerkrieg, warnt La Libre Belgique. Es sieht fast so aus, als wolle die radikale islamische Sekte, die für die Attentate verantwortlich gemacht wird, die Religionsgruppen gegeneinander aufhetzen.
Le Soir beklagt in diesem Zusammenhang das Schweigen des Westens. Vor allem die Linken und die Laizisten scheinen sich nicht um das Schicksal der Christen in Nigeria scheren zu wollen. Dabei ist der Schutz von Minderheiten aller Art ein zentraler Punkt auch in den westlichen Verfassungen. Hier darf es keine Ausnahme geben.
L'Avenir sieht die religiösen Minderheiten generell gefährdet: Als viele Staaten in der arabischen Welt ihre Diktatoren vom Sockel gestoßen haben, waren sogleich wieder die alten Dämonen zurück: Überall, angefangen in Ägypten und im Irak, geraten religiöse Minderheiten insbesondere Christen unter Druck. Auf Dauer gibt es wohl nur zwei Möglichkeiten: entweder Verfolgung oder Exil. In beiden Fällen ist es in gewisser Weise gleichbedeutend mit dem Tod.
"Taktloses Deutschland"
Het Nieuwsblad übt in seinem Leitartikel harsche Kritik an Deutschland. Trotz gegenteiliger Ankündigungen ist der deutsche Fiskus anscheinend dazu übergegangen, die Renten von ehemaligen belgischen Zwangsarbeitern zu besteuern. Erst glaubte man noch an einen schlechten Witz, jetzt ist es offensichtlich bitterer Ernst, meint das Blatt. Es ist nur schwer zu verstehen, dass man in Deutschland so taktlos sein kann. Klar ist der Krieg fast 70 Jahre vorüber. Doch ist die Erinnerung gerade bei den hochbetagten Menschen, die im Zweiten Weltkrieg nach Deutschland gebracht und dort zum Arbeiten gezwungen wurden, noch sehr lebendig. Wenn das ein Mittel sein soll, um den deutschen Haushalt in der Spur zu halten, dann sollte man sich in Berlin schämen.
Archivbild: Eric Lalmand (belga)