"Der Schwarze Donnerstag", titelt La Libre Belgique. Der Streik im öffentlichen Dienst wird ganz Belgien morgen lahm legen. Züge, Busse, U-Bahnen: Alles steht still. Massive Probleme auch bei der Postzustellung. Schulen, Verwaltungen und Ämter werden ebenfalls bestreikt.
Auch La Dernière Heure und Het Nieuwsblad werfen einen Blick auf den morgigen Streiktag gegen die Rentenreform und seine möglichen Auswirkungen. Viel Kritik gibt es für die wilden Streikaktionen bei der Bahn. Noch vor dem Protesttag haben vor allem in der Wallonie zahlreiche SNCB-Mitarbeiter die Arbeit niedergelegt. Züge sind verspätet oder müssen sogar ganz gestrichen werden.
"Asoziales Verhalten" - "Der Teufel heißt: Van Quickenborne"
La Dernière Heure schreibt dazu: Diese wilden Aktionen treffen mal wieder die Falschen. Tausende Bahnreisende müssen in die Röhre schauen. Het Laatste Nieuws spricht von "asozialem Verhalten" bei den Bahngewerkschaften. Asozial deshalb, weil der Arbeitsausstand hunderttausende Pendler trifft und sie daran hindert, arbeiten zu gehen. Die nationale Eisenbahngesellschaft erhält jedes Jahr drei Milliarden Euro vom Staat - so viel wie kein anderer Betrieb. Doch trotzdem sind die SNCB-Gewerkschaften jederzeit zum Streik bereit.
Auch De Morgen bemerkt: Irgendwas läuft hier schief. Eine kleine Minderheit kann mit wilden Streikaktionen die Mehrheit der Bevölkerung geißeln. Da ist die Frage nach einem Mindestdienst mehr als berechtigt. Nach Angaben von Gazet van Antwerpen könnten die Schwierigkeiten bei der Bahn noch über den Protesttag hinaus bis Weihnachten andauern. Das Blatt hält fest: Der Teufel muss ein Gesicht haben und das ist derzeit das von Vincent Van Quickenborne. Den Open-Vld-Minister allein an den Pranger zu stellen, ist aber lächerlich. Die Rentenreform ist das gemeinsame Produkt der sechs Regierungsparteien und keine persönliche Erfindung von Van Quickenborne.
Het Nieuwsblad und La Dernière Heure bemerken: Es muss sich etwas ändern. Die Rentenreform ist längst überfällig. Dass die Beschlüsse jetzt Hals über Kopf gefasst werden müssen, hat zwei Gründe: Zum einen haben wir durch die politische Dauerkrise über 500 Tage verloren. Und zum anderen ist in den letzten zehn Jahren in Sachen Rentenreform so gut wie nichts entschieden worden. Ein Minister nach dem anderen hat das Problem schleifen lassen.
Rentenreform sorgt für Verstimmung in der Koalition
De Standaard berichtet auf Seite 1: Die Regierung gerät wegen der Rentenreform unter Druck. Offenbar sorgt die Vorgehensweise des zuständigen Ministers Vincent Van Quickenborne auch innerhalb der Koalition für Spannungen. Ohne Namensnennung haben einige Minister die Zeitung wissen lassen, dass sie Schwierigkeiten mit der Art und Weise haben, mit der Van Quickenborne die Reform verkauft hat. Er sei übereilt und mit aller Härte vorgegangen und habe dabei einen "Clash" mit den Gewerkschaften in Kauf genommen, wird ein Regierungsmitglied zitiert. Für die Zeitung ist die Rentenreform dann auch der erste richtige Test für die Koalition. Der Streik von morgen ist nämlich vor allem das: eine Warnung der Gewerkschaften an die Adresse der Regierung. Sie wollen im sozialen Dialog weiterhin eine wichtige Rolle spielen.
L'Avenir beschäftigt sich mit der Frage, wie hoch die Pensionsbezüge unserer Abgeordneten ausfallen. Nach 20 Dienstjahren als Volksvertreter erhalten sie 2500 Euro netto im Monat. Die Zeitung ist der Meinung: Auch hier sollten die Abgeordneten ein Zeichen setzen und ihre eigenen Pensionsregelungen verschärfen.
Le Soir schreibt auf seiner Titelseite, dass die sogenannte Überlebens-Rente gestrichen wird. 600.000 Witwer blicken damit in eine ungewisse finanzielle Zukunft. Bislang erhielten sie 80% der Rente ihres verstorbenen Ehepartners. Durch das Sparpaket der neuen Regierung verschwindet jedoch die Überlebensrente. Im Notfall erhalten die Witwer jetzt Arbeitslosengeld.
Lüttich: Stille, Trauer und Würde
Alle Zeitungen kommen auf die bewegende Gedenkfeier von Lüttich zurück - eine Woche nach dem blutigen Amoklauf mit sechs Toten. L'Avenir fasst die Trauerkundgebung in drei Worten zusammen: Stille, Tränen und Würde. Bis zu 3000 Menschen, darunter Prinzessin Mathilde, Prinz Philippe und Premierminister Elio Di Rupo, haben auf der Place Saint-Lambert der Toten und Verletzten gedacht. Außerdem haben sie ihre Wut und ihr Unverständnis zum Ausdruck gebracht angesichts der Wahnsinnstat von Nordine Amrani. Le Soir zeigt Di Rupo mit Tränen im Gesicht und schreibt "Der Premierminister hat mit ganz Lüttich geweint".
Pfusch mit den Rabatten
Gut zehn Tage vor dem Start des Winterschlussverkaufs warnt Het Nieuwsblad auf seiner Titelseite: Geschäftsleute treiben manchmal Schindluder mit den Rabatten. Die Verbraucherschutzorganisation "Test-Achats" bestätigt anhand von Fallbeispielen einen alten Verdacht: Vor dem Schlussverkauf werden die Preise angehoben, um anschließend Rabatte zu gewähren. Unter anderem beim Elektrospezialisten Eldi wurde mit falschen Sonderangeboten geworben. Die Geräte waren zum Teil aber deutlich teurer als vor dem Schlussverkauf.
Bild: Virginie Lefour (belga)