"Belgien liegt am Donnerstag still", titeln gleich mehrere Zeitungen. "Die Gewerkschaften lähmen das ganze Land", schreiben La Dernière Heure und Het Nieuwsblad. La Libre Belgique zeigt auf Seite 1, wie die Protestaktion am Donnerstag aussehen wird: Keine Züge, keine Busse, keine Post, Schulen geschlossen, öffentliche Krankenhäuser ebenfalls, und auch Behörden und öffentliche Einrichtungen bleiben dicht.
Das Grenz-Echo meint: "Die Gewerkschaften blasen zum Großangriff". Der Protest richtet sich gegen die Rentenreform der neuen Regierung und ganz besonders gegen die Vorgehensweise des zuständigen Ministers Vincent Van Quickenborne. Er will die Pläne so schnell wie möglich umsetzen und die Reform noch in dieser Woche durch das Parlament verabschieden lassen.
"Quickie gibt Gas"
L'Avenir geht das deutlich zu schnell: Der liberale Rentenminister will sein Vorhaben auf Gedeih und Verderb durchführen. Er hat dafür den Weg der großen Eile gewählt. Streiks und Blockaden nimmt er in Kauf. Die Zeitung findet: Der neo-liberale Minister spielt mit dem Feuer und riskiert soziale Unruhen.
Ganz anders sehen es die meisten Zeitungen. Le Soir etwa schreibt: Es gibt kein Zurück mehr, wir brauchen diese Rentenreform. Gazet van Antwerpen ist überzeugt: Ein Streik ist nicht die Lösung. Auch L'Echo meint: Heute kommen noch vier Arbeitnehmer für einen Rentner auf, durch die Vergreisung der Bevölkerung wird sich das aber schnell ändern. Es braucht deshalb dringend Änderungen. Auch Frühverrentungen mit 58 oder sogar 55 Jahren im öffentlichen Dienst sind nicht mehr tragbar. Natürlich greifen wir mit der Reform soziale Errungenschaften an, aber das müssen wir, um zu gewährleisten, dass auch unsere Kinder noch eine Rente erhalten werden.
An Rentenreform führt kein Weg vorbei
Het Nieuwsblad sieht es ähnlich. Allerdings hat der zuständige Minister Vincent Van Quickenborne nach Ansicht der Zeitung Fehler gemacht. Durch sein übereiltes Handeln sorgt Van Quickenborne für Unsicherheit. Wer tiefgreifend reformieren will, muss das Gespräch mit den Betroffenen suchen. Das sieht Het Laatste Nieuws nicht so und gibt seinem Kommentar den Titel: "We love Quickie". Belgien muss handeln, ist das Blatt überzeugt. An den internationalen Märkten droht unser Land noch immer abgestraft zu werden, ähnlich wie Irland oder Zypern. Die Rentenreform ist seit Jahren überfällig. Die Gewerkschaften könnten ruhig etwas mehr Verständnis für Vincent Van Quickenborne an den Tag legen. Der Open-Vld-Minister macht nichts anderes als das Regierungsprogramm der sechs Parteien umzusetzen.
De Standaard geht einen Schritt weiter und fragt: Was passiert nach dem Streik? Die Regierung Di Rupo hat keine andere Wahl als geschlossen an den Reformplänen festzuhalten. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird das Reformvorhaben am Freitag, also einen Tag nach dem Generalstreik, im Parlament verabschiedet werden. Die Sozialpartner werden sich überlegen müssen, welche Rolle sie in Zukunft spielen wollen.
Kim Jong Il ist tot: "Ein Verrückter weniger"
Zahlreiche Blätter kommen auf den Tod Kim Jong Ils zurück. Nordkoreas Diktator war am Wochenende an einem Herzversagen 69-jährig verstorben. "Ein Verrückter weniger", schreibt das Grenz-Echo. Während 24 Millionen Nordkoreaner alljährlich hungerten und Hunderttausende in Arbeitslagern schufften mussten, vertrieb sich der Oberste Genosse mit Vorliebe für Hollywoodfilme, Cognac und gutes Essen in seinen luxuriösen Residenzen die Zeit.
La Libre Belgique meint: Der "Geliebte Führer" - wie sich Kim Jong Il nennen ließ - war ein gefährlicher Machthaber, der in seinem eigenen Land für Terror und Angst sorgte und mit der Atombombe herumexperimentierte.
Le Soir titelt: "Ein Kim ist tot, doch der Nächste steht bereits in den Startlöchern". Kim Jong Un, der Sohn des verstorbenen Machthabers, soll die Amtsgeschäfte übernehmen. Während das Staatsfernsehen Bilder von weinenden und völlig aufgelösten Passanten in Endlosschleife zeigt, fragt man sich im Westen, welche Position man künftig gegenüber Pjöngjang einnehmen soll.
Für La Libre Belgique gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder sorgt der Neue für Veränderungen oder er wird gestürzt. Das Grenz-Echo ist anderer Meinung: Kim Jong Un soll vor allem deshalb von seinem Vater als Nachfolger auserwählt worden sein, weil er seinen Vorstellungen von einem Staatsführer am Ehesten entsprach. Und das verheißt nichts Gutes.
Leidensgenosse gesucht
In Het Laatste Nieuws kommt ein Rentner mit einem gewaltigen Schuh-Problem zu Wort. Der 63-Jährige aus den Kempen trägt rechts Schuhgröße 45 und links 39. Seit Jahren sucht er nach seinem "Gegenstück". Beide könnten sich dann Schuhe, Pantoffeln und Socken teilen. Die Suche nach einem Leidensgenossen war bislang erfolglos. Offenbar gibt es in Belgien nur wenige Menschen mit so unterschiedlich großen Füßen.
Archivbild: Nicolas Lambert (belga)