Alle französischsprachigen Zeitungen beschäftigen sich mit dem Ehrenmord an der jungen Sadia. Im Geschworenen-Prozess von Mons ist am Montag das Strafmaß verhängt worden. "Die ganze Familie muss hinter Gitter", titelt La Dernière Heure. Bei Le Soir lautet die Schlagzeile: "Die Eltern erhalten mit bis zu 25 Jahren die höchsten Strafen".
Im Oktober 2007 war die junge Pakistanerin von ihrem Bruder erschossen worden, weil sie einer Zwangsehe nicht zugestimmt hatte. Das Gericht sah die Eltern zwar als Drahtzieher, aber auch Bruder und Schwester wurden zu Freiheitsstrafen verurteilt. "Ein deutliches Zeichen", findet La Libre Belgique.
Erster Ehrenmordprozess in Belgien
Zum ersten Mal musste sich ein belgisches Gericht mit einem Ehrenmord beschäftigen. Die Geschworenen haben den schweren Tatbestand und die erschwerenden Umstände erkannt und damit Maßstäbe gesetzt. Ein Ehrenmord darf in Belgien nicht geschehen und die, die ihn begehen, dürfen nicht unbestraft davon kommen.
Darüber hinaus hat der Prozess auch pädagogischen Wert: Für Eltern, die ihre Kinder heutzutage noch zu einer Zwangsehe verpflichten wollen, aber vor allem für junge Mädchen, die sich bisher nicht getraut haben gegen ihre Familien vorzugehen. L'Avenir bemerkt in diesem Zusammenhang: Sadia ist nicht alleine, auch andere junge Frauen werden zwangsverheiratet.
Schlagabtausch im Senat
Le Soir kommt auf den Schlagabtausch im Senat zwischen der nationalistischen N-VA und den Regierungsparteien zurück. "Alle gegen Bart De Wever", notiert die Zeitung. Die Wortwechsel waren hart und beide Lager haben sich beschimpft. De Wever hat schweres Geschütz gegen die neue Regierung aufgefahren. Er nannte die anderen flämischen Parteien "idiotisch" und warf den Französischsprachigen vor, insgeheim am Ende Belgiens zu arbeiten. Die Zeitung kann nicht nachvollziehen, warum Bart De Wever weiterhin so viele Flamen begeistern kann. Nach Ansicht von Le Soir haben sich die flämischen Christdemokraten und Liberalen dagegen beispielhaft verhalten. Sie konterten am Montag im Senat und bezeichneten die N-VA als nicht kompromissfähig, frustriert und neidisch.
Het Belang van Limburg meint: CD&V und Open-Vld spielen ein gefährliches Spiel, indem sie pausenlos auf die in ihren Augen unverantwortliche N-VA einschlagen. Dieses Verhalten birgt ein großes Risiko. Bart De Wever wird in seine Lieblingsrolle gedrängt. Schon in der Vergangenheit hat er mehrmals bewiesen, dass er als vermeintliches Opfer besonders gut punkten kann.
De Wever wieder in der Opferrolle
Gazet van Antwerpen hingegen verurteilt das Verhalten der Nationalisten. De Wever hatte die Regierungsparteien "nutzlose Idioten im Dienste der PS" genannt. Das Blatt bemerkt: Als Oppositionspartei hat die N-VA das Recht das Regierungsprogramm anzugreifen und es mit Füßen zu treten, aber die anderen Parteien als "nutzlose Idioten" zu bezeichnen, nur weil sie ihre Unterschrift unter das Regierungsabkommen gesetzt haben, ist völlig daneben.
De Standaard hält fest: Die Koalition muss sich auf schwere Zeiten einstellen. Die Kommunalwahlen vom kommenden Jahr werfen ihre Schatten jedenfalls schon jetzt voraus.
Di Rupo muss noch mehr sparen
Nach Angaben von L'Echo könnten schon in den nächsten Tagen neue Schwierigkeiten auf das Team von Elio Di Rupo zukommen. Das Defizit 2011 wird 4,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen. Das Haushaltsloch ist damit um über zwei Milliarden Euro größer als vorgesehen. Das geht aus einem Bericht hervor, den die belgische Notenbank zum Ende der Woche veröffentlichen wird.
Grund für das höhere Defizit sind die Abwicklung der Gemeindeholding und der Rückgang der Wirtschaft. Noch bevor die Regierung ihr neues Sparpaket in Angriff nehmen kann, wird sie weitere Maßnahmen ergreifen müssen, um das größere Loch im laufenden Haushalt zu stopfen, prophezeit die Wirtschaftszeitung.
Bleibt Javaux an der Spitze von Ecolo?
La Libre Belgique berichtet über den anstehenden Wechsel an der Spitze von Ecolo. Noch in dieser Woche wird Jean-Michel Javaux bekanntgeben, ob er die Geschicke der französischsprachigen Grünen auch in Zukunft weiterlenkt oder nicht. Innerhalb der Partei gehen viele von einem Rückzug Javaux' aus. Seit 2003 ist der Lütticher Co-Vorsitzender seiner Partei. Als mögliche Nachfolger werden Jean-Marc Nollet, wallonischer Regionalminister und Olivier Deleuze, Fraktionssprecher in der Kammer genannt.
Wallonie will ramponiertes Image aufpolieren
Das Bild der Wallonie im Ausland ist nicht besonders gut. Das geht aus einer Studie hervor, die die Wallonische Region in Auftrag gegeben hat und die die Zeitung L'Echo einsehen konnte, hervor. Demnach ist der Image-Schaden groß: Wallonien ist wenig bekannt und schlecht angesehen. Als Gründe nennt die Zeitung an erster Stelle anhaltende Sozialkonflikte. Mit neuen Logos und einem selbstbewussten Auftreten wird die Regionalregierung das Image der Wallonie im Ausland jetzt aufpolieren.
Flamen klauen Verkehrsschilder
Het Laatste Nieuws wirft einen Blick auf eine Studie der Christlichen Krankenkasse. Demnach hat jeder zweite Flame mindestens einmal in seinem Leben etwas gestohlen. Besonders begehrt sind der Untersuchung zufolge Haarspangen, Kaugummis, Süßigkeiten und Verkehrsschilder.
Bild: Virginie Lefour (belga)