"Die Briten sind wieder mal die Spielverderber", so titelt das Grenz-Echo dazu auf Seite 1. In De Morgen lautet die entsprechende Schlagzeile: "Die Briten isolieren sich weiter von der europäischen Union", und L'Echo spricht von einem "echten Schisma zwischen London und dem Rest Europas".
Kommentierend heißt es dazu in La Libre Belgique: Der britische Premier Cameron hat hoch gepokert, aber verloren. Er musste Brüssel mit leeren Händen verlassen und mit der Feststellung, dass die Europäische Union mehr ist als eine einfache Freihandelszone. Man kann nur hoffen, dass er bald einsieht, dass auch sein Land dies akzeptieren und sich entsprechend verhalten sollte.
De Gaulle hatte recht
Het Laatste Nieuws notiert im gleichen Kontext: "De Gaulle hatte recht, als er Großbritannien in den sechziger Jahren sogar zweimal von Europa fernhielt. Die Briten wollen alle Vorteile der Europäischen Union, ohne jedoch etwas von ihrer Souveränität preiszugeben. Europa steht an einem Wendepunkt: Entweder es macht weiter mit Großbritannien, oder es schickt die Briten definitiv in die Isolation".
De Standaard sieht es ähnlich mit der Feststellung, dass die Engländer wieder einmal außen vor bleiben. Dabei gibt die Zeitung zu, dass die Briten für Europa eine Bereicherung sind. Doch Briten, die mal dazu gehören wollen und mal nicht, das ist auf die Dauer unhaltbar.
Es ist zu wenig
Het Nieuwsblad findet, dass die Ergebnisse des Brüsseler EU-Gipfels die Erwartungen nicht erfüllen. Der Notfonds für hochverschuldete Länder ist noch immer nicht groß genug. Die Europäische Zentralbank verfügt noch immer nicht über den nötigen Freiraum, um wirksam gegen die Euro-Krise vorzugehen. Sollte diese demnächst in eine wirtschaftliche Rezession umschlagen, dann werden viele Menschen einen Teil ihres Lohns, vielleicht sogar ihren Job verlieren. Die Verantwortung dafür tragen die europäischen Staats- und Regierungschefs.
Einsicht ist der erste Weg zur Besserung
Gazet van Antwerpen sieht zumindest einen Lichtblick: In allen Euro-Ländern ist man inzwischen überzeugt, dass der Euro gerettet werden muss. Bis vor kurzem war das nicht der Fall. Frau Merkel glaubte, dass man die Finanzmärkte beruhigen könnte, indem jeder seinen Haushalt unter Kontrolle hält. In den nächsten Tagen wird sie feststellen, dass dies nicht ausreicht. Diese Schlussfolgerung könnte dazu führen, dass sie sich endlich auch mit Interventionen der Europäischen Zentralbank gegen die Schuldenkrise einverstanden erklärt.
Der lange Weg Di Rupos
La Libre Belgique und De Morgen beginnen heute mit einer Serie über Di Rupo und die über 500 Tage dauernde Schwergeburt seiner Regierung. La Libre Belgique spricht vom langen Weg bis zum Sitz des Premierministers und lässt die Erzählung am Nationalfeiertag - also am 21. Juli - beginnen, als der König erstmals mit der Faust auf den Tisch schlug und die Politiker zur Eile mahnte.
In De Morgen startet die Di Rupo-Serie mit der Spaltungsepisode zwischen den flämischen Christlichsozialen und der N-VA.
Le Soir wünscht dem neuen Premierminister "Viel Glück" und stellt fest, dass Belgien im Kampf gegen die Nationalisten von der N-VA zurzeit mit 1:0 führt. Man muss sich allerdings fragen, ob der flämische Flügel der Regierung in der Lage ist, dem Druck der N-VA lange standzuhalten.
Versicherungen sind ungerecht
La Dernière Heure informiert über einen bevorstehenden Anstieg der Versicherungsprämien. Der Aufschlag für Feuer- und Diebstahlversicherungen soll sechs Prozent betragen, für Auto- und Krankenhausversicherungen vier Prozent. Die Zeitung findet das übertrieben und wird dabei von der Verbraucherzeitschrift Test-Achats unterstützt. Diese ist überzeugt, dass die Probleme der Versicherer in erster Linie auf schiefgelaufene Finanzspekulationen zurückzuführen sind. Den Kunden dafür zur Kasse zu bitten, sei einfach ungerecht.
Arbeitslose bleiben auf der Strecke
Le Soir meldet auf seiner Titelseite, dass durch das neue Regierungsabkommen ab dem 1. Januar neue Regeln für das sogenannte Wartegeld bei der Arbeitslosenunterstützung eingeführt werden. Dadurch könnten bis zu 24.000 Stellensuchende von der Arbeitslosenunterstützung ausgeschlossen werden, die große Mehrheit von ihnen - nämlich 17.000 - allein in der Wallonie.
L'Avenir wirft bereits einen Blick voraus auf Weihnachten und nimmt dabei den Wunschzettel der Belgier unter die Lupe. An der Spitze der Wunschhitparade steht Bargeld, gefolgt von Geschenkebons, Büchern, Reisen und Schecks für Restaurantbesuche.
Bild: Andy Rain (epa)