"Unser Land kann endlich wieder nach vorn blicken", mit diesen Worten zitiert L'Echo den frischgebackenen Premierminister Elio Di Rupo auf seiner Titelseite. Im Parlament hat er gestern die Regierungserklärung verlesen. Di Rupo hat dabei die großen Leitlinien der neuen Regierung vorgestellt: das Sparpaket, die strukturellen Veränderungen und die Staatsreform.
Das Grenz-Echo schreibt: 50 Minuten Rede mit hohem Moralgehalt und zum Schluss eine Ovation: Mit seiner Regierungserklärung hat Elio Di Rupo die Feuertaufe als neuer Premierminister bestanden. Auch L'Avenir lobt den Einstand des neuen Regierungschefs. Di Rupo hat uns nichts vorgemacht, er hat es klar und deutlich gesagt: Wir alle werden uns anstrengen und die Ärmel hochkrempeln müssen.
Feuertaufe bestanden
Het Belang van Limburg fügt hinzu: "Es war eine hinreißende Rede, jetzt muss die Regierungsarbeit genauso begeisternd werden". Nach Ansicht der Zeitung müssen die 13 Minister und sechs Staatssekretäre so schnell wie möglich eine Einheit bilden. Bis zum Ende der Legislaturperiode bleiben nämlich nur zweieinhalb Jahre.
Het Laatste Nieuws findet: So schlecht war Di Rupos Niederländisch gar nicht. Die meistgelesene Zeitung des Landes gibt dem Regierungschef eine Sechs auf Zehn, hofft aber dass er sein Versprechen einhält und seine Niederländisch-Kenntnisse rasch verbessert.
Di Rupo muss noch viele überzeugen
Ähnlich sieht es Gazet van Antwerpen: Elio Di Rupo ist ein sympathischer Mann, er hat Charme und strahlt Wärme aus, aber dafür ist er noch lange kein guter Premierminister. Neben den Flamen wird Di Rupo auch die Gewerkschaften überzeugen müssen. Ihnen muss er klar machen: Unser Land braucht dringend tiefgreifende Strukturreformen. Dazu notiert De Standaard: Das kategorische "Nein" Di Rupos zur Anpassung der automatischen Lohnindexbindung wirft Fragen auf. Der erste Streit zwischen Sozialisten und Liberalen ist schon vorprogrammiert.
Auch Het Nieuwsblad fragt sich: Wie lange wird die Regierung Di Rupo I halten? Sollten die Wirtschaftszahlen weiter zurückgehen, brauchen wir neue Sparmaßnahmen. Auch das sorgt schon jetzt für Zündstoff.
Schon wieder: "Gipfel der letzten Chance"
Anderes wichtiges Thema ist der EU-Gipfel. "Pokerspiel um den Euro", titelt De Morgen auf Seite 1. La Libre Belgique zeigt ein Foto der deutschen Bundeskanzlerin auf ihrer Titelseite und schreibt auf Deutsch "Angela sagt Disziplin!". Es ist mal wieder der Gipfel der letzten Chance, bemerkt das Blatt. Doch dieses Mal steht die Zukunft des Euro tatsächlich zur Disposition. Die Länder der Euro-Zone sind ins Visier der Finanzmärkte geraten. Spätestens im Januar müssen die Staaten wieder hunderte Milliarden an den internationalen Märkten aufnehmen. Die Frage ist nur: Zu welchem Preis? Sollte die Euro-Krise nicht beendet werden, sieht es ganz schön düster aus.
"Merkozy" sorgt für Verstimmung
De Standaard hält fest: Mit ihrem Rettungsplan sorgen Angela Merkel und Nicolas Sarkozy erneut für Verstimmung. Schon wieder stellen Deutschland und Frankreich ihre Pläne als alternativlos vor.
De Morgen sieht es so: Das Euro-Dilemma kann man drehen und wenden wie man will, es drängt sich immer dieselbe Schlussfolgerung auf: Es gibt keine nachhaltige Währung ohne gemeinsame Wirtschafts- und Steuerpolitik. Doch dafür müssen die 17 Euro-Länder mehr Macht an Brüssel abgeben.
Standard&Poor's hat Recht
Le Soir kann die Entscheidung der Rating-Agenturen nachvollziehen. Sie hatten die Kreditwürdigkeit der Euro-Zone in Frage gestellt. Standard&Poor's hat recht, meint die Zeitung: Seit zwei Jahren ringt die EU um eine Lösung der Krise und noch immer ist kein klarer Ausweg in Sicht. Europa wird die Negativspirale durchbrechen müssen durch ausgewogene Maßnahmen. Auf der einen Seite müssen die Staaten sparen, das wiederum darf die Wirtschaft aber nicht völlig zum Erliegen bringen.
Gemeinsame Front gegen Banken
Gazet van Antwerpen und Het Belang van Limburg haben die Banken auf ihren Titelseiten. "Gemeinsame Front gegen Preiserhöhungen", lautet die Schlagzeile. Kunden, Verbraucherschützer und die neue Regierung haben bereits Protest angemeldet. Der Verband der belgischen Banken hatte gestern erkennen lassen, dass viele Geldinstitute wegen der Bankenkrise eine Erhöhung ihrer Gebühren in Betracht ziehen. Die Zinsen auf Sparbücher könnten gesenkt, Kredite teurer und die Kosten für Internet-Banking angehoben werden. "Ein Skandal", erklären die Verbraucherschützer.
Immer mehr ausländische Ärzte
Le Soir schreibt auf seiner Titelseite: Jeder fünfte Arzt in Belgien stammt aus dem Ausland. Immer mehr Mediziner hierzulande werden "importiert". Für viele Krankenhäuser und Altenheime ist das Pflegepersonal aus dem Ausland die Lösung für den Fachkräftemangel. Die neuen Ärzte stammen aus Rumänien, Portugal, Tunesien oder dem Libanon. Allerdings, bemerkt die Zeitung, kommt es in der Praxis öfter zu Problemen: Die Behörden stellen sich manchmal quer, kulturell sind die neuen Ärzte mit den Patienten nicht immer auf eine Wellenlänge und auch an der Sprache hapert es.
Bild: Dirk Waem (belga)