Wer leiht Belgien 80 Milliarden Euro? Diese Frage stellt Le Soir auf seiner Titelseite. Im kommenden Jahr muss Belgien 80 Milliarden Euro zurückzahlen, aber wegen der anhaltenden Krise sinkt das Vertrauen in unser Land. Immer mehr ausländische Investoren kehren Belgien den Rücken. Der Zinssatz für belgische Staatsobligationen hat gestern die gefährliche fünf Prozent-Marke überschritten. Geld aufnehmen an den internationalen Märkten wird dadurch immer teurer. Nach Ansicht von Le Soir gerät Belgien in eine Negativspirale. Monatelang hat das Land sich aus dem Visier der Spekulanten halten können. Jetzt aber drohen sie mit voller Kraft zuzuschlagen, gibt die Zeitung zu bedenken. Belgien droht dasselbe Schicksal wie Italien oder Spanien.
Dexia-Holding ist tickende Zeitbombe
Verschlimmern könnte sich die Lage noch wegen der Dexia-Akte. La Libre Belgique notiert: Die wankende Holding braucht dringend Geld. Der belgische Staat bürgt mit über 50 Milliarden Euro für die Bad Bank, die nach der Aufspaltung der Dexia-Gruppe übrig geblieben ist. Der Dexia-Rettungsplan droht für den belgischen Staat undurchführbar zu werden. Milliarden-Beträge könnten in der Holding versinken. Besorgniserregend ist laut der Zeitung die Tatsache, dass unseren Politikern die Sache über den Kopf wächst und dass sie angesichts der Herausforderung völlig überfordert scheinen. Im Visier hat La Libre Belgique allen voran den scheidenden Finanzminister Didier Reynders.
Die EU droht mit Sanktionen
Das Wirtschaftsblatt L'Echo fragt sich auf Seite 1: Wird Europa Belgien bestrafen? Der zuständige Wirtschaftskommissar Olli Rehn hat gestern noch einmal den Zeigefinger erhoben: Sollte Belgien bis zum 15. Dezember keinen Haushalt vorlegen mit einem Defizit unter drei Prozent, droht eine saftige Strafe. De Morgen bemerkt in diesem Zusammenhang: Die EU erhöht den Druck und schaltet noch einmal einen Gang höher.
Het Belang van Limburg hält fest: Die Kommission wird Belgien nur bestrafen, wenn das Haushaltsloch zu groß ist. Nicht aber, wenn die Strukturreformen ausbleiben. Das hat die Zeitung von EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy erfahren. Damit widerspricht der Spitzenpolitiker den Aussagen der flämischen Liberalen.
L'Echo gibt zu bedenken: Die EU meint es ernst mit den Sanktionen. Mitte Dezember tritt das verschärfte Regelwerk in Kraft und Wirtschaftsminister Rehn wird alles dafür tun, Europa glaubhaft zu machen. Die Drohung der 700 Millionen Euro-Strafe sollte Belgien also durchaus ernst nehmen, meint das Wirtschaftsblatt.
Entscheidende Audienz mit den Liberalen
Wann kehren die Parteien wieder an den Verhandlungstisch zurück? Und wer setzt die Maschine wieder in Gang? Das fragen sich heute gleich mehrere Tageszeitungen. Het Nieuwsblad meint: Heute wird ein entscheidender Tag. Von der Audienz mit Alexander de Croo bei König Albert hängt alles ab. Bei dem Gespräch wird sich herausstellen, ob die Open VLD zu weiteren Verhandlungen bereit ist. Die Zeitung schreibt: Die Zeit ist um.
Die sechs Parteien müssen ihre Beratungen wieder aufnehmen. Während die Gemüter hierzulande langsam wieder abkühlen, erhitzen sich die Finanzmärkte. L'Avenir teilt diese Meinung. Der scheidende Regierungsbildner rechnet fest damit, nach der "Pause von Ciergnon" wieder zum Zuge zu kommen. Het Laatste Nieuws titelt: Noch ein paar Tage Theater und dann kann die Arbeit wieder beginnen.
Le Soir meint: Die sechs Parteien müssen weitermachen, mit oder ohne Elio Di Rupo. Das Grenz-Echo bringt den SP.A-Politiker Johan Vande Lanotte ins Spiel. Er könnte eine Art Übergangskabinett leiten. In De Standaard meint Vande Lanotte dazu: Jedes Mal, wenn es dem Land schlecht geht, taucht plötzlich mein Name auf. Also, fasst der Politiker zusammen, es geht Belgien richtig schlecht im Moment.
Kritik an Di Rupo und De Croo
Das Grenz-Echo kritisiert PS-Chef Di Rupo und fragt: Was bitteschön hat sich Alexander de Croo zuschulden kommen lassen? Vielleicht ist es vielmehr an der Zeit, Di Rupos Führungsqualitäten infrage zu stellen. Sein "Auftritt" am Montag erweckte auf jeden Fall nicht den Eindruck als sei da ein großer Staatsmann am Werk.
Gazet van Antwerpen hingegen stellt sich die Frage, ob Alexander De Croo nicht zum neuen "Monsieur Non" geworden ist. Er wird als Sündenbock für die aktuelle Krise dahingestellt. Ob der 34-Jährige allerdings die männliche Version von "Madame Non" wird, wird sich laut Experten in den kommenden Tagen zeigen. Die Zeitung jedenfalls porträtiert ihn als zielstrebigen Unterhändler und Familienmensch.
Die Gefahr aus der Frittentüte
Het Laatste Nieuws warnt: Jeden Tag verzehren über eine Million Belgier Fritten. Im Schnitt essen wir einmal in der Woche unser Nationalgericht. Das freut zwar die Betreiber von Fritüren und Gaststätten, ist aber für unsere Gesundheit ein Risiko. Gesundheitsexperten meinen außerdem, die Tüte Fritten in Belgien ist zu groß.
Archivbild: belga