"Belgien rutscht in die Schuldenkrise ab", titelt L'Echo auf Seite eins. "Das Land sitzt in der Klemme", meint De Standaard. Und bei De Morgen heißt es: "Belgischer Zinssatz explodiert und durchbricht die fünf Prozent-Marke". Auch der so genannt Spread, der Unterschied zu deutschen Staatspapieren, hat ein neues Rekordhoch erreicht. Die Folgen sind bekannt, schreibt die Zeitung. Das Loch in der Staatskasse wird damit noch größer. Die Entwicklung an den Aktienmärkten macht also schon jetzt einen Strich durch die Rechnung von Regierungsbildner Di Rupo.
Vertrauen der Börsen sinkt
Mit einer Staatsschuld von knapp 100 Prozent des Bruttoinlandprodukts und ausbleibenden Reformen nehmen die Zweifel zu, notiert das Wirtschaftsblatt L'Echo. An den Börsen sinkt das Vertrauen in die belgischen Politiker.
Kein Wunder, meint De Morgen, denn die Haushaltsberatungen gleichen mehr dem bunten Treiben auf einem Viehmarkt als verantwortungsvoller Entscheidungsfindung. Reformieren, sagt die Zeitung, heißt Entscheidungen treffen, und nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen verschiedenen Partei-Standpunkten suchen. Vielleicht ist das der Grund, warum tiefgreifende Reformen hierzulande so selten sind.
System der Dienstwagen abschaffen
De Standaard macht es am Beispiel der Firmenwagen deutlich. Nirgendwo auf der Welt gibt es so viele Dienstwagen wie in Belgien. Die Regierung hat die Steuerlast auf Arbeit nicht gesenkt, aber dafür Geldwerte-Vorteile wie Firmenwagen eingeführt. Will ein Arbeitgeber seinem Mitarbeiter monatlich 100 Euro netto geben, muss er dafür über 300 Euro ausgeben. Zahlt der Chef allerdings einen Firmenwagen, entfallen kaum Steuern. Statt das System der Dienstautos jetzt zu verteuern, sollte die neue Koalition es gleich abschaffen und im Gegenzug die Steuerlast auf Arbeit senken.
Die Gewerkschaften sind gestern schon mal in Brüssel auf die Straße gezogen und haben die Unterhändler vor zu weitgehenden Einschnitten gewarnt. Finger weg vom automatischen Lohnindex, lautete ihre Hauptforderung. Außerdem haben sie mit weiteren Protestaktionen und einem Generalstreik gedroht. La Libre Belgique findet die Haltung der Gewerkschaften deplatziert und verfrüht. Bisher ist noch keine einzige Maßnahme beschlossen worden.
Echte Staatsmänner
Auch Het Belang van Limburg kann sich mit dem Protest nicht anfreunden. Die Vorgehensweise von sozialistischer, christlicher und liberaler Gewerkschaft ist kurzsichtig. Ohne strukturelle Reformen beim Arbeitsmarkt, dem Rentensystem und dem Lohnindex bricht unser Sozialsystem über kurz oder lang zusammen.
La Libre Belgique warnt aber auch die Unternehmen, die bereits Protest angemeldet haben. Unter anderem die Fluggesellschaft Jet Airways hatte mit einem Abzug aus Brüssel gedroht, falls es zu einer Flugsteuer in der Business Class kommen würde. Die Zeitung hält fest: Die sechs Parteien dürfen sich dadurch nicht beeindrucken lassen. Sie müssen das große Ganze im Blick behalten und ausgewogene Sparmaßnahmen treffen. Zur Not auch gegen den Willen ihrer eigenen Wählerschaft. In solchen Momenten erkennt man echte Staatsmänner.
Kuhhandel am Verhandlungstisch
Le Soir berichtet auf Seite eins von einem großen Verdacht: Die MR hat sich offenbar einen Platz in den Regionalregierungen zugesichert. Im Tausch gegen eine Entscheidung am Verhandlungstisch. Der große Kuhhandel, titelt die Zeitung, und berichtet aus Insiderkreisen, dass die französischsprachigen Liberalen einen Pakt mit den Sozialisten geschlossen haben. Noch vor den nächsten Wahlen könnte die Oppositionspartei MR in der Wallonie und Brüssel mitregieren. Der Vorsitzende Charles Michel fordere dies zwar nicht ausdrücklich ein, wird ein Informant zitiert. Aber er erweckt den Eindruck, dass er sich versöhnlicher geben könnte, wenn er auf regionaler Ebene mitregieren dürfte.
Überglücklicher Prinz
Fast alle Zeitungen kommen auf den ersten öffentlichen Auftritt von Prinz Laurent zurück gestern beim Tag des Königs in Brüssel. Laurent war wegen einer umstrittenen Reise in den Kongo von seinem Vater suspendiert worden. Fast überall zu sehen ist das Foto von einem überglücklichen Prinzen. Allerdings berichtet Het Nieuwsblad, Laurent konnte sich einen Seitenhieb auf die Presse nicht verkneifen. "Sie arbeiten mit meinem Vater zusammen", sagte er vor Journalisten. Die Medien hatten zu Beginn des Jahres über die Reise des Prinzen in den Kongo berichtet und über sein Treffen mit lybischen Diplomaten.
Warnungen: Zu wenig Regen - Klunkerdiebe in Knokke
Mehrere Zeitungen werfen den Blick aufs Wetter und sagen einen extrem trockenen November voraus. Bislang hat es erst fünf Liter Regen gegeben. Normal sind fast 40. Das Grenz-Echo macht darauf aufmerksam, dass die Brandgefahr im Hohen Venn derzeit sehr hoch ist. Die vielen Menschen, die das Naturschutzgebiet besuchen, sind zur erhöhten Vorsicht aufgerufen. Im April hatte ein Großfeuer über 1000 Hektar Venfläche verwüstet.
Het Laatste Nieuws macht mit einer Warnung auf seiner Titelseite auf: "Tragen Sie bloß keinen teuren Schmuck in Knokke." Die Zeitung zitiert den zuständigen Staatsanwalt. Im luxuriösen Badeort Knokke an der belgischen Küste mehren sich seit Wochen die Überfälle. Opfer sind jedes Mal wohlhabende Damen mit wertvollen Juwelen.
Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)