"Italien stürzt ab und Europa gerät in Panik", meint Le Soir. Bei Het Nieuwsblad heißt es: "Italien zieht ganz Europa mit in den Abgrund". Und Het Laatste Nieuws ist überzeugt: Für den Euro beginnt die letzte Runde.
Drei Zahlen stehen im Mittelpunkt: 1.900 Milliarden Euro, so unvorstellbar hoch ist die italienische Staatsschuld. 1.900 Milliarden, das ist mehr als die jährliche Wirtschaftsleistung, nämlich 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Die Folge an den unruhigen Märkten: Die Renditen für italienische Staatsanleihen erreichen neue Rekordhöhen von über sieben Prozent. "Die Schuld wird damit unbezahlbar", hält Het Nieuwsblad fest.
Italien braucht dringend tiefgreifende Reformen, nicht in zehn Tagen, sondern jetzt sofort, fügt Het Laatste Nieuws hinzu. Auch das politische Chaos um die Berlusconi-Nachfolge muss dringend beendet werden.
Wenn Berlusconi Belgier wäre?
In diesem Zusammenhang notiert das Grenz-Echo: Wenn Berlusconi Belgier wäre, hätten die Medien ihm schon vor langer Zeit den Garaus gemacht. Längst wäre er wegen seiner vielen Gerichtsprozesse, wegen Korruption, Machtmissbrauch und einer Reihe von Sex-Skandalen aus dem Amt gejagt worden.
Viele Belgier empfanden ja schon Yves Leterme als Zumutung, als er statt der Brabançonne die französische Marseillaise anstimmte. Aber im Vergleich zu Berlusconi ist Leterme eine Lichtgestalt, findet das Grenz-Echo.
Niemand will die Macht
Auch De Standaard meint: Die Lage in Belgien ist mit Italien kaum zu vergleichen. Hierzulande hält niemand an der Macht fest. Es sieht sogar so aus, als würde sich niemand trauen, sie an sich zu reißen. Trotzdem: Es ist fünf vor zwölf. Wenn Di Rupo und die sechs Parteien jetzt nicht handeln, schreibt die Zeitung, wird das dramatische Folgen für Belgien haben.
Das sieht auch Het Laatste Nieuws so. Die steigenden Renditen für belgische Obligationen sind ein erstes Zeichen. Mit dem Durchbruch bei der Staatsreform hat sich Belgien über Wasser halten können. Jetzt aber sinkt das Vertrauen erneut, und der Ruf nach einem glaubwürdigen Haushalt wird immer lauter.
Gerade deshalb müssten Sozialisten und Liberale über ihren Schatten springen und aufeinander zugehen, meint auch La Libre Belgique. Die Zeit des Taktierens ist vorbei. Es geht um Einsparungen in Milliardenhöhe und um notwendige Strukturreformen. Der Regierungsbildner muss jetzt endlich Farbe bekennen.
Denn nicht nur Finanzexperten sorgen sich um Belgien. Ein bislang unveröffentlichter Bericht der Wirtschaftsorganisation OECD warnt offenbar vor den dramatischen Folgen der italienischen Schuldenkrise, unter anderem für Belgien.
Flämische Liberale wollen mitregieren
In Het Belang van Limburg fordern die flämischen Liberalen eine Beteiligung an der flämischen Regierung. Bislang sitzt die OpenVLD in der Opposition. Um die grundlegenden Reformen allerdings problemlos auszuführen, sei es besser, wenn alle an einem Strang ziehen würden, erklärt Patrick Dewael im Gespräch mit der Zeitung.
De Morgen fasst nochmal zusammen: Griechenland mit gefälschten Zahlen, Italien mit einem Hampelmann als Ministerpräsident, und Belgien gleich ganz ohne Regierung - die Rechnung wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Wallonie braucht mehr Züge
Im Fokus von L'Avenir steht die SNCB. Um das wallonische Eisenbahnnetz effizienter zu gestalten, sind zwei Milliarden Euro nötig. Das hat eine Studie im Auftrag von Regionalminister Philippe Henry ergeben. Die Hauptprobleme im Süden des Landes: das weitläufige Streckennetz, fehlende Verbindungen und veraltete Züge. Ob die SNCB in Krisenzeiten zusätzliches Geld freimacht, ist allerdings unklar.
Rekordpreis für Diesel
Das Wirtschaftsblatt L'Echo hat die hohen Treibstoffpreise im Blick. Diesel ist so teuer wie noch nie zuvor. Gestern ist der Höchstpreis für einen Liter Diesel auf über 1,50 Euro gestiegen. In den letzten zehn Jahren hat der Preis sich dadurch verdoppelt. Die Zeitung ist überzeugt, dass Diesel in Zukunft noch teurer wird. Als Gründe nennt sie die erhöhte Nachfrage weltweit und die politische Unsicherheit in den meisten Ölförderländern.
Belgiens einflussreichste Frauen
Laurette Onkelinx ist Belgiens einflussreichste Frau. Das hat eine Studie der Zeitung De Morgen ergeben anlässlich des belgischen Frauentags, der morgen gefeiert wird. Die Zeitung kommentiert: Die Wahl Onkelinx' ist kein Zufall. Die mächtige Sozialistin und Föderalministerin nimmt eine wichtige Rolle ein in der belgischen Politik. Sie zeigt sich oft von ihrer harten Seite, kämpft bis zum Schluss und weiß genau: Wer in der Rue de la Loi nachgibt, hat verloren.
Auf Platz zwei der Erhebung landet Mieke Van Hecke, die Chefin der katholischen Schulen in Flandern. Den dritten Rang bei den mächtigsten Frauen des Landes nimmt Joëlle Milquet von der CDH ein, besser bekannt als "Madame Non".
Bild: Arne Dedert (epa)