Praktisch sämtliche Kommentare haben, wie gesagt, mit Griechenland und der Euro-Rettung zu tun. Hervorgehoben wird diesbezüglich die Kehrtwende des griechischen Ministerpräsidenten Papandreou am Donnerstag.
Dieser will jetzt, unter massivem Druck von Merkel und Sarkozy, schließlich doch auf das Referendum in seinem Land verzichten und einer Übergangsregierung der nationalen Einheit zustimmen. Diese soll, wie allgemein hervorgehoben wird, das Rettungspaket für Griechenland vom Parlament verabschieden lassen und Neuwahlen vorbereiten, so heißt es in Het Nieuwsblad.
Die Demokratie nicht missbrauchen
Kommentierend schreibt dazu Le Soir: Eine Volksbefragung ist im Prinzip durchaus legitim und demokratisch. Es ist jedoch unannehmbar, die Demokratie zu missbrauchen, um das europäische Einigungswerk insgesamt in Gefahr zu bringen. Nachdem das Referendum vom Tisch ist, gilt es jetzt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, nämlich die Rettung des Euro und der Europäischen Union.
De Standaard zufolge hat Athen sich bis Donnerstag verhalten wie jemand, der sein Haus in Brand steckt, die ganze Nachbarschaft in Gefahr bringt und dann eine Volksabstimmung darüber fordert, ob die Feuerwehr kommen darf. Die Quittung liegt jetzt auf dem Tisch: Nie zuvor war über ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro gesprochen worden, jetzt ist dies nicht länger tabu. Vielleicht war dieser Schockeffekt nötig, um einen Jeden in Griechenland und darüber hinaus vom Ernst der Lage zu überzeugen. Allerdings bleibt die Art und Weise, wie dies geschah, schlicht unannehmbar, so urteilt De Standaard.
Athen hat sich unmöglich gemacht
Das Grenz-Echo führt zum gleichen Thema aus: Seinen guten Ruf im eigenen Land hat Papandreou trotz des gestrichenen Referendums schon längst verloren. Nun droht ihm das gleiche Schicksal auf dem internationalen Parket. Griechenlands Freundeskreis schrumpft rapide. Bald wird die Frage daher nicht mehr lauten, wie Athen zu retten ist, sondern ob man sich an dieser Rettungsaktion überhaupt noch beteiligen will.
Het Belang van Limburg sieht die Euro-Zone in einem dramatischen Kampf ums Überleben. Die übermächtigen Schiedsrichter sind dabei die Finanzmärkte. Die viel zitierte Souveränität der Völker Europas spielt dabei leider nur noch eine untergeordnete Rolle. Griechenland ist dafür der Beweis: Die Bevölkerung wurde nicht zum Rettungsplan befragt, weil dies nicht in das Konzept der Rettung des Euro passte.
Den Euro aufgeben ist keine Alternative
Für Gazet van Antwerpen ist nach der jüngsten Entwicklung eines deutlich geworden: Die Griechen müssen sich nicht für oder gegen den Euro entscheiden, denn den Euro aufzugeben ist keine Alternative. Athen muss vielmehr seine Verschwendungsmethoden unmittelbar beenden und die Staatsausgaben drosseln. Das hat zur Folge, dass die griechische Bevölkerung über Jahre hinweg massiv sparen muss. Das ist ein hartes Rezept, aber dass es wirkt, hat Irland bewiesen. Dort hat eine zweijährige drastische Sparpolitik die Wirtschaft wieder auf Touren gebracht. Daran muss Griechenland sich jetzt ein Beispiel nehmen.
Ramponierte Glaubwürdigkeit
Im gleichen Zusammenhang notiert Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel: Für die Glaubwürdigkeit der Politik waren die letzten Tage außergewöhnlich schlecht. Über das wirtschaftlich unbedeutende Griechenland haben selbst Sarkozy und Merkel ihr Gesicht verloren, weil sie die Situation nach dem Brüsseler EU-Gipfel nicht mehr unter Kontrolle hatten. Dass jetzt ein Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone als reale Möglichkeit in den Raum gestellt wird, mag zwar Realpolitik sein, doch ist es auch eine neue Unsicherheit, die wirklich nicht dazu angetan ist, die Finanzmärkte zu beruhigen.
Kommen wir noch kurz ins eigene Land mit Le Soir, der heute das Thema der um sich greifenden Berufskrankheiten anspricht. Aufgrund von übertriebenem Geräusch, Strahlungen und Vibrationen leiden rund 50.000 Arbeitnehmer an berufsbedingten Krankheiten wie Rückenschmerzen, Erkrankungen der Atemwege und Taubheit.
De Morgen schließlich plädiert für eine Anpassung des Euthanasiegesetzes. Der Grund: Von 100.000 Sterbefällen wird die Hälfte angeblich dahingehend beeinflusst, den Tod schneller herbeizuführen. Eine Anpassung der Gesetzgebung ist folglich längst überfällig.
Bild: Alexandros Vlachos (epa)