"Griechenland zündet Bombe an den Börsen", titeln Het Belang van Limburg und Gazet van Antwerpen. De Standaard meint: "Europa versinkt im Chaos." La Libre Belgique schreibt: "Papandreou spielt mit dem Feuer." Und auch Le Soir findet: "Papandreou steckt Europa und die Börsen in Brand."
Mit seiner Ankündigung, ein Referendum über das Euro-Rettungspaket abzuhalten, hat Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou Europa ins Chaos gestürzt. An den Börsen standen die Zeichen gestern auf Rot: Auch Belgiens Banken mussten wieder heftige Kursverluste hinnehmen. Europas Spitzenpolitiker versuchen jetzt die griechische Bombe zu entschärfen. Dazu wollen sie sich heute treffen, noch vor dem Start des G20 Gipfels.
Grenze zum Wahnsinn
La Libre Belgique kann den Vorstoß Papandreous nicht nachvollziehen und fragt: Was ist mit Griechenlands Ministerpräsident los? Mit dem geplanten Volksentscheid drängt er Griechenland an den Rand der Pleite und damit auch den Rest der Euro-Zone. Das Referendum ist unverantwortlich und kommt dem politischen Selbstmord Papandreous gleich.
Het Nieuwsblad sieht es ähnlich. Eine Woche nach dem europäischen Krisengipfel ein solches Signal an den Rest der Welt zu senden, grenzt an Wahnsinn. Griechenland bereitet damit seinen Rauswurf aus der Euro-Zone vor. Doch der bleibt gefährlich und unerwünscht, und die Konsequenzen wären unvorhersehbar.
Het Belang van Limburg spricht von einer Verzweiflungstat. Natürlich ist ein Volksentscheid demokratisch. Aber wenn das Referendum zur Folge hat, dass die gesamte Euro-Zone abstürzt, und die Wohlfahrt von mehreren 100 Millionen Menschen in Gefahr ist, kann man dann noch von einem demokratischen Votum sprechen? Und die Zeitung fragt weiter: Dürfen wir diese Entscheidung wirklich zehn Millionen Griechen überlassen?
Für Het Laatste Nieuws muss sich Griechenland jetzt entscheiden: mitmachen oder sich zurückziehen. Das Blatt jedenfalls ist überzeugt: Mittlerweile könnte es billiger sein, die Banken gegen das griechische Risiko zu beschützen, als einem Land zu helfen, dem offenbar nicht mehr zu helfen ist.
Zeus lässt grüßen
L’Avenir findet: Papandreou hält sich für Zeus. Der oberste olympische Gott der griechischen Mythologie verwandelte sich in einen Stier, um die schöne Europa zu entführen. Für seine Geiselnahme reicht Papandreou allerdings die Ankündigung eines Referendums.
Auch De Standaard sieht es so: Ein Mann geiselt derzeit ganz Europa. Natürlich kann man Papandreou verstehen: Seine Mehrheit im Parlament schmilzt förmlich dahin. Der Protest in der Bevölkerung gegen die harten Sparauflagen wird immer heftiger. Und trotzdem ist der Volksentscheid unverantwortlich. Es geht nämlich nicht um ein Land, sondern um die gesamte Euro-Zone.
Le Soir ist anderer Meinung. Papandreou braucht die Unterstützung seiner Landsleute. Das gehört zum demokratischen Spiel: Gewählte Politiker brauchen den Rückhalt ihrer Bevölkerung. Als in Frankreich und den Niederlanden 2005 ein Referendum über die europäische "Verfassung" stattfand, hat niemand gemeckert. Auch 2008, als die Iren über den Vertrag von Lissabon entscheiden durften, gab es keine Proteste. Obwohl in beiden Fällen die Antwort "Nein" war. Auch vor zehn Tagen, als Angela Merkel ein zweites Gipfeltreffen angesetzt hat, um sich grünes Licht vom Deutschen Bundestag einholen zu können, hat ihr niemand Steine in den Weg gelegt. Trotzdem sollten die Griechen besser nicht mit "Nein" antworten, schlussfolgert Le Soir. Die EU und der Euro würden sich zwar davon erholen, aber für Griechenland würde das das Aus bedeuten.
Belgien sucht elf Milliarden Euro
De Morgen kommt auf die belgischen Haushaltsberatungen zurück, und titelt: Regierungsbildner Elio Di Rupo ist auf der Suche nach über elf Milliarden Euro. Schuld ist die gesunkene Wachstumsaussicht. Der Hohe Finanzrat hat sie halbiert. Statt bislang 1,6 wird nur noch ein Wachstum von 0,8 Prozent erwartet. Die Ministerpräsidenten der drei Regionen des Landes haben zwar angekündigt, auch ihre Ausgaben zu überdenken und an die schlechteren Wirtschaftszahlen anzupassen. Doch sind sie nicht unbedingt bereit, das Haushaltsloch auf föderaler Ebene zu stopfen.
Het Laatste Nieuws beleuchtet die Spannungen am Verhandlungstisch. Liberale, Christdemokraten und Sozialisten streiten sich über die aktuellen Zahlen und Berechnungen des Hohen Finanzrats. Der zuständige Haushaltsminister der scheidenden Regierung dagegen warnt: Der Etat für das kommende Jahr muss in zwei Wochen stehen. Ansonsten kommt er zu spät. Im Gespräch mit der Zeitung erklärt Guy Vanhengel: Di Rupo und Co. sollten jetzt nicht mehr um den heißen Brei reden. Sie müssen dringend Entscheidungen treffen. Wenn der Regierungsbildner dem Land einen Dienst erweisen will, muss er vor dem 15. November den Eid als Premierminister ablegen.
Goldener Oktober
Die schönste Meldung des Tages hat Het Laatste Nieuws auf Seite eins: Im Oktober gab es mehr Sonne als im Sommer. Im gerade zu Ende gegangenen Monat gab es insgesamt 162 Sonnenstunden - so viele wie seit 50 Jahren nicht mehr. Im verregneten Juli hatte die Sonne während gerade mal 140 Stunden geschienen. Auch im August sah es nicht besser aus. Der Wetterexperte der Zeitung meint: Nach dem sonnigen und warmen Herbst wird der Winter uns jetzt kürzer erscheinen.
Bild: Simela Pantzartzi (epa)